Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
erreicht hatte, befahl Dagnarus seinem Kämmerer, die Tür zu schließen, und seinen Wachen, niemanden hereinzulassen. Dagnarus gab vor, ein prüder Mann zu sein, der gewisse Dinge am liebsten in vollkommener Abgeschiedenheit erledigte, und hatte sich in seinen Gemächern ein Wasserklosett für seine persönlichen Bedürfnisse bauen lassen. In dieser fensterlosen Kammer mit den Steinmauern, dem Steinboden und der schweren Tür antwortete Dagnarus auf den Ruf des Vrykyl.
»Es läuft hier nicht alles nach Plan, Herr«, sagte Shakur. »Klendist war nicht am Treffpunkt. Ich habe Euch ja schon gesagt, dass er unzuverlässig ist …«
»Was ist ihm zugestoßen? Es muss etwas passiert sein.«
»Ich habe keine Ahnung, Herr. Als ich eintraf, war das Söldnerlager leer. So, wie es aussah, waren sie schon mehrere Tage nicht da gewesen. Ich habe noch einen Tag gewartet, aber sie sind nicht zurückgekehrt.«
»Und die Paladine? Der Stein der Könige?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Shakur mürrisch. »Ich habe jede Spur von ihnen verloren. Es war nicht meine Sache …«
»Wenn dir deine Zunge wichtig ist, Shakur, solltest du damit aufhören, sie zu wetzen«, knurrte Dagnarus.
»Ja, Herr.«
»Ich hätte diese Angelegenheit nicht irgendwelchen Bediensteten überlassen sollen«, murmelte Dagnarus. »Aber wie hätte ich so plötzlich hier verschwinden können? Es gibt gewisse Nachteile, was das Königsein betrifft. Es schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Bei der Leere! Wenn ich nur eine Möglichkeit finden könnte, mich zu teilen und an zwei Orten gleichzeitig zu sein.«
»Ja, Herr«, sagte Shakur. »Wie lauten Eure Befehle?«
»Ich werde mich selbst um die Angelegenheit kümmern. Das hätte ich schon die ganze Zeit über tun sollen.«
»Ja, Herr. Übrigens, K'let ist hier, mit einer großen Streitmacht von Taan.«
»Falls du geglaubt hast, dass diese Nachricht mich erschreckt, Shakur, dann hast du dich geirrt. Ich weiß, was K'let vorhat. Der Taan mag ja ganz schlau sein, aber Raffinesse gehört nicht zu seinen Stärken. Ich werde mich um ihn kümmern, sobald ich die Paladine habe.«
»Sehr gut, Herr.«
»Ich werde bald eintreffen, Shakur«, sagte Dagnarus und brach den Kontakt ab.
Zum Glück hatte er bereits Vorkehrungen für seine Abwesenheit getroffen. Er hatte alle wissen lassen, wie gern er jagte. Der ehemalige König hatte ein Jagdhaus in den Illanof Bergen gehabt. Dagnarus behauptete, dem Hofleben entfliehen zu müssen, und ging nun angeblich auf die Jagd. Der Drache der Leere, einer der fünf, welche auf dem Drachenberg lebten, wartete bereits auf Dagnarus' Ruf und würde ihn schnell nach Alt-Vinnengael tragen. Sobald er dort angekommen war, würde er nach den vier Paladinen suchen und sie finden.
Er fuhr mit dem Finger über die scharfe Kante des Dolchs der Vrykyl.
»Wo ist Silwyth?«, fragte Shadamehr.
Damra sah sich um. »Ich dachte, er wäre dabei, Euch und dem Kapitän mit dem Boot zu helfen.«
»Und ich dachte, er wäre mit Euch vorausgegangen, um das Gelände auszuspähen«, sagte Shadamehr. »Und jetzt scheint er verschwunden zu sein.«
Auf Anraten von Silwyth hatten die Paladine ihr Boot in einigem Abstand von den Ruinen von Alt-Vinnengael zurückgelassen. Sie gingen nun eine alte Straße entlang, die an der Getreideküste entlangführte, einer fruchtbaren Region, die Vinnengaels Brotkorb genannt wurde. Selbst jetzt waren hier noch Überreste von Bauerndörfern zu sehen. Die Dörfer waren zwar den Auswirkungen der magischen Explosion entgangen, aber nicht dem Krieg als solchem. Dagnarus' Soldaten hatten die Höfe geplündert, das Essen gestohlen, Vieh geschlachtet und alles angezündet, das sie nicht hatten wegschleppen können.
»Guter Boden hier«, meinte Shadamehr. Er bückte sich, um eine Hand voll der schwarzen Erde aufzuheben, und ließ sie durch seine Finger rieseln.
»Es wundert mich, dass niemand zurückgekommen ist, um dieses Land zu bebauen«, sagte Damra. »Es ist ziemlich weit von den Ruinen der Stadt entfernt. Sie könnten ihre Waren flussabwärts schiffen.«
»Das da ist der Grund«, erklärte Shadamehr und zeigte auf den Straßenrand. »Bahkspuren. Frische.«
»Diese Spuren sind ja riesig!«, staunte Damra ehrfürchtig. »Ich könnte mich ganz in eine hineinlegen.«
»Ja, Bahk sind ziemlich unangenehm. Ich habe gegen einen oder zwei gekämpft, und es hat mir nicht viel Spaß gemacht.«
»Kann ich mir vorstellen. Und da wir die Steine der Könige bei uns haben«, warf
Weitere Kostenlose Bücher