Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Abends«, sagte der Kapitän, »als ich in meinem Boot zum Fischen draußen war, überfiel mich eine seltsame Müdigkeit. Ich träumte von einem Menschen, der zu mir kam. Er sagte, er hieße Gareth, und ich müsste den Orkteil des Steins der Könige nach Alt-Vinnengael bringen. Die Zeit sei gekommen, dass die Eidbrecher wieder gutmachen sollten, was sie vor langer Zeit falsch gemacht hatten.
Als ich wieder aufwachte, ruderte ich zum Ufer zurück. Ich rief die Schamanen und erzählte ihnen von meinem Traum. Ich bat sie darum, die Vorzeichen danach zu befragen, ob wir wirklich auf diesen Menschen hören sollten. Und etwas Seltsames geschah. Niemand hatte so etwas je zuvor gesehen. Die Vorzeichen waren gleichzeitig gut und schlecht.
Was hatte das zu bedeuten? Was sollte ich tun? Wer konnte es mir erklären? Meine Schamanen haben es versucht.« Der Kapitän machte eine verächtliche Geste. »Jene mit dem guten Vorzeichen sagten, ich müsse gehen, sonst wäre alles verloren. Die mit dem schlechten Vorzeichen meinten, ich dürfe auf keinen Fall gehen, sonst sei alles verloren. Die Schamanen haben sich wegen der Angelegenheit sogar geprügelt.
Mein Urgroßvater war der Kapitän der Kapitäne, welcher den Stein der Könige von König Tamaros entgegengenommen hat. Er war der Eidbrecher. Die Orks hatten danach eine schwere Zeit. Mein Urgroßvater glaubte schließlich, dass er uns mit seinem Eidbruch Unglück gebracht hat. Unser heiliger Berg wurde uns genommen. Viele Tausende von unserem Volk wurden in die Sklaverei verschleppt. Es ist an der Zeit, den Eid zu erfüllen und den Stein zurückzugeben. Das dachte ich jedenfalls. Aber was war mit dem schlechten Vorzeichen?
Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, fuhr ich abermals in meinem Boot hinaus und hoffte, den Menschen aus meinem Traum wiederzufinden, wenn ich dort noch einmal einschlief. Während ich darauf wartete, angelte ich. Ich begann schon zu befürchten, dass sich die Götter von mir abgewandt hatten. Ich warf mein Netz ein letztes Mal aus, und diesmal fing ich etwas.«
Der Kapitän zeigte auf Silwyth. »Ich fing einen Elf.«
»Das kann ich nicht glauben«, murmelte Damra. »Nicht mal von ihm.«
»Aber seht Ihr denn nicht, wie schlau das ist?«, murmelte Shadamehr.
»Oh, er ist sehr schlau«, entgegnete Damra.
»Die Geschichten von Dunner berichten auch von diesem hier«, schloss sich Wolfram dem Gespräch an. »Silwyth die Schlange, hat Dunner ihn genannt. Er hat behauptet, es sei dieser Silwyth gewesen, der den jungen Prinzen in den Untergang gelockt hat.«
»Er beobachtet uns«, warnte Damra. »Seht Euch seine Miene genau an. Selbstgefällig und wissend. Als könnte er jedes Wort hören, das wir über ihn sprechen.«
Es war schwer, in den Falten der ledrigen Haut des Elfen noch so etwas wie einen Gesichtsausdruck zu finden. Er hatte die dunklen Augen auf sie gerichtet, und sie glitzerten von etwas, bei dem es sich durchaus um Selbstzufriedenheit handeln mochte oder auch Heiterkeit – oder Bosheit. Es war schwer zu sagen.
»Ihr traut ihm immer noch nicht?«, fragte Shadamehr.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Damra voller Unruhe. »Ich weiß es einfach nicht.«
Der Kapitän hatte mit der Geschichte innegehalten und beäugte sie nun grimmig. Sie wartete, bis sie wieder schwiegen.
»Verzeiht«, sagte Shadamehr demütig. »Ich wollte Euch nicht unterbrechen. Bitte erzählt weiter.«
»Ich zog den Elf in meinem Netz aus dem Wasser«, fuhr der Kapitän fort. »Er behauptete, die Götter hätten ihn geschickt, und er käme wegen des Steins der Könige. Ich erzählte ihm von den unterschiedlichen Vorzeichen, und er konnte mir erklären, wie es dazu gekommen war.«
»Da bin ich sicher«, meinte Damra.
Shadamehr versetzte ihr einen leichten Stoß, damit sie schwieg.
»Die Vorzeichen bedeuteten, dass es gut und schlecht für die Orks sein würde, wenn ich den Stein der Könige nach AltVinnengael bringe. Aber dass das Gute das Schlechte überwiegt. Und das stimmt«, fügte der Kapitän hinzu. »Der Schamane mit dem guten Vorzeichen hat auch den mit dem schlechten Vorzeichen bei der Schlägerei besiegt. Ich beschloss, den Stein nach Alt-Vinnengael zu bringen und den Schwur meines Großvaters zu erfüllen.
Der Elf sagte mir, ich solle den Dunkelfluss hinauffahren. Ich hatte das ohnehin geplant, aber diese Froschsöhne in Krammes weigerten sich, mein Schiff durchzulassen …«
»Und daher habt Ihr sie angegriffen!«, sagte Shadamehr.
»In der Tat«,
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