Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Ein paar Minuten später, als er das Haus betrat, lief ihm ihre aufgeregte Mutter in die Arme.
    In den folgenden Monaten und Jahren hatte er immer wieder
über das, was geschehen war, nachgedacht. Wenn ich doch nur versucht hätte, mit ihr zu reden, pflegte er zu denken. Ein schwacher Trost war, dass er einen ausgesprochen guten Zeugen abgegeben und alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um seinen Kollegen behilflich zu sein, den Täter aufzuspüren.
     
    Die Polizei, d. h. Bo Jarnebring und seine fünf Kollegen vom Fahndungsdezernat in Stockholm fanden noch vier weitere, recht gute Zeugen, die Yasmine gesehen hatten. Drei der Zeugen waren ungewöhnlich aufmerksam gewesen. Auch dies nur ein schwacher Trost, wenn man bedachte, was dann geschehen war.
    Der zweite Zeuge war der Fahrkartenkontrolleur in der U-Bahn-Station Solna Centrum. Wie Yasmine kam er ursprünglich aus dem Iran. Er hatte sie hin und wieder an der Station gesehen. Ihm war ihr Aussehen aufgefallen, und einmal hatte er sie sogar gefragt, ob sie aus dem Iran sei. Er hatte sie auf Persisch gefragt, aber Yasmine hatte nicht geantwortet, nur den Kopf geschüttelt und war weitergegangen.
    Jarnebring überprüfte ihn natürlich genauestens, er hatte selbst den Kollegen Sundman überprüft. Das Alibi des Fahrkartenkontrolleurs war sogar noch besser als das von Sundman. Er hatte in seinem Glashäuschen gesessen, bis der Bahnhof über Nacht geschlossen worden war, etliche Personen konnten das bezeugen. Von den elektronischen Spuren, die seine Arbeit hinterließ, einmal ganz zu schweigen.
     
    Yasmine nahm die U-Bahn von Solna Centrum nach Fridhemsplan, dort stieg sie nach Alvik um. In Alvik stieg sie in die Straßenbahn nach Nockeby. Hier sahen sie die Zeugen drei und vier.
    Zeuge drei war der Fahrer der Straßenbahn zwischen Alvik
und Nockeby. Gerade als er die Türen schließen und losfahren wollte, kam Yasmine angelaufen. Der Fahrer stammte aus der Türkei und war in den 60er Jahren nach Schweden gekommen. Seit zehn Jahren fuhr er schon auf dieser Strecke. Yasmine kannte er gut, da sie seit ein paar Jahren die Straßenbahn benutzte, um zur Schule und wieder nach Hause zu gelangen. In der Straßenbahn saß auch die Zeugin Nummer vier. Eine fünfundsiebzigjährige Rentnerin, die in demselben Viertel wohnte wie Yasmine und sie ebenfalls erkannte.
    Der Fahrer der Straßenbahn sprach sie an: »Da hast du aber Glück gehabt«, und Yasmine bedankte sich dafür, dass er gewartet hatte. Die Rentnerin begrüßte sie: »Hallo, meine Kleine. Ich hoffe, dir geht es gut.« Yasmine lächelte, machte einen Knicks und sagte: »Danke, mir geht’s prima.« Beiden Zeugen war nichts Ungwöhnliches an ihr aufgefallen.
     
    Yasmine fuhr genau wie immer bis zur nächsten Haltestelle. Einen halben Kilometer, was eine gute Minute dauerte. Als sie ausstieg, sagte sie höflich »Auf Wiedersehen«. Dann ging sie das letzte Stück zu Fuß, eine Strecke von weniger als fünfhundert Metern.
    Auf halbem Weg war sie vom fünften und letzten Zeugen gesehen worden. Er wohnte in einem Haus in der Äppelviksgatan nur einige hundert Meter vom Haus Majblommestigen entfernt, in dem Yasmine mit ihrem Vater und dessen neuer Frau wohnte. Der Zeuge war unterwegs zu Frau und Kindern auf dem Land, um endlich das Wochenende zu beginnen. Er sah sie, als er gerade rückwärts aus seiner Auffahrt fuhr. Sie war auf dem Weg zum Haus ihres Vaters und hatte noch etwa hundert Meter zu gehen. Auch er kannte sie. Sein jüngster Sohn besuchte dieselbe Schule wie Yasmine.
    Er selbst fuhr in die andere Richtung. Er war gestresst, da er zwei Stunden zu spät dran war. Seine Frau hatte ihn deswegen
angerufen und ausgeschimpft. Anschließend hatte er dauernd auf die Uhr geschaut. Als er Yasmine sah, war es ungefähr Viertel vor acht. Er warf unter anderem einen Blick auf die Uhr, weil sie allein unterwegs war und es im Sommer einige Einbrüche in der Gegend gegeben hatte. Kein Tag war seitdem vergangen, an dem er sich keine Vorwürfe gemacht hatte, weil er nicht zu ihr gefahren war und dafür gesorgt hatte, dass sie gut nach Hause gekommen war.
     
    Yasmine hatte die Wohnung ihrer Mutter also kurz vor sieben verlassen. Wahrscheinlich hatte sie die U-Bahn Richtung Fridhemsplan um 19 Uhr 10 genommen. Vom Fridhemsplan war sie um 19 Uhr 35 weitergefahren. Sechs Minuten später hatte sie Alvik erreicht und war dort in die Straßenbahn umgestiegen, die fahrplanmäßig 19 Uhr 45 abgefahren war. Eine gute Minute später war

Weitere Kostenlose Bücher