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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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ein anderer. »Es war den Bauern wohl eine Last. Lassen wir es hier, was sollen wir uns noch weiter mit dem Tölpel herumschlagen.«
    Rantzau nickte. Doch irgendetwas an diesem Wesen fesselte ihn. Sein Traum kam ihm wieder in den Sinn und plötzlich fiel ihm auf, dass das Blau des jungfräulichen Gewandes dem Farbton in den schimmernden Augen des Kindes entsprach. Eiswasseraugen, dachte er. Blau wie die Fjorde der Ostsee. Mit einem Ruck zog er an der Hose des Kindes. »Ein Junge«, stellte er fest. »Wir nehmen ihn mit.«
    Nur wenig später lag das Kind, an Händen und Füßen gefesselt, quer auf dem Pferd seines besten Mannes. Johann hatte nicht gemurrt, doch Rantzau konnte seinen Blicken entnehmen, dass er die Entscheidung seines Herrn nicht verstand. Er hatte sich allein seiner Autorität gebeugt. Energisch gab Rantzau das Zeichen weiterzureiten – er wollte nicht noch mehr Zeit verlieren.
    Schon beim Herankommen bemerkten sie, dass sich auf dem Hügel etwas verändert hatte. Wieder lag Rauch in der Luft, noch vor Kurzem musste ein Feuer in der Nähe gebrannt haben. Mit gezückten Waffen durchsuchten die Männer das Gelände, doch sie entdeckten keine Menschenseele. Die Körper der Toten lagen so, wie die Männer sie zurückgelassen hatten. Als sie jedoch nachzählten, bemerkten sie, dass einer fehlte.
    Christian Rantzau fluchte. Er wusste sofort, dass es sich um den Treiber handelte, der ihn um Gnade angefleht hatte. War der Mann doch noch nicht tot gewesen? Hatte er sich davonschleppen können? Ein zweites Mal ließ er die Männer die Ebene absuchen. Wütend vermeldete ein Krähenschwarm über ihren Köpfen das Durcheinander auf der Heide. Doch die Suche blieb erfolglos – weder stießen sie auf den Vermissten noch fanden sie den goldenen Sporn. Auch eine Feuerstelle, deren Aschereste noch nicht ganz erkaltet waren und deren Glut jemand unbeholfen mit Sand erstickt hatte, war rätselhaft. Waren etwa Komplizen der Schmuggler auf den Hügel gekommen und hatten sie den Verletzten mitgenommen?
    Der Junge … Er war ihre einzige Spur. Schließlich war er über und über mit Asche bedeckt gewesen, als sie ihn gefunden hatten. Silbrig-weiße Asche, wie sie auch den Grund der Feuerstelle bedeckte.
    Rantzau befahl, das Kind zu holen, um es zur Rede zu stellen. Aber der Junge blieb stumm. Weder Schläge und Drohungen noch geflüsterte Versprechungen brachten ihn zum Reden. Er wandte den Kopf ab, wiegte sich wie ein Tölpel vor und zurück und mied jeden Blickkontakt.
    Schließlich gab Rantzau auf. Es war nicht zu ändern, und er wusste, er würde mit der Ungewissheit leben müssen, dass es Zeugen seiner Tat gab. Den Jungen jedenfalls, so beschloss er, würde er vorerst nicht aus den Augen lassen. Rantzau dachte, dass er ihn mit sich nach Breitenburg nehmen könnte, denn Arbeitskräfte waren auf seinen Gütern immer willkommen. Das Kind zu töten, so wie er es einen Moment lang erwogen hatte, schaffte er nicht. Mahnend stand ihm das Höllenbild seines nächtlichen Traums vor Augen.

ZEHN
    Es war ein Fest! Musikanten spielten, Balletttänzer wirbelten durch die Gärten, Gaukler und Jongleure zeigten ihr Können zwischen den Hecken und Rosenbögen, und die Mitglieder des herzoglichen Hofstaats flanierten, in schillernde Gewänder aus Seide und Brokat gehüllt, durch die aufgeregten Reihen.
    Adam Olearius hatte einen Platz auf den Terrassen oberhalb des Wassers gewählt. Er zog es vor, etwas abseits zu stehen. Die Perspektive des Außenseiters behagte ihm, und der weite Blick ermöglichte es dem Gelehrten, das Ganze zu betrachten. Kein Detail, keine Nebensächlichkeit lenkte ihn ab. An der Hand hielt Olearius seine Frau. Er spürte ihren festen Griff, die schlanken Finger, die Halt suchten. Catharina war noch unsicher in großer Gesellschaft, das höfische Leben schüchterte sie ein. Mit staunendem Blick aus verträumten, bernsteinfarbenen Augen beobachtete sie den Trubel rund um das Wasserbecken.
    »Das ist das Neue Werk«, flüsterte Olearius ihr aufmunternd zu. »Herzog Friedrich hat den Garten vor drei Jahren in Auftrag gegeben.«
    Mit der Linken wies er auf einen gestikulierenden Mann in grünem Rock, der von einem Pulk junger Burschen umgeben war. »Hofgärtner Friedrichs … Er erteilt wohl gerade die letzten Anweisungen für die Zeremonie.«
    Catharina folgte seinem Fingerzeig. »Was für ein wunderbarer Garten – ein ganz und gar verzauberter Ort! Der Duft, die Vogelstimmen, das Wasserrauschen, die besondere Lage

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