Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
zusammenhängt, auseinander zu setzen. Griffith hatte sich dem Studium der Vrykyl gewidmet, und seine Gedanken bewegten sich nun selbstverständlich von den mit Heimweh beladenen Erinnerungen an die Jahre in Ergil Amdissyn zu seinen Studien hinsichtlich der Vrykyl und Shadamehrs schlechten Nachrichten, dass der kleine König von Neu-Vinnengael tot und sein Körper von einer dieser widerwärtigen Kreaturen der Leere gestohlen worden war.
Griffith dachte darüber nach, und als ihm wieder einfiel, dass Shadamehr im Palast verwundet worden war, konnte er sich zumindest erklären, weshalb die Leere sowohl Shadamehr als auch Alise besudelt hatte. Dann spürte er eine leichte Berührung an seinem Arm, und als er sich umdrehte, stand seine Frau neben ihm.
»Störe ich?«, fragte Damra.
»Meine Gedanken waren finster«, sagte er. »Ich bin froh, abgelenkt zu werden. Wie geht es dir heute früh? Du hattest eine unruhige Nacht. Hast du schlecht geträumt?«
»Man könnte eher sagen, ich bin schlecht erwacht«, erklärte Damra bedrückt. Sie stellte sich nicht so dicht an die Reling wie ihr Mann, sondern hielt respektvollen Abstand und warf hin und wieder einen unruhigen Blick auf das Wasser, welches sich in einem weiten, schäumenden V vom Bug des Schiffes ausbreitete.
»Ich wünschte, du würdest dich nicht dort hinstellen, Liebster«, sagte sie. »Ich halte es nicht für sicher.«
Griffith lächelte, aber er tat, um was seine Frau ihn gebeten hatte. Er ging mit ihr zur Mitte des Decks, setzte sich auf eine Holztruhe und zog sie neben sich.
»Silwyth ist letzte Nacht zu mir gekommen«, sagte Damra.
»Dann war es wirklich ein schlechter Traum«, meinte Griffith.
»Es war kein Traum«, widersprach Damra. »Er war hier, bei uns an Bord.«
»Liebste …«, begann Griffith.
»Ich weiß, es klingt verrückt. Ich dachte zuerst auch, ich würde träumen, aber er hat mit mir gesprochen und mich am Handgelenk gepackt. Er war so dicht neben mir und so wirklich, wie du es gerade bist.«
Griffith zweifelte immer noch. »Ich will dir ja gern glauben, meine Liebe, aber wie …«
Damra schüttelte den Kopf. »Seine Kleidung war nass, also nehme ich an, dass er vom Ufer aus zum Schiff geschwommen ist. Ich kann mir allerdings nicht erklären, wie es ihm gelungen ist, den Orks aus dem Weg zu gehen. Andererseits ist Silwyth ohnehin ein Geheimnis. Einstmals war er Dagnarus' treuester Diener. Wenn er dich nicht aus dem Gefängnis des Schilds befreit und mir den Stein der Könige anvertraut hätte, würde ich nicht… ich glaube nicht… und dennoch…«
Sie hielt inne, denn sie wusste nicht, wie sie ausdrücken sollte, was ihr durch den Kopf ging, und dann zuckte sie hilflos mit den Schultern. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber alles, was mit Silwyth zusammenhängt, ist irgendwie seltsam. Und dennoch sieht es so aus, als sollte ich ihm trauen.«
Damra warf ihrem Mann einen Seitenblick zu.
Griffith lächelte wehmütig und zuckte mit den Schultern. »Was könnte ich dir sagen, meine Liebe? Dass er Teil einer schwer zu durchschauenden Verschwörung sein könnte? Dass er das alles nur getan hat, um unser Vertrauen zu erschleichen und uns zu vernichten?«
»Klingt durchaus wahrscheinlich«, meinte sie grimmig.
»Wieso, was hat er dir denn gesagt?«
»Dass die Macht der Leere wächst«, erklang plötzlich Shadamehrs Stimme hinter den Elfen. »Dass niemand Dagnarus davon abhalten kann, sich den Stein der Könige zu verschaffen, und wenn er das erst erreicht hat, wird er die Welt als eine Art Halbgott beherrschen. Und dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt, dies zu verhindern: alle vier Teile des Steins der Könige zum Portal der Götter zu bringen und sie wieder zusammenzusetzen. Habe ich Recht?«
Damra und Griffith blickten verblüfft zu ihm auf.
»Woher wisst Ihr das?«, fragte Damra.
»Weil ein anderer Diener des Lords der Leere mir das Gleiche gesagt hat«, erwiderte Shadamehr finster.
»Wer hat mit Euch gesprochen?«, fragte Damra, deren Staunen sich immer mehr vertiefte.
»Dagnarus' Magier der Leere, Gareth.«
»Letzte Nacht?«
»Ja, während ich schlief. Ich dachte, ich würde träumen, aber meine Träume sind meistens vollkommen albern. Ich erscheine nackt bei Hofe, falle von Brücken in Schluchten, oder ich werde von ganzen Horden schöner Frauen verfolgt. Solche Träume.«
»Seid Ihr eigentlich niemals ernst, Baron?«, fragte Damra kühl.
»Was diese Sache angeht, bin ich es«, erklärte Shadamehr. »Oder ich
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