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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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gebreitet.
    Shadamehr fragte sich, ob das ein Totenritual der Pecwae war oder ob der Tod ihres Enkels die Großmutter so überwältigt hatte, dass sie den Verstand verloren hatte. Immerhin glaubte er selbst, nicht damit zurechtkommen zu können, und musste sich mit aller Kraft an seinen gesunden Menschenverstand klammern.
    Er konnte Alises Gesicht, das unter ihrem schimmernden Haar verborgen war, nicht sehen. Sie hatte offenbar keine Schmerzen mehr. Ihr Körper wirkte entspannt, die Arme und Beine zuckten nicht mehr. Es sah aus, als schliefe sie, und er war dankbar, dass er sich so an sie würde erinnern können.
    Er kniete sich neben sie. Er griff nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. »Lebe wohl, meine Liebste …«
    Die Großmutter streckte die Hand aus und zog Alise das wirre Haar vom Gesicht.
    Shadamehr keuchte.
    Alises Gesicht war glatt und von keiner einzigen Narbe gezeichnet. Als die Großmutter sie berührte, schlug sie die Augen auf. Bei Shadamehrs Anblick lächelte sie schläfrig, dann schloss sie die Augen wieder und schlief weiter.
    »Ihr habt das getan!«, rief er und starrte die Großmutter an, deren verschrumpeltes Nussgesicht plötzlich das schönste Antlitz in ganz Loerem zu sein schien.
    Die Großmutter schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ich konnte vielleicht ein bisschen helfen. Aber dies ist das Werk der Götter.« Sie seufzte, dann blickte sie auf und fragte leise: »Bashae?«
    »Er ist gegangen, Großmutter. Es tut mir sehr Leid.« Shadamehr zeigte ihr den Rucksack. »Er hat mir den Stein der Könige gegeben. Ich werde dafür sorgen, dass seine Mission zu Ende gebracht wird. Das habe ich ihm versprochen.«
    Sie nickte und zupfte an ihrem Rock herum, strich eine Falte glatt, arrangierte ein paar Steine neu. Sie trug jetzt nur noch ein Hemd, das abgetragen aussah. Die Glöckchen ihres Rocks klingelten leise.
    »Sie wird lange schlafen«, sagte die Großmutter. »Wenn sie aufwacht, wird sie wieder gesund sein.« Sie schaute Shadamehr an, und ihre Augen glitzerten im Laternenlicht. »Sie liebt Euch sehr.«
    »Und ich liebe sie«, meinte Shadamehr und umklammerte Alises Hand, als wolle er sie nie wieder gehen lassen.
    Die Großmutter ballte die Fäuste. »Zwei Magnete«, sagte sie. »Sie ziehen sich beide mächtig an, aber wenn man sie zusammenlegt, was passiert dann?« Die beiden Fäuste zuckten auseinander. »Die Götter wollen, dass sie immer getrennt bleiben.«
    »Ich hatte noch nie viel für die Götter übrig«, sagte Shadamehr. Er fuhr mit der Hand durch Alises schweißfeuchte Locken.
    »Das solltet Ihr aber«, brummte die Großmutter. Mit einer raschen Bewegung zog sie den Rock von Alise und wieder über ihren eigenen Kopf. Sie wackelte ein bisschen, und der Rock rutschte auf ihre knochigen Hüften, fiel in Falten um ihre Beine, und die Glöckchen klingelten hektisch. »Die Götter haben sie zurückgebracht.«
    »Aber sie haben Bashae nicht gerettet«, sagte Shadamehr. »Ihr habt die Götter darum gebeten, ihn zu heilen, und sie haben sich geweigert.«
    Die Großmutter schwieg nur und wischte sich die Augen.
    »Warum seid Ihr darüber nicht zornig?«, wollte Shadamehr wissen. »Die Götter haben diese Frau gerettet, die Euch vollkommen fremd ist, und haben Euch Bashae genommen. Euren Enkel. Warum tobt und schreit Ihr nicht vor Zorn, bis Eure Stimme selbst den Himmel taub werden lässt?«
    »Er fehlt mir«, sagte sie schlicht. Trauer und Schmerz standen ihr ins Gesicht geschrieben, aber ihre Stimme klang ruhig und gefasst. »Ich habe all meine Kinder und viele Enkel begraben. Bashae war mein Lieblingsenkel. Er war noch so jung, sein Leben hatte gerade erst begonnen. Deshalb habe ich die Götter darum gebeten, ihn zurückzubringen. Ich habe sie sogar gefragt, ob sie nicht mich an seiner Stelle nehmen wollten. Ich hatte angenommen, dass ich diejenige sein würde, die auf dieser Reise stirbt. Hier, in meiner Schlafstadt. Aber« – sie zuckte die Schultern, und die Glöckchen klingelten leise – »die Götter haben sich anders entschieden.
    Ein Neugeborenes schreit und weint, wenn es in die Welt kommt. Es jammert, wenn es das Licht sieht. Wenn man einem Baby die Wahl ließe, würde es in die warme, sichere Dunkelheit zurückkehren. Und dennoch sagen wir, das Leben sei ein Geschenk.« Die Großmutter schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist der Tod ein größeres Geschenk. Wie dieses Baby, so haben auch wir nur Angst, das hinter uns zu lassen, was wir kennen.«
    Shadamehr

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