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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie an der nächsten Haltestelle ausgestiegen und eine Zeitlang zu Fuß gegangen. Gute hundert Meter von ihrem Zuhause bei ihrem Vater entfernt war sie von dem Zeugen beobachtet worden, der sie als Letzter noch lebend gesehen hatte. Da war es etwa Viertel vor acht gewesen.

19
Mittwochnachmittag des 14. Juli 2010
    »Wir haben ihren Weg vom Start bis zum Ziel überwiegend nachvollziehen können«, fasste Jarnebring zufrieden zusammen, »wenn man einmal von dem letzten Stück bis zum Haus ihres Vaters absieht. Die Straße heißt Majblommestigen. Das ist übrigens eine kurze Querstraße der Äppelviksgatan. Die Kollegen und ich waren ziemlich zufrieden mit unserer Arbeit.«
    »Warte«, wandte Johansson ein. »Dieser letzte Zeuge. Was war das für ein Typ?«
    »Ein interessanter Mensch«, meinte Jarnebring lächelnd. »Es freut mich, dass du langsam wieder der Alte wirst, Lars. Dass dir deine gründlichen Eigenschaften nicht abhandengekommen sind, meine ich.«
    »Der letzte Zeuge«, wiederholte Johansson. »Ich höre.«
     
    Der letzte Zeuge war zum damaligen Zeitpunkt zweiundvierzig Jahre alt und seit fünfzehn Jahren verheiratet. Er und seine Frau, eine Lehrerin, hatten drei Kinder, siebzehn, fünfzehn und zehn Jahre alt. Er arbeitete bei einer Versicherung und begutachtete Schäden. Das Haus, in dem er mit seiner Familie wohnte, hatten seine Frau und er zehn Jahre zuvor gekauft. Er war nicht im Schuldnerregister eingetragen und
hatte keine Vorstrafen. Nicht einmal ein Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung.
    »Und?«, fragte Johansson und sah seinen besten Freund misstrauisch an.
    »Sein großes Hobby war Schwimmen«, sagte Jarnebring. »Als Jugendlicher gehörte er zur schwedischen Elite, und als er nicht mehr an Meisterschaften teilnahm, beschäftigte er sich als Jugendtrainer und Vereinsfunktionär. Er war im Dachverband und in seinem Verein aktiv. Kümmerte sich um Sponsoren.«
    »Jugendtrainer?«, fragte Johansson. »Was soll denn das heißen?«
    »Ja«, bestätigte Jarnebring. »Hier wird es langsam interessant. Er trainierte die kleinen Mädchen seines Vereins, die Sieben- bis Zehnjährigen etwa. Wie Yasmine eben.«
    »Sieh mal einer an«, meinte Johansson.
    »Das dachte ich auch«, entgegnete Jarnebring. »Besonders als ich mich mit seiner Frau unterhielt. Die behauptete nämlich, nicht zu wissen, wann er in ihrem Sommerhaus bei Trosa, das ja nur eine Autostunde entfernt ist, aufgetaucht sei. Sie sei bereits um neun Uhr abends eingeschlafen. Sie sagte, sie habe wahnsinnige Kopfschmerzen gehabt, habe zwei Tabletten genommen und sei sofort eingeschlafen. Die Kinder waren über Nacht bei Freunden gewesen. Sie erwachte am nächsten Morgen, und da sei ihr Mann zu Hause gewesen und habe neben ihr im Bett gelegen. Wenn du mich fragst, hatte sie nicht nur Kopfschmerztabletten zu sich genommen.«
    »Sondern?«
    »Wenn man den Nachbarn glauben schenken will, so soll sie eine heftige Trinkerin gewesen sein. Diesen Eindruck hatte ich auch, ich bin ihr nämlich begegnet. Ich vernahm sie ein weiteres Mal, als sich die ungeklärten Fragen häuften. Die Gute schien ein ernsthaftes Alkoholproblem zu haben.«

    »Er hatte also kein Alibi«, sagte Johansson.
    »Doch«, sagte Jarnebring. »Er hatte eins. Er hatte nämlich unwahrscheinliches Glück.«
    »Erzähl.«
    »Um zwanzig nach acht wurde er wegen Geschwindigkeitsübertretung auf der Autobahn zehn Kilometer südlich von Södertälje angehalten. Etwa eine halbe Stunde, nachdem er in Äppelviken losgefahren war.«
    »Ich dachte, du hättest eben noch gesagt, dass er keine Punkte hatte.«
    »Stimmt. Die Kollegen, die ihn anhielten und mit denen ich später sprach, hatten ihm das Bußgeld erlassen.«
    »Und warum?«
    »Einer von ihnen war offenbar Schwimmer«, antwortete Jarnebring und lachte. »Dauerte eine Weile, bis das rauskam.«
    »Das Kind könnte im Kofferraum gelegen haben«, sagte Johansson. »Also Yasmine. Nicht wahrscheinlich, aber laut Ehefrau könnte er immerhin die ganze Nacht unterwegs gewesen sein.«
    »Wir haben es mit einem Mann zu tun, der Glück hatte«, sagte Jarnebring. »Und zwar unglaubliches Glück, das kann ich dir sagen. Als er etwa eine halbe Stunde später auf dem Land auftauchte, war sein nächster Nachbar in den Graben gefahren. Sein Sommerhaus lag etwa hundert Kilometer südlich von Stockholm. Die Fahrtzeit kommt also recht gut hin.«
    »Nicht zu fassen«, meinte Johansson. »In den Graben, mitten auf dem Land an einem ganz normalen

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