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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erheischen.«
    Wie es zwischen Maryam und ihrem Exmann stand, wusste er bereits. Sie hatte es ihm erzählt, und er hatte davon auch an seinem Arbeitsplatz gehört. Eine junge, schöne Frau, offenbar gebildet und begabt, und falls sie sich einmal nach etwas Besserem sehnen würde, so würde er zur gegebenen Zeit zur Verfügung stehen.
    »Sie hat ihre Schlüssel vergessen«, sagte Maryam.
    »Wenn ihr Vater zu Hause ist, dann wird er sie schon reinlassen«, antwortete Peter Sundman und tätschelte ihr tröstend den Arm. »Dann hat er noch eine Gelegenheit, dich auszuschimpfen. «
    »Und wenn er arbeitet?«, fragte Maryam.
    »Dann ruft sie ihn an. Aber vermutlich ruft sie ja zuerst bei dir an, denn dann hat sie sicher schon alles bereut und will sich entschuldigen. Was hältst du von einer Tasse Kaffee?«
    »Bei mir«, sagte Maryam. »Dann kann ich an den Apparat gehen, falls sie anruft.«
    Wenn sie ihre Schlüssel nicht vergessen hätte, dann wäre alles nie passiert.

    Sie rief nicht an. Nach ein paar Stunden und etlichen Tassen Kaffee begannen Peter und sie herumzutelefonieren. Erst rief Peter Sundman bei ihrem Exmann an, sie selbst weigerte sich, dann rief er an dessen Arbeitsplatz an. Dann rief Maryam einige seiner Kollegen und Yasmines beste Freundin an. Keine der Personen, die erreichbar waren, wusste etwas. Niemand wusste, wo Josef Ermegan war. Wenn er nicht zu Hause sei, dann sei er vermutlich bei der Arbeit. Möglicherweise sei er noch spätabends etwas essen gegangen. Vielleicht befinde er sich gerade auf dem Weg zwischen seinem Zuhause und dem Forschungslabor, schließlich müssten die Versuchstiere in regelmäßigen Abständen betreut werden.
    Wenn sie sie nicht ausgeschimpft hätte, wenn ihr ihr Mann nicht diese Dose Cola gegeben hätte, obwohl er wusste, dass sie so etwas nicht trinken durfte, wenn sie ihre Schlüssel nicht liegen gelassen hätte … wenn, wenn, wenn.
    Während der folgenden Monate fanden sie und ihr Exmann hunderte von Erklärungen dafür, weshalb das, was geschehen war, eigentlich gar nicht hätte geschehen dürfen. Wenn man bloß nicht … Sie quälten sich selbst und einander.
     
    Kurz vor Mitternacht rief Peter Sundman jenen Kollegen in der Dienststelle Solna an, der ihn gegen halb sieben als Wachhabender abgelöst hatte. Dieser stellte das Gespräch zum Kollegen von der Kripo durch, der in dieser Nacht Bereitschaft hatte. Als Inspektor Peter Sundman hörte, wer es war, stöhnte er innerlich.
    »Bäckström«, sagte Bäckström. »Worum geht es?«

16
Samstag, 15. Juni 1985
    Bäckström und Sundman begannen recht bald zu streiten. Bäckström habe bedeutend wichtigere Sachen zu tun, als sich um ein Balg zu kümmern, das mit seiner Mutter gestritten habe und dann zu seinem Vater gefahren sei. Das müsse selbst so jemand wie Sundman begreifen. Sundman beendete das Gespräch und rief wieder den Diensthabenden an. Er bat ihn, einen Streifenwagen zum Haus des Vaters zu schicken. Der Streifenwagen traf dort kurz nach Mitternacht ein. Das Haus war abgeschlossen, und es brannte kein Licht. Es stand auch kein Auto in der Auffahrt, und der Briefkasten war geleert. Dann fuhr der Streifenwagen durch das Viertel, aber überall war es dunkel und still, alles wirkte wie ausgestorben.
    Auf dem Weg zurück zur Solna-Wache hielt die Streife auch noch am Arbeitsplatz des Vaters im Karolinska-Institut an. Zwar brannte in einigen Fenstern Licht, aber auf ihr Klingeln reagierte niemand. Als sie eine Runde über das Krankenhausgelände fuhren, erblickten sie auch keine Person, die nur im Geringsten Yasmine geähnelt hätte.
    Ehe sie ihre Schicht beendeten, wiederholten sie das Ganze noch einmal, dieses Mal jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Wieder ergebnislos. Am Arbeitsplatz des Vaters öffnete wieder niemand. Das Haus, in dem er wohnte, war so ausgestorben
wie zuvor. Kein Auto auf dem Parkplatz, der Briefkasten leer, keine Zeitung, obwohl der Zeitungsbote bereits an dem Haus vorbeigekommen war. Als sie sich mit dem Boten unterhielten, konsultierte dieser seine Liste und erläuterte, die Zeitung die nächsten vierzehn Tage nicht zustellen zu müssen.
    »Die meisten Leute, die hier wohnen, sind schon zu ihren Sommerhäusern gefahren«, erklärte er.
     
    Während seine jüngeren Kollegen hin- und herfuhren, rief der Wachhabende beim Vater zu Hause und an seinem Arbeitsplatz an. Und zwar mindestens drei Mal in einem Abstand von wenigen Stunden. Niemand ging an den Apparat. Was Bäckström unternahm, war

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