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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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kopiert. Dann waren die Blätter in die herzogliche Bibliothek gewandert, wo Friedrich III . und seine Gemahlin sie begierig studierten und mit mehr oder weniger hilfreichen Kommentaren versahen.
    »Und die Welt wird Euch als dem Auftraggeber dieser Expedition mit ebenso viel Ruhm danken«, hatte Olearius schmeichelnd geantwortet, denn er war froh gewesen, die Zuneigung seines Herrn zurückgewonnen zu haben. Zwischenzeitlich nämlich hatte es Wochen eisigen Schweigens zwischen ihnen gegeben, da die Arbeit an dem Riesenglobus nicht vorangeschritten war. Friedrich III . hatte ihn für die Verzögerungen verantwortlich gemacht, dabei mangelte es doch vor allem am Geld und an der Unterstützung durch den Hof. Immer wieder hatte Olearius das Gefühl gehabt, dass dieses Projekt – bewusst oder unbewusst – von allen Seiten behindert wurde. Briefe, die er an die maßgeblichen Gelehrten in ganz Europa geschrieben hatte, erreichten ihr Ziel nicht. Gelder, die er beim Kanzler einforderte, wurden nur schleppend und viel zu knapp bemessen ausgezahlt, Instrumente, die er dringend benötigte, zerbrachen auf dem Transport nach Schleswig.
    Und dazu noch Gottorfs schwierige Lage – quasi am äußersten Rande der Zivilisation. Olearius schüttelte unwirsch den Kopf. Während sich die Gelehrten in Italien, England und Frankreich bereits in Akademien versammelten, war er an Friedrichs Hof nahezu abgeschnitten vom gelehrten Diskurs seiner Zeit. Er war ein Einzelkämpfer. Der Krieg und seine Folgen taten ein Übriges, ihn im Norden zu isolieren. Er war allein mit seinem Kopf und den vielen Stimmen darin.
    Immer wieder hatte er versucht, mit dem Herzog über die Schwierigkeiten zu sprechen. Doch Friedrich III . wollte keine Entschuldigungen hören. »Es muss gelingen, Mathematicus«, so lautete die formelhafte Antwort auf alle Ausflüchte seines Gelehrten.
    Ja, es musste gelingen! Über die zügig voranschreitende Reisebeschreibung hatten sie sich wieder angenähert. Doch Olearius wusste, nach der »Orientalischen Reise« fehlte ihm jede weitere Ausrede. Je näher er dem Ende kam, desto stärker würde sich der Globusbau wieder in den Fokus des Herzogs schieben. Wenn er dem Drucker die letzten Seiten übergeben hätte, müsste er sich endlich, endlich, endlich an die Konstruktionspläne des Riesenglobus setzen.
    Wieder stockte die Schrift, wieder schienen sich die Buchstaben gegen ihn zu verschwören. Wie spät mochte es sein?
    Im Haus war es still. Olearius blickte hinaus in die Nacht. Wenn er den Kopf hob, konnte er zwischen Büschen und Bäumen die schimmernden Umrisse des Schlosses sehen. Hinter einigen Fenstern brannte noch Licht, in der Bibliothek etwa und in den Arbeitsräumen des Kanzlers. Brütete Kielmann etwa noch über den Ausgaben des Herzogs? Die Rentenbücher waren sein Augapfel, darin vermerkte er jede Rechnung und Zahlung des Hofes, die Kosten für Glanz und Gloria, für Friedrichs Herrschaftsanspruch. Ein Werk, in dem sich die Ordnungsliebe des Kanzlers spiegelte.
    War darin noch Raum für all die Ausgaben, die der Globusbau nach sich ziehen dürfte? Olearius schüttelte den Kopf, dann heftete er den Blick auf seine Aufzeichnungen. Ein oder zwei Stunden noch, dann wäre sein Werk vollendet und er könnte sich endlich an Catharinas Seite schmiegen. Ihren reinen Duft einatmen und ihren runden Leib umfassen.
    Ja, seine Liebste war guter Hoffnung. Nach so vielen Jahren … Leise lächelnd ließ Olearius die Buchstaben über das Papier tanzen. Endlich trug ihre Liebe Früchte.

    Was hatte ihn aus dem Schlaf fahren lassen? Verwirrt setzte Olearius sich auf. Da war ein Geräusch gewesen … Vorsichtig tastete er nach Catharina, die sich an seiner Seite unruhig bewegte.
    »Was ist, Lieber?« Ihre Stimme klang weich und schlaftrunken, sie drehte sich zu ihm und strich ihm über den Arm. »Hast du schlecht geträumt?«
    »Ich dachte … Ein Geräusch, da war ein merkwürdiges Geräusch …«
    »In unserem Haus?«
    Nun setzte sie sich ebenfalls auf. Im Zwielicht des frühen Morgens schimmerte ihr blasses Gesicht.
    »Nein, in den Gärten. Es kam von draußen …«
    »Ein Vogel vielleicht? Sie spüren den Wechsel. Gestern sah ich Gänse über die Schlei nach Norden ziehen. Sie kehren zurück. Das ist der Frühling, Lieber.«
    Catharina lachte hell auf, sie gab ihm einen sorglosen Kuss auf die Wange.
    »Leg dich wieder hin! Wir können noch ein Stündchen schlafen.« Ihre Hand fuhr über sein Hemd. Sie lockte ihn. Er spürte, wie

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