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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Carlos’ mörderischen Blicken zu urteilen, würde das ohnehin nicht leicht werden.
    “Schreien Sie mich nicht an!”, tadelte Lorraine ihn in der Haltung einer Königlichen Hoheit.
    “Ich schreie Sie an, so viel ich will, und im Moment will ich das eben!”
    “Das wäre alles nicht passiert, wenn Sie den Anstand gehabt hätten …”
    “Genug!”, brüllte Carlos und hieb mit der Faust auf die Bar. Das Geräusch hallte durch den Raum wie ein Schuss.
    Erschrocken presste Lorraine eine Hand auf ihr Herz. Für einige Sekunden war es in der Cantina still. Dann, ehe Jack reagieren konnte, fuhr Lorraine herum und raunzte Carlos an: “Sehen Sie nicht, dass wir eine wichtige Unterhaltung haben? Wenn ich mit Jack Keller fertig bin, werde ich mich um Sie kümmern. Bis dahin haben Sie die Freundlichkeit zu warten!”
    Carlos klappte den Unterkiefer herunter, einen Ausdruck völliger Verwirrung im Gesicht.
    “Anstand?”, wiederholte Jack und tat sein Bestes, Carlos’ Aufmerksamkeit von Lorraine abzulenken. “Wenn Sie über Anstand reden wollen, hätte ich dazu einiges zu sagen! Lassen Sie uns das auf der Stelle diskutieren!”
    Lorraine starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Damit lag sie gar nicht so falsch, denn seine Vorstellung ähnelte immer mehr dem Auftritt eines Wahnsinnigen. Mit den Armen fuchtelnd, sie immer noch anschreiend, drängte er sie allmählich Richtung Tür. Wenn sie sich weiter Beleidigungen an den Kopf warfen, konnte er Carlos vielleicht lange genug verwirren, sich zwischen ihn und Lorraine stellen und ihr eine Fluchtmöglichkeit verschaffen.
    Sobald sie in der Nähe der Tür war, belegte er sie lauthals mit Beschimpfungen und hoffte, dass sie klug genug war, zu durchschauen, was er tat. “Laufen Sie!”, befahl er, als sie die Tür erreichte.
    “Laufen?”
    “Verduften Sie!”
    Sie zögerte kurz, machte dann auf dem Absatz kehrt. Okay, es war kein brillanter Plan, aber der beste, der ihm so kurzfristig eingefallen war.
    “Was ist mit Ihnen?”, hörte er sie noch fragen. Doch da stellte sich bereits ein anderes Problem. Carlos.
    Der rannte hinter Lorraine her, und da Jack ihn nicht anders aufhalten konnte, stellte er sich ihm in den Weg. Es war schon lange her, dass er in einen Kampf Mann gegen Mann verwickelt gewesen war. Und diesmal ließen seine Chancen sehr zu wünschen übrig.
    Carlos hatte ein Messer und er nicht.
    Lorraine keuchte, und ihre Beinmuskeln zitterten vom langen Sprint zum Wasser. Sie rannte zum Boot. Der Anleger schwankte prekär durch die plötzliche Bewegung. Nicht sicher, was sie tun sollte, lief sie sofort unter Deck und warf sich auf die kleine u-förmige Bank der Essecke. Der eigene Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren.
    Diese ganze Katastrophe hatte sie allein zu verantworten. Sie trug die Schuld, dass sie beide in Gefahr geraten waren. Und sie wettete ihren letzten Dollar, dass Jack nicht gerade nachsichtig mit ihr umgehen würde, sobald er zurückkam. Zugegeben, sie verdiente jede Schimpfkanonade, die ihm möglicherweise einfiel. Sie hatte etwas entsetzlich Dummes getan, für das es keine Entschuldigung gab. Was konnte sie schon sagen, außer dass sie es wegen der großen Hitze leid geworden war zu warten? Das klang ziemlich lahm.
    Ihr Puls hatte sich noch nicht beruhigt, als ihr klar wurde, dass sie nicht hier unten bleiben konnte, ohne zu wissen, was mit Jack geschehen war. Sie musste versuchen, ihm zu helfen. Schließlich war er kein geringes Risiko eingegangen, ihr beizustehen. In der Cantina hatte sie leider nicht schnell genug begriffen, was er vorhatte und von ihr wollte. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass er genügend von Selbstverteidigung verstand, sich zu schützen.
    Er kann sich schützen, machte sie sich Mut und ging wieder an Deck. Die Beweise dafür waren im ganzen Boot verteilt. Sein gesamter Lesestoff befasste sich mit Kriegführung, Selbstverteidigung und Kampf.
    Während die Zeit verstrich, sank jedoch ihr Vertrauen in Jacks Fähigkeiten. Sie hatte geglaubt, er sei gleich hinter ihr, im Zwei-, Drei-Minuten-Abstand. Inzwischen waren jedoch gut zehn vergangen.
    Mit großer Erleichterung sah sie ihn schließlich. Er lief nicht, aber er schlenderte auch nicht gerade gemütlich. Als er näher kam, bemerkte sie, dass Blut seinen Ärmel durchtränkte und in kleinen Rinnsalen auf seine Hand lief. Eine Seite seines Gesichtes war geschwollen.
    “Jack … Jack …” Ihr war ganz elend vor Reue, da sie wusste, dass er sich diese Verletzungen

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