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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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essen oder trinken. Worauf wollte der Kanzler hinaus?
    Kielmann lehnte sich zurück, er blickte noch einmal auf die Süßigkeiten, dann sah er Rantzau unverwandt an.
    »Der Herzog wird die Ritter um Geld angehen, Rantzau.«
    Nun war es heraus. Rantzau lachte auf, der Kanzler sollte die Ritter auf einen baldigen Landtag einstimmen. Neue Kredite für eine weitere waghalsige Unternehmung des Herzogs?
    »Wie viel?«
    Kielmann schüttelte bedächtig den Kopf. »Das tut nichts zur Sache, Rantzau. Eine stattliche Summe, zu viel, als dass ich das Geld bedenkenlos freigeben könnte. Ihr wisst, dass die Persische Reise immer noch ihren Tribut fordert. Und der Herzog … nun, er plant eine weitere, unnötige Unternehmung. Ein wahnsinniges Vorhaben, wenn Ihr mich fragt.«
    Rantzau lehnte sich zurück, er atmete ein und aus. Zunächst hatte er aufspringen und dem Kanzler einen Tritt in dessen feisten Bauch verpassen wollen. Das, so hatte er kurz gedacht, wäre seine Antwort an den Herzog gewesen. Doch dann hatte er bemerkt, dass der Kanzler ihn nicht anwies, sondern ihn vielmehr über die Pläne des Herzogs informierte. Und dass er die Pläne seines Herrn nicht billigte. Von einem Moment auf den anderen hatte sich die Atmosphäre zwischen ihnen verändert. Etwas Kühnes, kaum Fassbares stand nun zwischen ihnen. Rantzau verstand, er nickte, dann suchte er den Blick des Kanzlers.
    Auch Kielmann hatte sich nun aufgerichtet und etwas nach vorne gelehnt. Gespannt wartete er auf Rantzaus Reaktion. Sie maßen sich mit Blicken, ihre Gedanken schienen sich miteinander zu verweben. Wir knüpfen ein Bündnis, dachte Rantzau. Wir stehen zusammen. Gegen die Pläne des Herzogs.
    »Was erwartet Ihr von mir?«
    Kielmann schüttelte den Kopf. »Ich habe Euch lediglich über das Ansinnen des Herzogs informiert, Ritter Rantzau. Ihr seid der Kopf der Ritterschaft, ich nehme doch an, dass Euch ein kluger Gedanke kommen wird. Lasst Euch von Eurem Stolz leiten! Dieses Land hat schon immer vom Mut und dem Tatendrang der Ritterschaft profitiert. Euer Stand hat Großes vollbracht und er fühlt sich dem Wohl des Landes verpflichtet.«
    Kielmann hob seinen Pokal und trank ihm zu. » Dat se bliven ewich tosamende ungedelt «, flüsterte er und der Klang der Worte fuhr wie ein Schauer über Christian Rantzaus Rücken.
    » Up ewich ungedelt «, antwortete er und im selben Moment begriff er, warum der Weg des Advokaten so steil nach oben geführt hatte. So schwerfällig Kielmanns Körper auch war, so wendig war sein Geist.
    Energie durchflutete ihn und er sprang auf. »Ich wollte Euch noch durch die Gärten führen, Kanzler.« Mit einer einladenden Handbewegung wies Rantzau zum Fenster hinaus. »Es waren einst die prächtigsten Gärten in den Herzogtümern.«
    Der Kanzler lächelte fein und erhob sich ebenfalls. »Ich bin mir sicher, dass sie wieder in altem Glanz erstrahlen werden, Rantzau.«
    Als die Männer das Kabinett verließen, fiel die Abendsonne in ihrem Rücken in breiten Streifen durch die Fenster. Das Parkett schimmerte, ein See aus Honig. Wie ein Gitter rahmten die Schatten der Fensterkreuze das Licht.

SIEBEN
    Der Abend war warm und freundlich, doch er trug bereits eine Ahnung von Herbst in sich. Über den Wassern der Fischteiche hing ein feiner Nebelschleier. Mücken tanzten über dem Schilf.
    Abendmilch, dachte Oss. Er saß am Ufer des einen Weihers und ließ seine Angelschnur ins Wasser sinken. Mit Würmern, die er aus dem Pferdemist geklaubt hatte, hoffte er, einen Fisch an den Haken zu locken. Einen fetten, goldglänzenden Karpfen vielleicht, den er später am Feuer gegen einen Becher Rum eintauschen könnte.
    Es war nicht das erste Mal, dass er hier saß und sein Glück versuchte. Von der Breitenburg aus war der Teich nicht zu sehen und noch nie hatte sich jemand an seine Ufer verirrt. Trotzdem war Oss vorsichtig. Es war streng verboten, hier zu angeln und er hatte den Bauernjungen nicht vergessen. Jedes Mal wenn er sich durch die Gärten schlich, hatte er die Schreie des Kindes und das Fauchen der Lederschnur im Ohr. Der Junge war wegen eines elenden Kaninchens gestorben und seine Mutter hatte seitdem kein Wort mehr gesprochen. Der Schmerz und die Trauer hatten sie verstummen lassen.
    Vorsichtig duckte Oss sich in das hohe Ufergras und ließ die Schnur tiefer ins Wasser gleiten. Gewichte aus Blei zogen den Köder hinab bis auf den morastigen Grund des Gewässers. Karpfen liebten den Schlamm, selbst ihr Fleisch schmeckte nach Moder. Dennoch

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