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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Wachen jedenfalls hatten nichts Ungewöhnliches dazu vermeldet.
    »Das ist Euer Tisch, Mathematicus.«
    Der Herzog hatte ein nahezu unversehrtes Papier aus den verkohlten Blöcken hervorgezogen. Bestürzt hielt er es in die Höhe.
    Euer Tisch … Es dauerte einen Moment, bis sich die herzoglichen Worte in seinen Verstand hinauf gearbeitet hatten. Olearius zuckte zusammen. Richtig – sie standen vor der mittleren Tafel. Er hatte sich diesen Arbeitstisch gewählt, weil er von hier aus durch das Fenster hinunter in die Gärten und auf sein Haus blicken konnte. Wenn er in der Bibliothek arbeitete, ließ er seinen Blick gern durch die Baumreihen und über die Pflanzungen schweifen. Die bewegte Kulisse, der Farbrausch in den Rabatten, die fleißigen Gartenjungen und der Wechsel der Jahreszeiten, sie trieben ihn an. Die bewegte Welt setzte den schweigenden Bücherwänden die Fülle des Lebens entgegen.
    »Das ist tatsächlich meine Schrift.« Vorsichtig griff Olearius nach dem Blatt und blies den Ruß davon. Er erinnerte sich, dass er sich zuletzt einige Notizen zu den Planetenbahnen gemacht hatte.
    »Dann sind das also …« Fahrig wies der Herzog auf die zu Kohleblöcken verwandelten Bücher.
    »Aristoteles und Ptolemäus, Kopernikus, Brahe und Galilei …« Olearius schluckte, er musste sich räuspern. Er hatte sich geirrt. Ein unersetzlicher Schatz war in der Nacht verbrannt – die alten und neuen Theorien über die Welt.
    »Aber ich sah die Schriften doch in Eurem Haus …«
    Olearius nickte, um Zeit zu gewinnen. Er hatte tatsächlich einen Stapel der gelehrten Werke hinüber in sein Arbeitszimmer bringen lassen, die neueren, weniger kostbaren Bücher, an denen er sich abgearbeitet hatte. Doch ein Großteil der Literatur, die er für den Globusbau zusammengestellt hatte, hatte sich auf diesem Tisch befunden.
    »Fort, alles fort«, murmelte er.
    »Und Eure Reisebeschreibung?« Hektisch begann der Herzog in den Aschebergen zu wühlen, Staub wirbelte auf. Die Bracke nieste und machte einen Satz. Erschrocken und gleichermaßen angewidert trat Kielmann einige Schritte zurück.
    »Die Kopien sind wohl verbrannt.« Die Blätter, die Catharina mit so viel Liebe und Sorgfalt beschriftet hatte, hatten in einer Mappe auf dem Tisch gelegen. Die Arbeit so vieler langer Winterabende – dahin, dahin … Was würde sie sagen?
    »Und die Originale?« Der Herzog wischte sich über das Gesicht und hinterließ eine schmutzige Spur auf der hohen Stirn.
    »Ein Teil liegt in meinem Arbeitszimmer«, Olearius wies zum Fenster hinaus. »Der größte Teil ist bereits nach Schleswig zum Drucker gegangen.«
    »Gott sei Dank …« Erleichtert klopfte der Herzog ihm auf den Rücken, für einen Moment schien er jede Form der höfischen Etikette vergessen zu haben. Olearius bemerkte, dass der Kanzler die Vertraulichkeit mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgt hatte. »Ein Akt göttlicher Fügung.«
    Wohl eher das Regiment der Fortuna, dachte Olearius, doch er schwieg. Nicht auszudenken, wenn er alle Blätter an diesem Ort aufbewahrt hätte. Er fragte sich, ob er noch einmal den Mut und Schwung aufgebracht hätte, von vorne zu beginnen.
    »Aber das ist doch … Sabotage …« Kielmann trat wieder an den Tisch, durch das Taschentuch klang seine Stimme seltsam verzerrt und gedämpft.
    »Ich bitte Euch …« Ärgerlich wies der Herzog auf den Spitzenstoff. »Verträgt Euer Riechorgan Hephaistos Atem nicht?«
    Zögerlich senkte Kielmann das Tuch, zwischen Mund und Nase hatten sich Schweißperlen gesammelt, schlaff und feucht hing sein Bart herab.
    »Sabotage …« Olearius starrte den Kanzler an. Wie kam Kielmann darauf? Dies war ein Unglück gewesen. Ein … ja was eigentlich? Wie hatten sich die Bücher entzünden können?
    »Das ist doch offensichtlich!« Verächtlich zeigte Kielmann auf einen dunklen Fleck, der sich in das Holz eingebrannt hatte. »Lampenöl«, sagte er und tupfte sich den Schweiß von der Oberlippe. »Die heidnischen und christlichen Werke werden sich wohl kaum aneinander entzündet haben.«
    »Ihr meint, jemand hat Lampenöl über die Bücher und Papiere gegossen?«
    »Und dann eine Kerze herunterbrennen lassen.« Kielmann nickte. »Das Öl ist verdampft und hat sich entzündet. Ein einfacher physikalischer Akt.«
    Prüfend beugte sich der Herzog über die dunkle Stelle. »Die Wachen haben nichts bemerkt.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »Jemand, der die Bibliothek regelmäßig nutzt, könnte sich …«
    »Wer sollte meine

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