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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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seiner Sippe zu töten.« Er hielt das Buch in die Höhe. »Seht ihr dieses kostbare Christenbuch? Es gehörte zu der Beute von unserem letzten Kriegszug. Der Angeklagte wollte es für sich behalten und belog mich und seine Verwandten auf schmähliche Weise. Er entging meiner gerechten Strafe, indem er sich mit den bösen Mächten verbündete, und stahl einen Sklaven, um ihn bei einem Araber einzutauschen, dem ich es verkauft hatte. Er wollte mit dem wertvollen Buch fliehen, deshalb kam es zum Kampf mit ihm.«
    »Du hast das Buch gestohlen?«, wandte sich Thorgeir an Hakon.
    »Ich habe es einem jungen Pfaffen abgenommen«, räumte dieser ein. »Odin wollte, dass ich es besitze. Nicht wegen des Silbers, das ich dafür bekommen hätte, sondern …« Er suchte nach den passenden Worten. »Ich brauche das Buch, um den richtigen Weg gehen zu können. Es ist für mich bestimmt. Ivar hat kein Recht, es einem anderen Mann zu verkaufen.«
    »Du willst es kaufen?«, verstand Ivar ihn absichtlich falsch. »Willst du mir weismachen, du hättest genug Silber, um etwas so Wertvolles zu erwerben?«
    »Es gehört mir!«, rief Hakon.
    »Schweig!«, wies Thorgeir ihn zurecht. »Ich habe genug gehört. Die Würdenträger dieses Landes werden darüber beraten, was mit dir geschehen soll.« Er wandte sich an Gunnar. »Bring ihn zurück in seine Hütte, mein Freund. Sobald wir zu einem Urteil gekommen sind, schicke ich dir einen Boten.«
    Hakon verbeugte sich und folgte Gunnar aus der Schlucht. Er sagte kein Wort mehr, denn es wäre ohnehin sinnlos gewesen. Jetzt lag es allein an Thorgeir und den anderen Würdenträgern, über sein Schicksal zu entscheiden. Widerstandslos ließ er sich in die Hütte führen und an den Fußgelenken fesseln.
    »Es wird alles gut«, sagte Gunnar, bevor er ging.
    Die nächsten Stunden wurden zu einer qualvollen Geduldsprobe für Hakon. Während draußen der Frohsinn überwog und die Leute bei Met und Beerenwein feierten, hing er in der düsteren Hütte seinen Gedanken nach. Es ging um sein Leben, um seine Zukunft, um seinen Traum. Am liebsten wäre er Hals über Kopf geflohen, doch vor der Hütte stand ein Krieger und hielt Wache, und selbst wenn jemand die Fesseln gelöst und ihm das Schwert gereicht hätte, wäre er keine zehn Schritte weit gekommen. Die Hütte am Thingvellir war sicherer als jedes Felsenverlies in einem christlichen Kloster.
    Um die Mittagszeit kam ein Sklave und brachte ihm etwas Brot und Wasser. »Wo ist Edwin?«, fragte Hakon besorgt. »Ist er nicht mehr bei euch?«
    Der junge Mann zögerte mit einer Antwort.
    »Sprich!«, forderte Hakon ihn ungeduldig auf.
    »Edwin geht es wie dir«, antwortete der Sklave. Er sprach mit einem starken Akzent. »Er liegt gefesselt in einer Hütte. Er hat …« Er hielt wieder inne, war sich wohl unsicher, ob er so frei vor einem Nordmann sprechen durfte, und fuhr dann leiser fort: »Edwin hat dich verteidigt. Er hat sich für dich eingesetzt. Und jetzt glaubt Ivar, dass du gemeinsame Sache mit ihm machen und ihm zur Flucht verhelfen willst, wenn er dich befreit. Der Jarl … er hat hässliche Sachen über dich gesagt, Hakon. Ich verstehe eure Sprache gut genug, um solche Worte zu verstehen. Ivar will … Ivar will …«
    »Was will er? Nun sag es mir endlich!«
    »Ivar will Edwin den Göttern opfern. Er fürchtet, dass Odin sich an deinem Volk rächen wird, weil es den Glauben der Christen angenommen hat, und will ihn mit dem Menschenopfer versöhnen. Aber ich glaube … ich glaube, er will ihn nur töten, weil er wütend auf dich ist. Er will auch dich töten, Hakon, egal wie das Urteil ausfällt.«
    »In welcher Hütte liegt Edwin?«, fragte Hakon.
    Der Sklave deutete nach Westen. »Über den schmalen Pfad in die Nachbarschlucht. Eine der schäbigen Erdhütten, wie man sie für Vorräte baut. Vor dem Eingang steht ein Krieger. Es wird nicht leicht sein, Edwin zu befreien.«
    »Wer sagt, dass ich ihn befreien will? Verschwinde jetzt!«
    Hakon wartete, bis der Sklave die Hütte verlassen hatte, und trank von dem Wasser. Er musste fast lachen, als er sich bei dem Gedanken ertappte, Edwin in einem gewagten Manöver zu befreien. Wie kam er dazu, über so etwas nachzudenken, wenn er selbst gefesselt war und hilflos in einer Hütte lag?
    Mit jeder Handbreit, die der helle Fleck am Himmel nach Westen wanderte, schwand seine Hoffnung mehr. Ivar der Einarmige war bestimmt nicht der Einzige, der seinen Tod wollte, sonst hätte man ihn längst geholt. Wollte man

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