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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Arbeiten sabotieren wollen? Kaum jemand weiß davon.« Olearius starrte in Kielmanns Gesicht. Warum war der Kanzler sich so sicher? Was wusste er?
    »Olearius hat recht. Ich habe nur einige wenige ins Vertrauen gezogen. Kaum jemand ahnt etwas vom Globusbau.« Herzog Friedrich schüttelte den Kopf.
    »Von den Plänen für den Globusbau.« Offensichtlich fühlte Kielmann sich bemüßigt, auf den wenig konkreten Charakter des Projektes zu verweisen. Olearius meinte, ein spöttisches Funkeln in seinen Augenwinkeln aufblitzen zu sehen.
    »Habt Ihr einen Verdacht, Kielmann?« Der Herzog überging die Spitze. Wieder fuhr er sich nervös durchs Gesicht.
    »Viele Menschen betrachten die Welt noch immer aus dem Blickwinkel der Bibel. Es ist nicht einfach, die neuen Theorien zu akzeptieren. Manchen erscheinen sie gotteslästerlich.«
    Olearius spürte ein Kribbeln in den Beinen, er musste sich bewegen. Er brauchte Luft – dann könnte er besser denken. Vor seinem inneren Auge blitzte eine Reihe von Gesichtern auf – darunter auch die undurchsichtige Miene des Hofpredigers und … Er wagte nicht, weiterzudenken. Erschrocken sah er Kielmann an.
    Der Kanzler schien seine Gedanken lesen zu können, er nickte unmerklich. Dann, wie ein stummer Fluch, formten seine Lippen zwei Worte: die Herzogin …
    Herzogin Maria Elisabeth – sie war sehr fromm. Und sie hatte Zugang zur Bibliothek und zur Kunstkammer. Jederzeit. Sollte sie etwa …? Fragend blickte er Kielmann an, der mit den Schultern zuckte. Olearius verstand, dass sich ihr Verdacht niemals in eine konkrete Anklage verwandeln dürfte. Er würde vage bleiben, ein Schatten, der sich für immer um die Herzogin legen würde.
    »Das wäre in der Tat eine Erklärung.« Der Herzog meldete sich wieder zu Wort, offenbar war ihm das wortlose Zwischenspiel der beiden Männer entgangen. »Dennoch werden wir uns nicht entmutigen lassen. Das neue Wissen muss hinaus in die Welt getragen werden. Wir müssen es begründen und vervielfältigen. Es muss unsterblich sein! Das ist unser Auftrag, Mathematicus.«
    »Durchlaucht …« Olearius verneigte sich gehorsam. Wieder starrte er in den Scheiterhaufen der verbrannten Bücher. Und dort, einem Phönix gleich, der aus der Asche stieg, sah er das Konstrukt des Riesenglobus plötzlich vor sich. Es war wie eine Vision, Formeln und Gleichungen strömten wie Lichtblitze auf ihn ein und hinterließen eine Spur aus Sternenstaub in seinem Kopf. Endlich … Das, was er sah, war mutig und radikal. Olearius spürte, dass der erzwungene Neubeginn ihn von allen Konventionen und Beschränkungen befreien könnte.
    Ja, der Gottorfer Riesenglobus würde ein vollkommen neues Bild der Welt zeigen und einzigartig sein. Berauscht sog er den Geruch der verbrannten Bücher ein, der ihm in diesem Moment wundervoll und einzigartig erschien. Nur aus der Asche des Alten konnte etwas Neues entstehen.

FÜNF
    Seine Orientierung war nicht so gut gewesen, wie er gedacht hatte. Einige Tage war Oss mit seinen Leuten abseits des Ochsenwegs über die Heide geirrt, bis er den verfluchten Ort wiedergefunden hatte. Vorsichtig hatten sie sich dem Tümpel genähert, doch Hügel und Ebene lagen still und verlassen unter einem weiten Himmel.
    In seiner Erinnerung war die Senke ein albtraumhafter Platz. Nun starrte Oss verwundert auf die Landschaft vor ihm. Die Bäume, das Moor, die Wasserstelle, das Heidekraut – nichts deutete mehr auf das Verbrechen hin, das sich hier ereignet hatte. Die Zeit und der stetige Wandel der Natur hatten alle Spuren des sinnlosen Gemetzels getilgt. Ein tröstlicher Geruch, nach jungen Trieben und frühlingshaftem Grün, lag über der Senke, doch wenn Oss die Augen schloss, hörte er wieder die Schreie der Männer, das Brüllen der Ochsen. Dann flammten die furchtbaren Bilder auf. Es war, als hätte der Ort eine vernarbte Seele, ein Gedächtnis.
    Oss hatte erwartet, auf Überreste der Toten zu stoßen. Auf menschliche Knochen, Stiefel, eine Gürtelschnalle, doch da war nichts. Erste Frühlingsblumen wuchsen dort, wo einst das Blut der Toten ins Erdreich gesickert war. Scharbockskraut und Huflattich – plötzlich flüsterte Sophies vertraute Kinderstimme ihm die Namen der Pflanzen ins Ohr.
    Und wo war der Baum? Oss war sicher, dass sich dieser rechts vom Hügel befunden hatte. Während seine Leute sich um einen günstigen Platz für das Lager, um Feuerholz und ein Abendessen kümmerten, suchte er nach seinem Versteck. War es möglich, dass ein Sturm den

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