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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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er sich Zeit für eine Sekunde Herzschmerz.
    Sie musterte ihn eiskalt, als sei er ein bewaffneter, gefährlicher Fremder.
    »Du glaubst also, dass Babe Laurie bei dem faulen Zauber mitgemacht hat?«
    »Nein«, sagte Mallory. »Babe war ein Trottel. Malcolm hätte verrückt sein müssen, ihn in seine Pläne einzuweihen.«
    »Angenommen, Babe hat es zufällig erfahren? Ein guter Grund für Malcolm, seinen Bruder zu beseitigen.« Sag mir, dass jemand anders diesen Mord begangen haben könnte. Ich bin bereit, an dich zu glauben - auch wenn ich dir nicht glauben kann.
    »Malcolm war es nicht«, erwiderte sie. »Er kann sich im Augenblick kein Aufsehen leisten. Und die Leute vom Finanzamt halten erst mal still. Aber sollte er versuchen, außer Landes zu gehen, werden sie ihn wegen Steuerhinterziehung, Unterschlagung und Fluchtversuchs verhaften. Wenn die FBI-Leute Malcolm vorzeitig aufschrecken und die Operation vermasseln, machen die vom Finanzamt Hackfleisch aus ihnen.«
    Riker bewegte sich auf sie zu, und das war ein Fehler. Sie wich zurück und stellte sich breitbeinig hin. Trotzdem rechnete er nicht damit, dass sie die Waffe ziehen würde. Noch nicht.
    »Ich glaube ja nicht, dass du mich bei den Feds im Regen stehen lassen würdest, aber stimmt das, was du mir da von den Finanzamtleuten erzählt hast?«
    Lächelte sie? Ihr Gesicht war im schwachen Licht der kleinen Schreibtischlampe kaum zu erkennen.
    »Der Fiskus hat tatsächlich eine Akte über die Neue Kirche«, sagte sie, »und sie prüfen die Bücher.«
    Sie drehte den Kopf zur Tür. Er trat einen Schritt zur Seite, so dass ihr dieser Fluchtweg verbaut war.
    Nur mit Mühe behielt er den beiläufigen Ton bei. »Dass der Fiskus misstrauisch ist, nehme ich dir ab, aber das ist nichts Besonderes. Sie verdächtigen ja jeden. Aber eine Verhaftung ist in Wirklichkeit nicht geplant - oder?«
    »Wenn du dem FBI Bericht erstattet hast, werden die Feds sich beim Finanzamt nach der Untersuchung erkundigen.« Ihre Stimme war völlig ausdruckslos und verriet nicht die leiseste Spur von Anspannung. »Die Leute vom Finanzamt werden rein gewohnheitsmäßig sagen, dass bei ihnen nichts vorliegt. Aber weil das Finanzministerium alle Organisationen beobachtet, werden die Feds sich sagen, dass das gelogen ist, und werden glauben, dass eine Verhaftung bevorsteht. Zehn Minuten, nachdem die Feds aus dem Zimmer sind, wird der Fiskus rechtliche Schritte einleiten und aufgrund der Buchprüfung einen Haftbefehl für Malcolm beantragen.« Sie zog sich tiefer in den Schatten zurück. »Ich habe also die Wahrheit nur ein bisschen verbogen.«
    Er folgte ihr, ehe er den Gürtel mit dem Revolver aus den Augen verlieren konnte.
    »Nicht näher, Riker.«
    Noch nie im Leben war ihm die Last in seinem Schulterhalfter so schwer geworden. Er hatte jetzt die Lampe im Rücken. Für Mallory war er nur eine formlos dunkle Gestalt. Langsam schob er die Hand ins Jackett und tastete nach seiner Dienstwaffe. Vielleicht würde Mallory den Revolver nicht auf ihn richten, wenn er ihr den seinen zeigte. Sie wusste schließlich, dass nach den Gesetzen der Ballistik eine gezogene Waffe schneller ist.
    Wenn sie zuerst zog, war er ein toter Mann. Durch sentimentale Gefühle würde Mallory sich von ihrem großen Ziel - Rache für die ermordete Mutter - nicht abbringen lassen.
    »Der Sheriff hat sein Motiv, Mallory. Er weiß, dass Babe Laurie zu dem Mob gehörte. Er kann dich vor Gericht bringen.«
    Ihre Hand hob sich, hielt kurz vor dem an ihrem Gürtel hängenden Revolver inne und wartete.
    Vorsichtig holte er seine Dienstwaffe aus dem Halfter. Keine plötzlichen Bewegungen, dachte er, sonst zieht sie. Mallory war so viel jünger und schneller, er würde tricksen müssen, um sie zu schlagen, und setzte auf die Dunkelheit, die für ihn arbeitete. Jetzt fiel das Licht nur noch auf sie. »Ich weiß, was du vorhast. All die Menschen, Mallory ... Das kannst du nicht machen.«
    »Schluss jetzt, Riker.« Ihr Revolver blitzte auf.
    »Kathy!«, stieß er hervor. Es war eine reine Reflexreaktion. Er hatte vergessen, dass er eine Waffe in der Hand hielt, und versuchte nur, das Kind zu erreichen, das er einmal gekannt hatte, ehe diese fremde Frau ihn erschoss.
    Es wurde stockdunkel im Keller. Mallory hatte den Sicherungskasten gefunden und nur das Licht gekillt. Sekunden später war Riker allein.
     
    Charles musste, als er seinen Blumenstrauß betrachtete, an den alten König der Welt denken. Auch heute sollten die Blumen ihm

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