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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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leblosen Wachmann mit durchschnittener Kehle.
    Sie japste erschrocken bei dem Anblick. Angst und Entsetzen trieben sie jedoch weiter. Sie musste etwas Drastisches unternehmen, oder sie würde bald ebenso tot sein.
    Jason war direkt hinter ihr, doch sie hatte einen Vorteil. In der High School hatte sie gelernt, ein Treppengeländer hinunterzurutschen. Es war ein ziemlicher Balanceakt, und damals hatte sie sich dabei den Arm gebrochen und es seither nicht mehr versucht, aber heute … Welche Wahl blieb ihr? Sie hopste auf das Metallgeländer und balancierte sich aus.
    Jason war schnell, der Klang seiner Schritte, wie er die Stufen geradezu hinuntersprang, hallte durch das enge Treppenhaus. Ihr war klar, dass er sie erschießen konnte. Doch tot nützte sie ihm nicht viel. Er wollte den Stern, aber er wusste nicht, dass sie ihn nicht mehr hatte.
    Sobald sie hinabzurutschen begann, schrie sie nach Leibeskräften um Hilfe. Leider hatte sie ihr Reisewörterbuch nicht mehr dabei und wusste nicht, was sie auf Spanisch schreien musste. Nicht dass es von Bedeutung gewesen wäre, denn es hörte sie ohnehin niemand.
    Sie war ihm eine ganze Treppe voraus, als Jason rief: “Zwing mich nicht, etwas zu tun, was ich nicht tun möchte!”
    Bei dem Geschrei, das sie veranstaltete, hätte man annehmen können, sie würde auf der Stelle umgebracht. Trotzdem kam ihr niemand zu Hilfe. Sie hatte nie glauben wollen, dass Jason sie tatsächlich umbringen würde, doch nachdem sie den Wachmann gesehen hatte, hielt sie nichts mehr für ausgeschlossen. Jason war irre, gefährlich irre.
    Lorraine machte sich keine weiteren Gedanken, sondern konzentrierte sich auf ihre Flucht. Balancieren, rutschen, über den Treppenabsatz zur nächsten Treppe laufen. Und nie sah oder hörte sie einen einzigen Menschen. Außer Jason, der gnadenlos hinter ihr herrannte.
    Das Treppenhaus führte zum Pool. Der war umlagert von schönen braunen Männern und Frauen, die mit eingeölten Körpern auf Liegestühlen lagen, tropische Drinks nippten und einer Mariachi-Band lauschten.
    Lorraine platzte in die Szenerie, orientierte sich einen Moment und rannte auf die Hotellobby zu. Schockiert bemerkte sie, wie nah Jason herangekommen war.
    Eines musste sie ihm lassen, er war ein guter Athlet. Und ein Schauspieler. Lachend rief er ihr etwas auf Spanisch nach, was sie nicht verstand. Die meisten Leute hörten jedoch nicht hin und nahmen keine Notiz von ihnen, sondern lauschten der Musik.
    Zwischen Pool und Hoteleingang holte Jason sie ein. Nahezu mühelos warf er sich die tretende und strampelnde Lorraine auf die Schulter und trug sie davon. Seine Stärke war erstaunlich. Er handhabte sie, als hätte sie fast kein Gewicht.
    Sie schlug wie eine Wahnsinnige auf seinen Rücken ein und versuchte mit Hilferufen auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. “Ich brauche Hilfe! Er wird mich umbringen!”
    “Wenn du meine Kreditkarte ausgebeutet hättest, würde ich das auch”, rief ein Angetrunkener zurück.
    “Das ist kein Scherz!”, schrie sie.
    “Das ist es nie!”, erwiderte der.
    Mit ihrer Gegenwehr erreichte sie lediglich, dass sie müde wurde. Nach einer Weile gab sie auf, überzeugt, nichts mehr tun zu können.
    “Die Zeit für Spielchen ist vorbei”, presste Jason hervor. “Wo ist der Stern von Yucatán?” Seine Hände schlossen sich schmerzhaft um ihre Beine.
    “Ich habe ihn nicht.
    “Na schön, wer dann?”
    “Das Ministerium für Altertümer.”
    “Lorraine, du hast keine Ahnung, wie mich das enttäuscht.”
    “Kann ich mir denken. Werden Sie mich jetzt umbringen wie den Wachmann?”
    “Nein.” Er ging weiter auf die Straße zu. ” Ich fürchte, dafür mag ich dich zu sehr.” Er stellte sie auf den Gehsteig. “Außerdem habe ich deinem Freund hier bereits das Vergnügen versprochen.”
    Sie fuhr herum und sah sich Carlos gegenüber. Sein Lächeln war so hässlich wie sein Gesicht.
    “Habe ich etwa vergessen zu erwähnen, dass ich einem Freund von dir begegnet bin?”, fragte Jason genüsslich.
    Jack beschloss, seinen Kummer in einer Flasche gutem Tequila zu ertränken. Doch sobald er sich in das Straßenrestaurant setzte, verließ ihn die Lust dazu. Ein Rausch würde seine Misere nur verschlimmern.
    Er erinnerte sich an seinen letzten Besuch in einer Cantina in La Ruta Maya. Dort hatte Lorraine das Boot verlassen und sich in ernste Schwierigkeiten gebracht. Welches Glück er gehabt hatte, sie noch rechtzeitig zu finden! Und wie erleichtert er gewesen war,

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