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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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ein gemeiner Strauchdieb aufgelauert und ihn hinterrücks in den reißenden Fluss gestoßen, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Schwert zu wehren. Oder glaubt jemand, ein Berserkir wie Bekan, einer der erfahrensten Kämpfer meiner Sippe, würde gegen einen Jüngling wie dich unterliegen?«
    »Lügner!«, fauchte Hakon seinen ehemaligen Jarl an. »Ich habe Bekan in einem ehrlichen Kampf besiegt. Er war sich seiner Sache zu sicher, deshalb verlor er den Kampf. Und Ingolf war im Vollbesitz seiner Kräfte. Du weißt selbst, dass in Haithabu keine Kämpfe erlaubt sind. Man hätte uns beide eingesperrt, wenn ich ihn ernsthaft verletzt hätte. Ingolf war nur kurz bewusstlos.«
    Ivar sprang auf. In seinen Augen waren grenzenlose Verachtung und Hass zu erkennen. »Du lügst!«, brüllte er. »So wie du überall erzählst, du hättest mir den Arm in einem ehrlichen Kampf abgeschlagen! Meinst du etwa, du könntest mich besiegen? Du konntest mir doch nur den Arm abtrennen, weil du dich mit den bösen Geistern verbündet hattest. Töten konntest du mich nicht. Selbst mit einem Arm war ich zu stark!«
    Thorgeir bat den Einarmigen mit einer Handbewegung, sich etwas zu mäßigen, und wandte sich an Hakon: »Gibt es Beweise für das, was du sagst? Hat jemand gesehen, wie du gegen Ingolf und Bekan gekämpft hast?«
    »Im Kampf gegen Bekan war ich allein. So wie ich allein war, als ich meinem Onkel den Arm abschlug. Ich habe es nicht gerne getan. Er ließ mir keine Wahl. Und Ingolf …« Hakon wollte dem Rechtssprecher erzählen, dass Ingolf durch den Pfeil eines jungen Dänen gestorben war, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. So wie Ivar gestimmt war, wäre er vielleicht mit seinen Kriegern nach Danmark gefahren, um sich an Olaf zu rächen. Er war es Valgard und seiner Sippe schuldig, sie nicht in eine Blutrache zu verwickeln. »Es gibt einen Zeugen, der gesehen hat, wie Ingolf starb«, wich er aus. »Der Mann war auch dabei, als ich Ivar den Arm verband und ihn vor dem Tod rettete. Ivar war mein Jarl und er ist mein Onkel. Ich wollte ihn nicht töten.«
    »Rede keinen Unsinn!«, mischte sich Ivar erneut ein. »Du konntest mich nicht töten, weil du zu schwach warst. Du bist ein Schwächling und ein Feigling! Du hast deinen Jarl auf heimtückische Weise überfallen und ihn gedemütigt, und du hast zwei Männer deiner Sippe auf hinterhältige Weise ermordet. Dafür musst du sterben!« Er wandte sich in einer großspurigen Geste an die Würdenträger. »Ich beantrage die Todesstrafe für den Angeklagten!«
    Hakon wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Was er auch vorbrachte, sein Wort würde immer gegen das eines angesehenen Jarls stehen. Ein rascher Blick auf Gunnar verriet ihm, dass auch von ihm keine Hilfe zu erwarten war. Wenn alle Würdenträger gegen ihn stimmten, würde man ihn zum Tode verurteilen.
    Doch Odin oder der Christengott, so genau vermochte Hakon das nicht zu sagen, war auf seiner Seite. Einer der anderen Würdenträger, ein weißhaariger Mann, der zahlreiche Schafherden sein Eigen nannte, erhob sich und sagte: »Es liegt mir fern, einem angesehenen Mann wie Ivar zu widersprechen. Ich schätze seine Tapferkeit und seinen Scharfsinn und kenne keinen Mann, der ihm im Kampf ebenbürtig wäre. Doch ich bin auch für Gerechtigkeit. Wir haben dieses Thing vor vielen Wintern gegründet, um neue Gesetze zu verabschieden und unsere Streitigkeiten auf würdevolle Weise zu schlichten. Ich habe vor Odin geschworen, in jedem Prozess nach der Wahrheit zu suchen, und würde diesen Schwur auch vor dem Christengott wiederholen. Die Wahrheit, ungeachtet dessen, welcher Angeklagte vor mir steht.«
    »Was willst du uns sagen, Meldun?«, fragte Thorgeir.
    »Wie ihr wisst, war noch ein anderes Schiff mit Männern von der Ostküste in Haithabu. Sie sind vorgestern zurückgekommen. Ich habe mit dem Jarl gesprochen, der diese Männer anführte. Von ihm weiß ich, dass man in Danmark von den Kämpfen dieses Angeklagten weiß. Eine weise Frau, die sich Solveig nennt und selbst von ihrem Jarl um Rat gefragt wird, berichtet von einem tapferen jungen Nordmann, der zwei der gefürchtetsten Krieger unserer Insel in einem gerechten Kampf besiegte. Sie nannte auch seinen Namen. Es ist der Name des jungen Mannes, der vor diesem Allthing steht.«
    »Lüge!«, schrie Ivar außer sich vor Wut. »Alles Lüge!«
    »Es ist die Wahrheit, Ivar«, erwiderte Meldun ruhig.
    »Selbst wenn es so gewesen wäre … er hatte kein Recht, einen Mann

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