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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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dass Sophies Geheimnis dem unbegreiflichen Flüstern der Sterne glich, doch er nahm ihr Verhalten hin – so wie er das Wirbeln des Kosmos akzeptierte als etwas, das gegeben war, auch wenn er es nur schwer begreifen konnte.

    Schlafen, nur schlafen. Doch das Fieber ließ nicht von ihr ab. Immer wieder schwappte es in Wellen über sie, bisweilen so stark, dass sie krampfte und kein kalter Wickel, kein Kräutersud half, die Temperatur zu senken.
    Wenn sie zu sich kam, sah sie in Catharinas besorgtes Gesicht, sie bemerkte die Angst in ihren Augen, die sie nicht mit einem aufmunternden Lächeln überspielen konnte.
    Bösch bestellte den Leibarzt des Herzogs ein, doch selbst dessen Bemühungen – Aderlass und starker, roter Wein – ließen sie nicht zu Kräften kommen. Die fiebrigen Abgründe, in die sie fiel, wurden tiefer und tiefer.
    Auch Caspar saß an ihrem Bett. Er erzählte von seinem Tag und den Fertigkeiten, die Bösch ihm beibrachte. In ihrem Kopf vermischte sich sein Plappern mit dem tosenden Brausen des Fiebers und bisweilen wusste sie nicht, ob sie wachte oder träumte.
    Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche verrannen, während sich die Gärten wieder in ein frühlingshaftes Grün kleideten und der Herzog ein erstes Fest im Globushaus feierte. Bösch brachte ihr die ersten Frühlingsblumen aus den Gärten ans Bett, doch selbst ihr süßer, lockender Duft erreichte sie nicht.
    Zuletzt war Sophie so schwach, dass man um ihr Leben fürchtete. Sie war kaum noch bei Sinnen, aß und trank nicht mehr. Bösch hatte seinen Arbeitsplatz an ihre Seite verlegt und während er gemeinsam mit Catharina über Sophies Dämmern wachte, feilte er am Räderwerk der Weltenmaschine.
    »Die äußere Sphäre wird an ihren Ringen die Sternbilder tragen«, kommentierte er sein Tun, denn er war davon überzeugt, dass nur die Stimmen ihrer Lieben Sophie zurück in diese Welt locken könnten. »Wir werden die Sternbildfiguren aus Messingblech fertigen, ganz nach dem Vorbild deiner Zeichnungen, Sophie. Du wirst sie bemalen, wenn du wieder gesund bist. Auf ihren Innenseiten tragen die Bilder kleine Silbersterne. Ihrer Helligkeit entsprechend werden wir sie in sechs verschiedenen Größen schaffen.«
    Catharina schüttelte den Kopf über sein Selbstgespräch, doch Bösch vertraute darauf, dass seine Beharrlichkeit sich auszahlte. So wie das stumpfe Metall in seinen Händen sich durch die Kraft seines Willens zu einem Abbild des Himmels formen ließ, meinte er, Sophies Kräfte durch sein Wollen beeinflussen zu können.
    »Aber sie muss essen. Und sie muss endlich etwas trinken«, widersprach Catharina, die sich mühte, Sophie etwas verdünnten Wein und Suppe einzuflößen. Doch die Tropfen perlten von ihren beharrlich zusammengepressten Lippen ab. »Sie muss zu Kräften kommen, dann wird sie zu uns zurückfinden.«
    »Du gehst deinen Weg und ich wähle meinen«, nickte Bösch und reichte Catharina ein Tuch, damit sie sich die Tränen aus den Augen wischen konnte. »Wichtig ist doch nur, dass sie einen Pfad einschlägt, der sie zurück in unsere Mitte führt.«
    Bösch bemühte sich, zuversichtlich zu klingen. Doch abends, wenn er allein an Sophies Bett saß und ihr Gesicht betrachtete, das schmal und blass in den Kissen lag, spürte er, wie ihn die Angst packte, sie zu verlieren. Da war kaum noch Kraft in ihrem zerbrechlichen Körper und bisweilen glaubte er, einen jenseitigen Glanz in ihren Augen wahrzunehmen, wenn diese sich kurz öffneten.
    »Sophie, Sophie, Sophie«, murmelte er beschwörend, um den Dämon des Todes fernzuhalten. »Du musst bleiben, streng dich an! Die Sterne warten doch auf dich.«
    Er spürte, dass sie auf der Schwelle zu einer anderen Welt balancierte. Und er fragte sich, wie lange er sie noch halten könnte.

    Ein Tag verging noch und ein zweiter, dann veränderte sich Sophies Atem. Er wurde so flach, dass er kaum noch spürbar war. Eine Erinnerung nur noch, ein Davongleiten.
    Catharina rief Caspar, Melissa und Olearius in die Kammer über der Schmiede, damit sie Abschied von Sophie nehmen konnten.
    Olearius war vom Schmerz gezeichnet. Er nahm Sophies Hand und führte sie an seine Lippen, während er leise Worte murmelte.
    »Ich war an Kunst und Gut und Stande groß und reich«, hörte Bösch ihn flüstern. Er hatte die Worte schon einmal gehört und wusste, dass diese von einem ebenfalls verstorbenen Freund stammten. »Verzeiht mir, bin ich’s wert, Gott, Vater, Liebste, Freunde. Ich sag euch gute Nacht,

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