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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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gegen einen Mann aus Rantzaus Gefolge zu. Der Kerl, ein tollkühner Spieler, war Oss bereits aufgefallen. Immer wählte er die höchsten Einsätze und oft wurde er für seinen Mut belohnt. Oss hatte bislang nicht gewagt, ihn herauszufordern. An diesem Abend jedoch schien etwas anders zu sein. Die kleinen, müden Augen des Spielers irrten unter den dichten Brauen rastlos hin und her, nervös rieb er sich immer wieder die Hände, als ob ihm kalt sei. Er hatte die meisten Partien an diesem Abend verloren und zu viel getrunken. Die Chancen, gegen ihn zu gewinnen, standen gut. Und Oss dachte, dass ein Sieg gegen einen Rantzau-Getreuen ihm noch mehr Selbstvertrauen einflößen könnte.
    Sie spielten verbissen – und der andere verlor. Schließlich hatte er kein Geld mehr für den Einsatz bei sich. Mit giftigem Blick sah er Oss an.
    »Du bist mir noch ein Spiel schuldig.«
    Oss schüttelte den Kopf. Es war bereits früher Morgen, er wollte sich endlich schlafen legen. In seinen Taschen klimperten die gewonnenen Münzen.
    »Du hast kein Geld mehr.«
    »Dann spielen wir um etwas anderes!«
    »Worum?«
    Der andere lehnte sich vor, Oss roch seinen rumgetränkten Atem. Er zuckte zurück.
    »Wir spielen um ein Geheimnis.«
    »Ich habe genug.«
    Oss versuchte aufzustehen, doch der andere packte seinen Arm.
    »Ein großes Geheimnis«, flüsterte er. »Das größte Geheimnis in den Herzogtümern.«
    Oss bemerkte, dass sich die Härchen auf seinen Armen aufstellten. Plötzlich schien etwas Dunkles wie eine Wand vor ihm aufzuragen. Seine Beine gaben nach, er sackte wieder auf die Erde.
    »Dein Geld gegen mein Geheimnis …«, grunzte der andere. Dann sah er Oss verschlagen von der Seite an. »Du wirst es nicht bereuen.«

ZWÖLF
    »Wir würfeln.«
    Der andere fegte die Karten zur Seite, er langte in seine Jacke und zog zwei Würfel hervor.
    Oss schüttelte den Kopf, in seinen Taschen klimperten die Münzen. Noch immer war er sich nicht sicher, ob er seinen Gewinn wirklich aufs Spiel setzen wollte.
    »Wir bleiben bei den Karten.«
    »Mein Spiel, meine Regeln.«
    Der andere blieb störrisch, sein Atem roch nach Rum. Er warf die Würfel lockend in die Luft, sie glitzerten im Feuerschein. Im Hintergrund raunten die Burschen sich etwas zu.
    Oss schüttelte den Kopf.
    »Denk an das Geheimnis, das größte Geheimnis in den Herzogtümern …« Rantzaus Mann zwinkerte ihm zu. Oss sah, dass sein Bart fleckig war. Plötzlich erinnerte ihn sein Gegenspieler an einen Wolf.
    »Wer sagt mir, dass du dein Wort hältst?«
    Der Spieler hatte sich bislang anständig verhalten, aber sein Beharren auf das Würfelspiel ließ Oss nun zweifeln. Ein Geheimnis taugt nicht als Wetteinsatz, dachte er. Die Münzen besaßen einen konkreten Wert, aber ein Geheimnis? Wie sollte man dessen Wert bemessen?
    »Du hast mein Ehrenwort.«
    Oss lachte auf, dann schüttelte er den Kopf.
    »Das reicht mir nicht, ich gehe schlafen.«
    Er machte Anstalten aufzustehen, doch sein Gegenüber zog ihn zurück. Mit einer schnellen Bewegung schlang er ihm grob den rechten Arm um den Nacken und drückte ihm die Luft ab. Oss spürte die Muskeln des anderen unter der derben Jacke, er fühlte sich hilflos. Sein Herz begann zu rasen.
    »Du musst mir eine Chance geben«, raunte der Wolf in sein Ohr. »Ich bin blank.« Mit der freien Hand fischte er ein Stück Papier aus seiner Jacke. »Wenn du eine Sicherheit brauchst, schreibe ich das Geheimnis auf.«
    »Und die Karten?«
    Oss röchelte, er bekam kaum noch Luft. Der andere lockerte seinen Griff.
    »Wir würfeln …«
    »Also gut.«
    »Bravo …«
    Der Spieler klang zufrieden und löste seinen Eisengriff. Erleichtert wand Oss sich aus seinen Armen, er schnappte nach Luft und sah in die Runde. Die Burschen hatten die Rangelei beobachtet, auf ihren Gesichtern spiegelten sich Spannung und Schadenfreude. Das Spiel war noch nicht beendet, sie erwarteten ein Spektakel. Jemand reichte ihm ein Stück Kohle, offenbar hatte die Runde alles mitangehört.
    »Hier …«, Oss gab die Kohle weiter. »Schreib! Und zeig mir die Würfel!«
    Während sein Gegner etwas auf das Papier kritzelte, untersuchte Oss die aus Knochen geschnitzten Würfel. Sie waren gleichmäßig geformt und quadratisch. Auf den sechs Seiten waren die Augen in Form von schwarzen Punkten markiert, die Eins lag gegenüber der Sechs. Waren die Würfel manipuliert worden? Achselzuckend reichte er die Würfel in die Runde, doch in der Dunkelheit fiel auch den umstehenden Burschen nichts

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