Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
denen, welche sie wirken. Das liegt in ihrem Wesen«, erklärte die Regentin. »Ich denke, Ihr seid einfach falsch unterrichtet, Inquisitor.«
»Wir haben diese Neuigkeiten unter größten Gefahren für jene unserer Brüder erhalten, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um unter diesen Geschöpfen zu wandeln«, entgegnete der Inquisitor mit eisiger Stimme. Er war zornig, weil man seine Worte anzweifelte. »Die Taan können das erreichen, indem sie Edelsteine unter ihrer Haut anbringen. Wir wissen nicht genau, wie diese Steine wirken, aber wir haben die Theorie aufgestellt, dass sich die Taan der Energie der Steine bedienen, um ihre Magie zu wirken, und auf diese Weise nicht dazu gezwungen sind, ihre eigene Energie zu verwenden.«
»Wie auch immer sie es machen, Regentin«, erklärte Tasgall, »wenn es stimmt, was er sagt – und ich fürchte, wir müssen ihm glauben –, dann bedeutet das, dass wahrscheinlich jeder einzelne der Feinde, welche über unsere Mauern kommen werden, ein Magier der Leere ist und im Stande, uns ebenso mit Todes- und Verzweiflungszaubern anzugreifen wie mit Stahl.«
Die Regentin schien entsetzt zu sein, aber dann kniff sie die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Ich schlage nicht vor, dass wir uns ergeben«, fügte Tasgall hinzu, der wusste, was sie dachte. »Wir werden siegen, daran zweifle ich nicht. Die Götter können etwas anderes einfach nicht erlauben. Aber die Schlacht wird blutig und vernichtend sein.«
»Gibt es sonst noch etwas, was Ihr über diese Taan in Erfahrung gebracht und uns bislang verschwiegen habt?«, wollte die Regentin wissen.
»In der Armee von Lord Dagnarus befinden sich auch mehrere dieser untoten Ritter der Leere, welche als Vrykyl bekannt sind«, erklärte der Inquisitor, der sich kein bisschen um ihren unausgesprochenen Vorwurf scherte. »Vrykyl, die viel mächtiger sind als der, welcher vor zwei Nächten von unseren heldenhaften Kriegsmagiern getötet wurde. Die Vrykyl beherrschen die Magie der Leere aufs Vortrefflichste. Denkt nur daran, wie viele unserer Kriegsmagier es brauchte, um mit einem einzigen von ihnen fertig zu werden, und das war noch ein vergleichsweise schwacher. Womit ich Eure heldenhaften Taten nicht herabsetzen will, Mylord.«
Der Inquisitor verbeugte sich vor Tasgall, welcher die Verbeugung schweigend erwiderte, aber kein Wort sagte.
»Wenn unsere Paladine anwesend wären, könnten sie den Vrykyl gleich zu gleich gegenübertreten, aber wenn ich es recht verstanden habe, Regentin, dann habt Ihr den Rat aufgelöst und die Paladine aus der Stadt verwiesen.«
»Ich bin nur dem Willen der Götter gefolgt«, erwiderte Clovis durch zusammengebissene Zähne. Sie war erschüttert, das war ihr deutlich anzumerken, und sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. »Diese Paladine wurden durch unvollkommene Mittel geschaffen und sind daher selbst unvollkommen. Der verrückte Lord Gustav war ein hervorragendes Beispiel dafür.«
»Der ›verrückte‹ Lord Gustav war klug genug, unseren Teil des Steins der Könige zu finden, der seit zweihundert Jahren verschwunden war«, erklärte der Inquisitor.
Man hörte, wie die meisten Magier verblüfft nach Luft schnappten. Mit großen Augen wandten sie sich der Regentin zu. Tasgall, Oberhaupt des Ordens der Kriegsmagier, und der Seneschall, der kommandierende Offizier der königlichen Wache, waren die Einzigen, die nicht entsetzt zu sein schienen.
»Ist dies wirklich wahr, Ehrenwerteste Hohe Magierin?«, wollte das Oberhaupt des Diplomatenordens wissen.
»Die Götter seien gelobt«, flüsterte das Oberhaupt der Schreiber.
»Damit wäre ich nicht so vorschnell«, warf der Inquisitor trocken ein. »Lord Gustav hat den Stein zwar gefunden, aber er ist gestorben, bevor er ihn abliefern konnte. Seitdem ist der Stein wieder verschwunden. Es sei denn, Ihr habt ihn inzwischen finden können, Regentin?«
»Nein, das habe ich nicht«, antwortete die Regentin säuerlich. »Und ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr leiser sprechen würdet, Inquisitor.«
»Eine Schande«, sagte der Inquisitor. »Der Stein hätte uns vielleicht dabei helfen können, diese Ungeheuer der Leere abzuwehren.«
»Aus politischen Gründen …«, begann die Regentin zornig.
»Die Leere arbeitet an uns allen«, warf Tasgall warnend ein. »Ich gehe davon aus, dass ihr das alle wisst.«
Sie hörten auf zu streiten.
»Und was sollen wir nun tun?«, fragte Clovis. Sie wandte sich an Tasgall. »Empfehlt Ihr tatsächlich, dass wir mit
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