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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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entgegen.
    »Warum, Sophie?«
    Er tat so, als könnte er ihre stumme Bitte nicht deuten. Hilflos ließ sie die Arme wieder sinken.
    »Warum?«
    »Ich kann nicht darüber sprechen.«
    Sie hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen, doch sie konnte die schrecklichen Bilder nicht verdrängen. Heiser flüsternd stieg die Stimme des Ritters aus Christians Grab empor.
    »Wie soll ich dir verzeihen, wenn du nicht mit mir sprichst?«
    »Ich kann nicht, Farid. Ich kann nicht.«
    »Vielleicht kann ich dich verstehen? Vielleicht hast du … Vielleicht hast du dich ihm nicht aus Liebe hingegeben?«
    Seine Stimme kam nun wieder näher, Farid hatte sich vor sie gekniet. Doch da war auch der andere. Sie konnte seinen Schatten spüren, er war über ihr und wieder konnte sie nichts anderes tun, als sich ganz in sich selbst zurückzuziehen und seine Gewalt auszuhalten.
    »Mein, mein«, hörte sie seine metallische Stimme. »Du bist mein.«
    Dann Christians Stimme, sein tonloses, anklagendes Flüstern, kurz bevor er nicht mehr geatmet hatte. »Du hast mir versprochen, Rache zu nehmen.«
    Sophie glaubte, den Verstand zu verlieren. Sie hielt sich die Ohren zu, schrie auf.
    »Sophie … Was ist mit dir?«
    Es war Farid gewesen, der sie zurückgeholt hatte. Der sie endlich in seine Arme genommen hatte. Er hatte die Dämonen verscheucht.
    Sie hatten nicht mehr gesprochen, nur noch stumm beieinander gesessen und nach einem Weg gesucht.
    Doch sie konnte nicht voran, und er wollte nicht zurück. Sie wussten, dass sie Abschied voneinander nahmen.
    Als die Nacht über den Tag gesiegt hatte und die Vögel endlich schwiegen, waren sie durch die Hecken hinabgestiegen. Auf der Schlossinsel hatten sie sich wortlos getrennt. Farid war zu seiner Unterkunft im Schloss gegangen und sie war in Olearius’ Haus zurückgekehrt. Noch bis in den Traum hatte sie um ihre verlorene Liebe geweint.
    Und da waren immer noch Tränen. Während die Menge sie aus der dunklen Kapelle ins Licht schob, versuchte sie, Farid nicht aus den Augen zu verlieren. Schluchzend stolperte sie voran, immer mehr Menschen drängten sich zwischen sie, doch noch sah Sophie seinen dunklen Schopf.
    »Farid …«
    Sie wollte ihn noch ein letztes Mal umarmen, ihm etwas mitgeben auf seinem Weg. Doch sie kam nicht zu ihm durch. Fächer, Schleier und Festtagsroben versperrten ihr den Weg.
    »Farid …«
    Verzweifelt reckte sie sich, streckte die Hände nach ihm aus.
    Und er wandte sich um, nickte ihr zu, ein letztes Mal, bevor er im Trubel der Festgesellschaft verschwand.

Anno 1652 bis 1654
EINS
    Der Globusmeister traf an einem stürmischen Novembertag aus dem fernen Limburg ein. Wolkenberge verdunkelten den Himmel, kalter Regen schlug Andreas Bösch ins Gesicht, als er die Brücke zur Schlossinsel überquerte. Aus dem Dunst der Schlei erhob sich Schloss Gottorf – an diesem Tag nicht mehr als ein abweisender, grauer Klotz.
    Die Reise des bekannten Büchsenmachers war lang und beschwerlich gewesen, am Ende hatte er nicht mehr geglaubt, jenen fernen Ort im Norden zu erreichen. Ungläubig hatte er dunkle Moore und Wälder durchquert, sich gegen Wind und Wetter gestemmt und gedacht, dass er sich auf das Ende der Welt zubewegte. Zuletzt hatte er alle Stunde den Brief lesen müssen, der ihn nach Schleswig gelockt hatte, um sich der Existenz dieses Ortes zu versichern. Doch die Neugier und sein unerschütterlicher Optimismus trieben ihn voran. Wer war dieser Adam Olearius, und was bewegte ihn, in dieser Wildnis ein derart vermessenes Abenteuer zu wagen?
    Olearius war glücklich, als Bösch, nass und mit roten Wangen, endlich vor ihm stand. Zuletzt hatte auch er sich gefragt, ob der Schmied und dessen Entourage von neun Mann tatsächlich eintreffen würden. Zwar hatte er ihn mit großen Namen und anderen Versprechungen an den Hof gelockt, aber auf dem Weg in den Norden war schon so mancher ins Zweifeln gekommen. Und an den Ufern der Elbe waren etliche feste Vorsätze gestrandet.
    Doch Bösch, Anfang dreißig, geerdet und von einer selten robusten Natur, schien aus anderem Holz geschnitzt. Er ruhte nur kurz aus, ließ sich trockene Kleidung bringen, trank einen heißen Gewürzwein und folgte Olearius dann zur Baustelle des Globushauses. Er wollte sein Werk so schnell wie möglich beginnen.
    Auf der Baustelle im Neuwerk-Garten waren die Arbeiten in den vergangenen Monaten vorangeschritten. Inzwischen hatten sich Steinmetze, Tischler, Glaser, Maler und Stuckateure zu den Maurern, Zimmerleuten und

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