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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Erde.
    Zittrig und um Fassung ringend hatte er die beiden Frauen beobachtet, bis Olearius ihn aus dem Schlafzimmer heraus in die Stube geführt hatte. Er hatte etwas von »Frauensache« und »besser allein lassen« gemurmelt, bevor er ihm einen türkischen Kaffee anbot. Dann hatte er ihn in ein ernstes Gespräch verwickelt.
    »Du musst nun Verantwortung übernehmen, Farid«, hatte er ihn ermahnt. »Du wirst Vater. Und wenn du Sophie heiraten willst, musst du deinem Glauben abschwören. Du wirst dich taufen lassen müssen. Willst du das?«
    Farid schüttelte den Kopf, er dachte an das Gespräch zurück, das er mit Sophie geführt hatte. Im nächsten Moment sah er das Grab ihres Bruders auf dem Hügel vor sich. Sie würde Christian nicht verlassen wollen.
    »Sie will nicht. Sie will das alles nicht. Sie möchte in den Gärten bleiben und mir nicht nach Husum folgen.«
    »Aber was stellt sie sich vor? Eben noch ist sie Meister Friedrichs’ Eleve, ein Jüngling – vor Gott und der Welt. Und dann steht ihr mitten in der Nacht vor meiner Tür – und Sophian ist plötzlich eine Sophie. Und sie bekommt auch noch ein Kind! Jetzt und hier, in meinem Haus … Die Nachricht wird sich wie ein Lauffeuer durch die Gärten verbreiten. Jedermann wird davon erfahren. Ihr könnt nicht so tun, als sei nichts geschehen.«
    Ein Schnaufen begleitete die Rede des Gelehrten. Sein Gesicht war rot, sein Schnurrbart zitterte empört. Erst jetzt, nachdem er das Paar in seinem Haus aufgenommen hatte, schien er über die Folgen nachzudenken. Fürchtete er um seinen Ruf?
    »Ein Moslem, eine Christin und ein Balg. Was wird der Herzog dazu sagen?«
    Farid sah in sein Gesicht, er bemerkte die Sorge, die in Olearius’ Worten schwang. Er musste an seinen Vater denken. Was hätte dieser ihm geraten?
    Wieder gellte ein Schrei durch das Haus und Farid zuckte zusammen.
    Es kümmerte ihn nicht, was der Herzog sagen würde. Er wollte, dass Sophies Leiden ein Ende hatten. Wie ein Rabe saß die Schuld auf seinen Schultern und linste ihn aus dunklen Augen an.
    Was hast du getan? Was hast du getan? Was hast du getan?
    Erst wenn das Kind auf der Welt wäre und Sophie alles überstanden hätte, wollte er über die Folgen nachdenken. Inschallah – so Gott wollte. Ein Gebet nach dem anderen wogte durch seine Gedanken.
    Noch ein Schrei, eine endlose Klage, Olearius riss die müden Augen auf, die kleinen silbernen Löffel klirrten in den Mokkatassen.
    Dann – Stille. Eine furchtbare Ewigkeit, während das tosende Morgenkonzert der Vögel aus den Gärten zu ihnen hereinschwappte. Ein jubelnder Chor – die Verkündung eines neuen Tages.
    Tot, dachte Farid. Sophie ist tot. Er glaubte, den Verstand zu verlieren.
    Und doch … In das Konzert der Gartensänger mischte sich ein fremdes Stimmchen. Zart und ungeübt noch suchte es seine Melodie und doch erschien es Farid so, als hätte er nie etwas Schöneres vernommen. Wie im Rausch, je zwei Stufen überspringend, rannte er die Treppe hinauf.

    Das Kind – es war vollkommen. Verwundert betrachtete Sophie das Bündel in ihren Armen. Eben noch hatte sie sich nichts mehr als den Tod gewünscht und nun meinte sie, vor Glück zu bersten. Staunend befühlte sie die winzigen Finger, sah die kleine Nase, die weisen Augen, sie spürte das Herzchen an ihrer Brust schlagen.
    »Ein Junge, es ist ein Junge.«
    Catharina, die sich lächelnd über sie beugte. Was hatte sie ihr zu verdanken!
    Dann ein Poltern, die Tür schlug auf und noch bevor sie das Kind in eine Decke schlagen konnten, war Farid an ihrer Seite.
    Ängstlich suchte sein Blick nach einer Antwort und bevor sie noch nach seiner Hand greifen konnte, bevor sie irgendetwas sagen, erklären konnte, hatte er begriffen.
    Sophie sah, dass seine Augen sich vor Schmerz und Enttäuschung verdunkelten. So viele Fragen schienen sich hinter seiner Stirn zu türmen, doch da war nur eine Antwort möglich.
    »Farid«, sie räusperte sich, hatte keine Stimme. Das Kind in ihren Armen schloss die leuchtend blauen Augen.
    Er schüttelte den Kopf, prallte zurück, stieß Catharina zur Seite und war schon fort. Sie hörte ihn noch die Treppe hinabspringen, hörte Olearius, der etwas hinter ihm her rief, dann schlug die Tür zu und er war fort.
    Erschöpft sank sie in die Kissen, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Sie wusste, dass sie Farid verloren hatte. Und sie wusste, dass er nun nicht länger auf Gottorf bleiben würde. Aber vor allem anderen wusste sie eines: Ja, dieses Kind

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