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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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alt gewesen sein dürfte.
    Rechts auf dem Foto ein Mann Anfang siebzig, schütteres Haar, hochrotes Gesicht, groß und breitschultrig, ein jovialer Mann. Neben ihm eine Frau, die halb so alt aussah und die Zwillingsschwester von Johanssons Neurologin hätte sein können. Dann die charmante Gastgeberin, die auf dem Foto zehn Jahre jünger wirkte als die sechsundfünfzig, die sie der Jahreszahl nach alt sein musste. Sie war einen Kopf größer als Ulrika Stenholms Mama und lächelte strahlend in die Kameralinse, hob ihr Glas und legte ihren linken Arm um
die Taille ihres Kavaliers. Der Pfarrerpapa, dachte Johansson. Mager, schütteres Haar, offenes Gesicht, gleichmäßige Gesichtszüge, ein freundliches, fast schüchternes Lächeln. Ein kluger und guter Mensch, nach seinem Aussehen zu urteilen. Vielleicht etwas verlegen wegen des Arms um seine Taille, dachte Johansson und legte das Foto in dem Augenblick beiseite, als sein Handy klingelte.
    »Johansson«, sagte Johansson, der, seit er in Rente war, meist seinen Nachnamen nannte, statt wie früher den Anrufer gleich anzuschnauzen.
    »Hallo, Lars«, sagte sein Schwager. »Hier ist Alf. Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung?«
    »Man quält sich so dahin«, erwiderte Johansson, denn wer will Leute wie Alf Hult schon anlügen?, dachte er. »Wie geht es mit der Opernsängerin voran und diesem alten Metzger, mit dem sie verheiratet war?«
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen.«
    »Erzähl«, sagte Johansson. »Ich höre.«
     
    Laut allen amtlichen Registern waren beide kinderlos gewesen, und in diesem Fall war Alf Hult der festen Überzeugung, dass die Angaben korrekt waren.
    »Auch keine außerehelichen Kinder?«, fragte Johansson.
    »Nicht alle Familien können sich das leisten«, antwortete Alf Hult und räusperte sich diskret.
    »Auch sonst niemand?«, fragte Johansson. »Junge Männer im passenden Alter, Neffen, Kinder von Cousins und Cousinen, was weiß ich?«
    Sein Schwager verneinte. Weder Johan Nilsson noch Margaretha Sagerlied hatten Geschwister gehabt.
    »Johan Nilsson war Fleischwarengroßhändler in dritter Generation«, sagte Alf Hult. »Er wurde 1895 geboren und starb 1980. Sein Vater, der Großhändler Anders Gustaf Nilsson,
kam 1870 zur Welt. Sein Sohn Johan war sein einziges Kind. Sein Vater Anders Gustaf starb im Übrigen 1959. Sein Großvater jedoch, der Viehhändler Erik Johan Nilsson, geboren 1848, hatte eine ganze Schar Kinder. Acht Stück, wenn ich richtig gezählt habe, drei Jungen und fünf Mädchen, aber keine von diesen scheinen männliche Nachkommen im passenden Alter gehabt zu haben.«
    »Und sie?«, fragte Johansson. »Die Sagerlied?«
    »Auch sie war ein Einzelkind«, stellte Alf Hult fest. »Sie kam als Margaretha Svensson zur Welt. Der Vater war Kürschner, die Mutter Hausfrau. Kleinbürger, wie man damals wohl sagte. Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, aber dort sieht es ebenso schlecht aus. Keine näheren, jüngeren männlichen Verwandten. Margaretha Sagerlied, die also als Margaretha Svensson zur Welt kam, änderte ihren Namen übrigens 1937, als sie dreiundzwanzig Jahre alt war. Das war zwei Jahre, bevor sie an der Stockholmer Oper engagiert wurde.«
    »Etwas feiner soll es dann schon sein«, sagte Johansson aus unerfindlichem Grund.
    »Ja«, pflichtete ihm sein Schwager bei. »Wenn du wüsstest, welche Probleme solche Namensänderungen Leuten wie mir bereiten. Ich könnte dir aus meiner Zeit beim Finanzamt Geschichten erzählen, bei denen selbst einem Mann mit deinem Hintergrund die Haare zu Berge stehen würden.«
    »Davon bin ich überzeugt«, meinte Johansson. Was machen wir jetzt?, dachte er.
    »Also, was machen wir jetzt?«, fragte Alf Hult.
    »Wir graben tiefer«, sagte Johansson, der eben einen Entschluss gefasst hatte.
    »Vielleicht ist der Gesuchte kein Verwandter«, meinte Alf Hult, »falls es überhaupt einen gibt, meine ich.«
    »Stimmt, es könnte auch jemand anderes sein«, pflichtete ihm Johansson bei.

    »Falls es jemanden gibt, so finden wir ihn sicher«, sagte Alf Hult. »In diesem Punkt brauchst du die Hoffnung nicht aufzugeben. «
    »Natürlich«, erwiderte Johansson. Falls es wirklich jemanden gibt, dachte er, als er das Gespräch beendete.
    Vielleicht bist du ja auch einfach auf der falschen Fährte, weil du in deinem Kopf ein Blutgerinnsel hast, obwohl eigentlich dein Herz nicht in Ordnung ist, dachte er.
     
    Dann schlief er auf seinem Sofa ein. Erwachte davon, dass sich Matilda über ihn

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