Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Blicke. Keiner hatte auch nur gehört, wie der Krieger näher gekommen war.
»Unser Anteil an der Mission des Ritters ist beendet«, erklärte Jessan. »Der Stein der Könige wurde weitergegeben, und ich bin das verfluchte Messer des Vrykyl los. Ich habe Bashae versprochen, dass wir ihn nach Hause bringen werden. Wir haben das Versprechen, das wir dem Ritter gegeben haben, erfüllt und können gehen, ohne unsere Ehre zu verlieren.«
»Ihr habt viel mehr als das getan, Jessan«, sagte Shadamehr. »Wenn ihr beiden geht, dann tut ihr das sehr ehrenvoll. Du, Bashae und die Großmutter. Ich kenne nicht viele andere, die mutig, stark oder weise genug wären, um das leisten zu können, was ihr erreicht habt. Aber ihr begebt euch in große Gefahr. Die Armee von Taan, die euch durch das Portal gefolgt ist, sammelt sich gerade da draußen, und ihr seid jetzt nur noch zu zweit.«
»Uns wird nichts passieren«, sagte Jessan mit einem dünnen Lächeln. »Die Großmutter hat ihre sechsundzwanzig Türkise, und sie spricht bereits davon, einen anderen Stock zu schnitzen, in dem sie die Achataugen befestigen will. Und was Bashae angeht… hört Ihr das?« Er nickte zu dem anderen Zimmer hin, wo man die Großmutter leise singen hören konnte. »Sie spinnt ein magisches Netz um Bashae. Er wird in Sicherheit sein.«
»Sie könnten mit mir und dem Rest Eurer Leute kommen, Herr«, bot Ulaf an. »Meine Kameraden und ich ziehen nach Osten«, sagte er dann zu Jessan. »Wie der Baron schon sagte, die Straßen könnten gefährlich sein. Wir könnten ein weiteres Schwert gebrauchen. Kommt Ihr mit uns?«
Jessans Miene wurde verschlossen und misstrauisch.
»Ich habe genügend Beweise dafür gesehen, wie wertvoll Ihr als Krieger seid, Jessan«, fügte Ulaf hinzu. »Es kann sein, dass wir direkt auf die Taanarmee stoßen. In diesem Fall kann ich mir niemanden denken, den ich lieber an meiner Seite hätte.«
Jessan nickte zufrieden. »Dann werde ich mit Euch kommen, wenn die Großmutter einverstanden ist.«
Ulaf überredete die bedrückte Maudie, die Bashaes Leiche nicht ansehen konnte, ohne in Tränen auszubrechen, sich zusammenzunehmen und ihm warme Decken für Alise zu bringen.
»Ich weiß nicht, was wir mit Maudie machen sollen«, sagte Shadamehr, der mit Ulaf zur Tür ging. »Die Stadt wird in einem oder zwei Tagen belagert werden.«
»Sie ist hier sicherer als irgendwo anders«, erklärte der praktisch denkende Ulaf. »Sagt ihr, sie soll ihre kräftigsten Stammgäste einladen, um ihr bei der Verteidigung ihres Eigentums zu helfen.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Shadamehr. »Ich sollte etwas tun, sollte irgendwie helfen. Stattdessen laufe ich weg.«
»Ihr habt den Stein der Könige«, rief ihm Ulaf ins Gedächtnis. »Das dürft Ihr nicht vergessen. Ich habe Jessan und der Großmutter gesagt, sie sollen im Morgengrauen zum Aufbruch bereit sein. Lebt wohl, Herr. Ich wünsche Euch eine gute Reise.«
»Ich dir ebenfalls«, sagte Shadamehr und schüttelte seinem Freund die Hand. »Mit etwas Glück sind die Stadtwachen immer noch mit dem Aufruhr in der Molligen Mieze beschäftigt. Du solltest den Tempel erreichen können, ohne dass man dich aufhält. Grüße Rigiswald von mir.«
Shadamehr kehrte in den Lagerraum zurück und sah, dass die Großmutter Alise fest in eine Decke gepackt hatte, indem sie die Ränder feststeckte wie eine Mutter bei einem Neugeborenen. Alise hatte dabei fest weitergeschlafen. Nun kam die schwierige Zeit des Abschieds.
Jessan kniete neben Bashae und hielt schweigend Wache bei der Leiche seines Freundes. Die Großmutter saß da und starrte in die Flammen des Feuers, das unbekümmert vor sich hin flackerte.
Shadamehr legte Jessan die Hand auf die Schulter. Der junge Mann stand auf, und die beiden gingen in den hinteren Teil des Schankraums.
»Ulaf hat mir von dem Kampf erzählt. Er sagte, du hättest den Vrykyl angegriffen, obwohl er dich hätte umbringen können. Niemand bezweifelt, dass du alles getan hast, um deinen Freund zu retten. Es gibt nichts, was du bedauern müsstest.«
»Nein, ich habe nichts zu bedauern«, sagte Jessan schlicht. »Bashae ist wie ein Krieger gestorben. Er wird von meinem Volk hoch geehrt werden. Mir die Schuld an seinem Tod zu geben, würde ihn um seinen Sieg bringen. Aber er wird mir fehlen«, fügte er sanfter hinzu, »denn er war mein Freund, aber das ist mein Verlust, und ich muss damit zurechtkommen.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach«, murmelte Shadamehr. Er
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