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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Fahrt in der Kutsche sprach er mit seinen Bewachern über die Kämpfe der Vinnengaelier gegen Zwergenbanden, und er machte ihnen sehr deutlich, dass er diese Kämpfe genauestens studiert hatte und nun kluge Bemerkungen über Strategie und Taktik beider Seiten beisteuern konnte. Selbst die hart gesottensten Kriegsmagier fanden sich gegen ihren Willen ins Gespräch gezogen, und am Ende der Fahrt konnten sie nicht umhin, Dagnarus mit widerwilligem Respekt zu betrachten. Mit Krieg kannte er sich aus, das zumindest war sicher.
    Wer er war, woher er kam, wie er sich seine Armee von Ungeheuern verschafft hatte und warum er Vinnengael angriff – auf diese Fragen hätten die Kriegsmagier wirklich gern eine Antwort erhalten. Er war ein Mensch und schien etwa fünfunddreißig Jahre alt zu sein, hatte rötlich braunes Haar und klare grüne Augen. Er war glatt rasiert, hatte ein liebenswertes Lächeln und wirkte sehr umgänglich. Seine Beherrschung der Allgemeinen Sprache war makellos, was darauf hinwies, dass er aus Vinnengael stammte, aber er benutzte ein paar sehr altmodische Ausdrücke, die, wie einer der Magier sagte, »schon graues Haar und einen Bart hatten, als mein Großvater noch jung war«. Die Kriegsmagier versuchten vergeblich, ihn dazu zu bringen, mehr über sich zu verraten. Wenn sie ihn mit ihren Fragen zu sehr bedrängten, wich er ihnen auf ausgesprochen geistreiche Art aus.
    Sie nahmen ihm die Augenbinde nicht ab, als sie ihn durch die Flure des Palasts zur Halle Vergangenen Ruhms führten. Er ließ sich diese Entwürdigung gut gelaunt gefallen, grinste unter der Maske und beschwerte sich, dass er keine der schönen Frauen sehen könne, für welche die Stadt angeblich so berühmt sei. Als er an einer verdutzten Hofdame vorbeikam und einen Hauch Parfüm wahrnahm, hielt er inne, um sich höflich vor der für ihn unsichtbaren Frau zu verbeugen.
    Man brachte ihn in die Halle Vergangenen Ruhms, wo man ihm die Augenbinde abnahm. Er blinzelte ein paar Mal, um sich an das Licht zu gewöhnen, dann sah er sich lächelnd um. Man begegnete ihm mit feindseligem Starren, angewidert verzogenem Mund, Flüstern und Murmeln. Die offensichtliche Feindseligkeit schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Er blieb ruhig, entspannt und selbstsicher.
    Ganz die beleidigte Majestät stand die Regentin mit gefalteten Händen und hoch erhobenem Kopf auf dem Podium. Wenn sie gehofft hatte, Dagnarus mit dieser Haltung einschüchtern oder ihm ein schlechtes Gewissen einjagen zu können, dann hatte sie sich geirrt. Er achtete nicht einmal auf sie, sondern starrte wie gebannt eines der Wandgemälde an, welche das alte Vinnengael darstellten. Dann wandte er sich an Tasgall, der gerüstet und auf alles vorbereitet an seiner Seite stand.
    »Soll das der Königliche Palast sein, Magus?«, fragte Dagnarus.
    Tasgall antwortete misstrauisch, denn er traute nicht einmal dieser scheinbar unschuldigen Frage. »Warum wollt Ihr das wissen, Sir?«
    »Weil Ihr es falsch getroffen habt, wenn es wirklich eine Abbildung des Palastes sein soll«, erwiderte Dagnarus lachend.
    Bevor ihn jemand aufhalten konnte, ging er quer durch den Saal, wobei die Barone, Höflinge und Ordensoberhäupter erschrocken vor ihm zurückwichen. Die Kriegsmagier folgten ihm mit gezogenen Waffen und bereit, Bannsprüche auszusprechen. Er beachtete sie nicht, sondern ging weiter und stellte sich vor das Wandgemälde, nicht weit von dem Stuhl entfernt, auf welchem sich Rigiswald niedergelassen hatte und vorgab, in einem Buch zu lesen.
    Die Regentin starrte Dagnarus wütend hinterher und warf dann Tasgall einen zornigen Blick zu, der seinerseits mit den Schultern zuckte, um anzudeuten, dass er keine Ahnung hatte, was hier los war, und auch nichts dagegen unternehmen würde, solange der Mann keine Gefahr darstellte.
    Dagnarus betrachtete das Gemälde forschend. »Der Künstler hat den Wasserfall richtig dargestellt, aber den Palast hat er vollkommen verdorben.« Er zeigte auf eine Stelle des Gemäldes. »Dieser Flügel zog sich bis hier hinüber. Der Eingang war dort, nicht hier, wo er ihn eingezeichnet hat. Er hat einen zusätzlichen Turm hinzugefügt, und deshalb weist der Balkon, auf dem mein Vater immer auf und ab ging, viel zu weit nach Westen. Bevor ich gehe, werde ich eine Zeichnung anfertigen, damit Ihr die Abbildung verbessern könnt.«
    Als er hinter sich nichts hörte – die Stille war derart, dass alle im Raum ebenso gut hätten tot sein können –, drehte sich Dagnarus

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