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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ist was passiert?«, fragte Pia.
    »Ich habe mein Passwort vergessen«, antwortete Johansson.
    »Dein Passwort?«
    »Das Passwort für diesen verdammten Computer«, verdeutlichte Johansson.
    »Jetzt hast du mir aber wirklich einen Schrecken eingejagt«, sagte Pia.
    »Das Passwort«, wiederholte Johansson. Jetzt stell dich mal nicht so an, du Frauenzimmer, dachte er, und es war das erste Mal, dass er so despektierlich über Pia dachte. Das erste Mal, seit er sie vor über zwanzig Jahren kennengelernt hatte.
    »Das steht zu Hause auf einem Zettel«, meinte Pia. »Du kriegst es, wenn ich heute Abend zu dir komme. Ich habe es nicht im Kopf.«
    »Verdammt noch mal, Frau!«, schrie Johansson. »Kann es so schwierig sein, sich so ein normales beschissenes Passwort zu merken?« Von einer Sekunde zur nächsten war eine wahnsinnige Wut auf die Person, die er mehr als alle und alles auf der Welt liebte, in ihm aufgestiegen.
    »Lars, du hast mich noch nie angeschrien. So kenn ich dich gar nicht. Wir wissen zwar beide, woran das liegt, aber Liebster, du darfst mich nicht anschreien.«
    Es schnürte ihm die Kehle zusammen, ebenfalls von einer Sekunde auf die nächste.
    »Verzeih«, entgegnete Johansson. »Verzeih mir, Liebling.«
    Dann unterbrach er die Verbindung, aber nicht schnell genug, denn die Tränen liefen ihm bereits über die Wangen.

    Er wischte sich mit dem Laken das Gesicht ab. Dass sein Laptop dabei vom Bett fiel, machte ihm nicht das Geringste aus. Der konnte ruhig da liegen bleiben, bis jemand ihn aufhob. Schließlich atmete er dreimal ganz tief durch, griff wieder zu seinem Handy und rief seinen besten Freund an. Da seine Nummer als Kurzwahlnummer gespeichert war, fiel es ihm nicht schwer, und auch, weil Johansson ausnahmsweise sehr gut mit der linken Hand und dem Daumen zurechtkam.
    »Jarnebring«, sagte Jarnebring nach dem zweiten Klingeln.
    »Hallo, Bo«, sagte Johansson. »Ich bin’s.«
    »Verdammt«, sagte Jarnebring. »Das freut mich jetzt aber! Wie geht es dir? Du klingst fit.«
    »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte Johansson. »Du hast doch einen Schlüssel zu unserer Wohnung. Kannst du nicht dort vorbeifahren und das Passwort für meinen Laptop nachschauen? Ich habe es aufgeschrieben und es an die übliche geheime Stelle gelegt.«
    »Klar«, sagte Jarnebring. »Wir sehen uns in einer Stunde.«
    »Mir geht’s übrigens prima«, sagte Johansson. »Fühle mich ausgezeichnet.«
    »Ja, du klingst wirklich munter«, stellte Jarnebring fest. »Keinerlei Gelalle und Gestammel.«
    »Mir ist es noch nie besser gegangen«, bestätigte Johansson, dem plötzlich ein Gedanke gekommen war. Ein höchst angenehmer, verglichen mit fast allem, was sich im Augenblick sonst so alles in seinem Kopf ereignete. Außerdem ein naheliegender Gedanke, ein richtiger Bonus. Kein Blutgerinnsel, ausgelöst von einem schlechten Herzen.
    »Du, da war noch etwas. Wenn du schon einmal bei mir zu Hause bist, könntest du mir auch gleich eine Flasche Branntwein mitbringen, und dann könntest du auf dem Weg noch bei Günters Korv anhalten, du weißt schon, und mir eine
große Bratwurst mit Sauerkraut und Senf kaufen. Sonstiges Gebräu brauche ich nicht, das habe ich hier.«
    »Klar, du klingst etwas hungrig«, stimmte Jarnebring zu. »Ich habe mir sagen lassen, dass sie in solchen Einrichtungen komisches Essen haben.«
    »Kannst du das besorgen?«
    »Ja, was denkst du denn?«, erwiderte Jarnebring. »Wurst und Branntwein, Sauerkraut und Passwort, in einer Stunde bin ich da.«
     
    Mein bester Freund, dachte Johansson. Aber heulen würde er jetzt nicht. Stattdessen machte er es sich im Bett bequem. Es gelang ihm sogar, die Hände auf eine halbwegs anständige Weise über dem Bauch zu falten. Keine Kopfschmerzen, keine Wut, keine Unruhe. Frieden, dachte Johansson. Endlich hat jemand einem Wanderer und Jäger wie mir etwas Frieden beschert.
     
    So ging es also mit Johansson weiter. Und für seinen besten Freund Bo Jarnebring begann es von vorne. Zum ersten Mal nach fünfundzwanzig Jahren.

ZWEITER TEIL
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn …«
    Das zweite Buch Mose, 21,24

11
Mittwochnachmittag des 14. Juli 2010
    Jarnebring sah aus wie immer. Er blieb auf der Schwelle zu Johanssons Zimmer stehen, sicherte es erst mit den Augen und nahm es dann regelrecht im physischen Sinne ein, als handele es sich um eine Hausdurchsuchung bei einem Junkie. Erst dann trat er ans Bett und setzte sich neben Johansson. Er lächelte und schüttelte den

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