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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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dann ins Wasser? Du weißt, dass ich mir nur mein Recht genommen habe.«
    Jonnas Mann zog den Zopf wieder zu sich, er konnte nicht aufhören, über das Haar zu streichen. Rantzau dachte, dass er für seine Frau wohl nie ein vergleichbares Gefühl empfunden hatte. Er hatte Dorothea zu Panker und Clampe wegen ihres gewaltigen Erbes geheiratet. Doch ihr zänkisches Wesen und ihr steifer, unbeugsamer Körper widerten ihn an. Er hatte schon lange nicht mehr bei ihr gelegen.
    »Warum?« Das Verlangen nach dem Zopf war nun übermächtig. Er zog ihn wieder auf seine Seite des Tisches, spürte sein Gewicht und zugleich die Wut auf das dumme Ding. Jetzt, in diesem Moment, hätte Jonna bei ihm liegen können, und er hätte seinen Zorn auf den Herzog aus sich herausschleudern können. Ihre Schreie hätten ihn erleichtert, sie hätten eine Schleuse in seinem Inneren geöffnet und ihn von dem widerlichen Druck befreit, der in ihm gärte.
    »Ihr habt sie zerbrochen, Herr.« Der Bauer stand nun auf und zog den Zopf mit sich vom Tisch.
    »Ich will den Zopf.«
    »Nein.« Jonnas Mann schüttelte den Kopf, er wandte sich ab und ging auf den Bettkasten zu.
    Der Zorn, der in ihm gärte. Der Widerstand des Bauern ließ etwas in ihm anschwellen und dann platzen. Christian Rantzau sprang auf, im nächsten Moment war er um den Tisch, mit dem Dolch in der Hand stürzte er sich auf den Widerspenstigen. Wie von selbst glitt das Metall zwischen die Rippen des Mannes. Mit einem Seufzer sackte der Bauer vor ihm auf die Knie.
    »Mein.« Christian zog den Zopf aus den Händen, dann legte er dem Röchelnden die goldene Kordel um den Hals und zog zu.
    Das Gefühl zu töten, war unbeschreiblich. Das Blut rauschte durch seinen Körper, ein wilder, unkontrollierbarer Strom, der alles mit sich riss, all’ die dunklen Gefühle.
    Und doch war es viel zu kurz. Schon nach wenigen Augenblicken ließ der Widerstand nach, der Körper rutschte aus der Schlinge. Wie ein totes Tier lag der Bauer zu seinen Füßen, während Blut aus der Wunde unter dem Herzen sickerte.
    Rantzau zog seinen Dolch aus dem Fleisch und wischte ihn an den Bettlaken sauber, dann nahm er den Zopf und stopfte ihn in sein Hemd.
    »Mein«, murmelte er, während er die Hütte verließ. Das Haar lag wie ein Talisman an seiner Brust.
    Draußen, in der kühlen, klaren Nachtluft kam Christian Rantzau wieder zu sich. Das wilde Getöse in seinem Kopf verhallte. Er hatte einen seiner Leute getötet.
    Du schneidest dir ins eigene Fleisch, dachte er. Dabei willst du doch den Herzog treffen.
    Dann, der nächste Gedanke. Ganz deutlich stand ihm sein Plan wieder vor Augen, den er einst auf der Heide geschmiedet hatte. Warum nicht Unruhe schüren?
    Warum nicht Überfälle auf Händler und Kaufleute auf dem Ochsenweg inszenieren?
    Er könnte weiter töten – im Dienste der eigenen Sache und für die Ritterschaft. Und um den Rausch zu spüren. Den Blutrausch – und seinen Stolz.
    Mit einem Kopfnicken befahl er seinen Männern, ihm zu folgen. In seinem Rücken, über der schwarzen Kulisse des Eichenwaldes, stieg ein prächtig glühender Vollmond in den Nachthimmel.

Anno 1643–1644
EINS
    Die Blüten wiegten sich im Wind, der durch die Hecken strich. Es war, als neigten sie zustimmend ihre Köpfchen, als begrüßten sie den Morgen. Eine blasse Frühjahrssonne, die sich noch hinter dunstigen Wolken zierte, tupfte Lichtpunkte auf die dunkle, schwere Erde. Es roch nach jungen Trieben und Neubeginn. Der Winter war vorbei – endlich.
    » Narcissus «, murmelte Sophie den Namen der weißen und gelben Glockenblumen, im vergangenen Herbst hatte sie die Zwiebeln gemeinsam mit Farid im Blumengarten gesetzt. Nun staunte sie, dass der Plan des Hofgärtners aufgegangen war. Aus dem Zusammenspiel der helleren und dunkleren Blüten ergab sich ein Bild, von einer der oberen Terrassen aus gesehen, bildeten die Narzissen das Wappen der fürstlichen Familie nach.
    »Es heißt, dass man sich an ihrem Duft berauschen kann.« Farid ging in die Knie und beugte sich über die Blüten, lautstark atmete er ein, dann verdrehte er die Augen und ließ sich trunken auf den Rücken fallen.
    »Flieder?« Sophie stupste mit dem Fuß gegen seine Seite. »Lass’ das, Flieder. Du machst mir Angst.« Sie hatte inzwischen einiges über die Kräfte der Pflanzen gelernt, und der neue Garten versammelte neben heimischen Arten auch allerlei exotische Gewächse, darunter auch giftiges und berauschendes Kraut wie die blasslila Herbstzeitlosen.
    Der

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