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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Verdächtiges auf. Der Zufall würde über den Ausgang des Spiels entscheiden. Oder das Glück. Oss kam der Gedanke, dass das Würfelspiel auch als Erfindung des Teufels galt.
    »Also los!«
    Der Wolf faltete das Papier und klemmte es unter einen Stein. Oss langte in seine Jacke und holte die Handvoll Münzen hervor, die im Feuerschein glänzten. Er stapelte sie aufeinander, ein verlockender Turm. Im nächsten Moment war er sicher, das Geld zu verlieren. Hatte der andere etwas auf dem Papier notiert? Konnte er überhaupt schreiben?
    »Was spielen wir?«
    »Neun gewinnt.«
    Oss nickte. Das Spiel des Teufels … Wer zuerst dreimal neun Augen würfelte, gewann das Spiel und den Einsatz. Wer zweimal Eins oder zweimal Sechs würfelte, verlor die Partie sofort. Die Zuschauer zischten gespannt, irgendjemand hatte eine Fackel besorgt und leuchtete von oben herab auf die Spieler. Sie hockten in einem Kreis aus flackerndem Licht.
    »Du beginnst!«
    Oss atmete aus. Er nahm die Würfel und wog sie noch einmal in der Hand. Mit einer leichten Drehung aus dem Handgelenk warf er die Spielsteine vor sich in den Sand.
    Eins und sechs. Das war kein Treffer, er schüttelte den Kopf.
    Der andere zog die Augenbrauen hoch und nahm die Würfel. Er legte beide Handflächen aneinander, als ob er die Steine wärmen wollte und starrte Oss in die Augen. Plötzlich ließ er die Würfel fallen.
    Fünf und … Zwei.
    Oss atmete aus, die Burschen scharrten mit den Füßen. Die nächste Runde begann.
    Oss würfelte eine Drei und eine Vier. Wieder nichts.
    Der andere trank einen Schluck Rum, dann warf er eine Drei und eine Sechs. Treffer. Triumphierend reckte er eine Faust in die Höhe, dann schlug er sich gegen die Brust.
    Oss griff nach den Würfeln, er bemerkte, dass er trotz der kühlen Temperaturen schwitzte. Die Würfel rutschten ihm aus den Händen. Vier und Drei. Wieder nichts.
    Der andere grinste, er ließ sich Zeit und warf die Würfel hoch in die Luft. Wieder eine Sechs. Und wieder eine Drei. Die Umstehenden raunten. War das möglich?
    Das Spiel des Teufels. Oss schloss die Augen und würfelte. Als er die Burschen johlen hörte, öffnete er die Lider. Vier und Fünf – sie waren auf seiner Seite.
    Doch der nächste Wurf konnte bereits die Entscheidung bringen. Oss starrte auf die Würfelflächen. Zwei und Drei. Rantzaus Mann grunzte enttäuscht. Wieder nahm er einen tiefen Zug aus der Flasche, obwohl seine Augen bereits trunken flackerten. Plötzlich sah er elend aus und Oss dachte, dass er noch vor wenigen Wochen eine ähnlich erbärmliche Gestalt abgegeben hatte.
    Drei und Zwei.
    Der andere schnappte sich die Würfel, wieder lag das Spiel in seinen Händen. Und wieder gelang es ihm nicht, den entscheidenden Punkt zu machen. Vier und nochmal Vier. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
    Oss würfelte schnell. Fünf und … Vier. Das Spiel war wieder offen. Sie starrten sich an, die Augen des Wolfs waren rot von Alkohol und Müdigkeit.
    Sechs … und Fünf. Der andere stieß einen Fluch aus, er bleckte seine gelben Zähne. Oss würfelte Eins und Zwei. Fast hätte er alles verloren.
    Drei und noch einmal Drei. Die Spannung war unerträglich. Inzwischen stand der Pulk Männer eng um die Spieler herum. Bemerkungen und Kommentare zu den Würfen flogen hin und her. Oss bemerkte, dass seine Lider schwer wurden. Er rieb sich die Augen. Obwohl er nichts getrunken hatte, quälte ihn plötzlich die Müdigkeit. Wie lange sollten sie noch würfeln?
    Drei und … Sechs. Ungläubig starrte er auf das Augenpaar. Die Burschen johlten und klatschten.
    Als er aufblickte, sah er in das verzerrte Gesicht des anderen. Rantzaus Mann hatte fest mit einem Sieg gerechnet. Oss dachte, dass er die Niederlage nicht akzeptieren könnte. Kurz glitt seine Hand unter die Jacke, Oss sah etwas aufblitzen, das ein Messer sein konnte. Unwillkürlich zuckte er zurück, doch der andere ließ die Hand wieder sinken. Zu viele Männer waren auf Oss’ Seite, seine Chancen standen schlecht.
    Wütend trat er nach den Münzen, die im Sand davon sprangen. Die Menge zischte empört.
    »Oss hat gewonnen!«
    Die ersten begannen, ihm auf die Schultern zu klopfen. Jemand half ihm auf. Ein anderer sammelte die Münzen ein und reichte sie ihm.
    Der Zettel, er lag noch unter dem Stein! Oss bückte sich und griff danach, doch bevor er ihn auseinanderfalten und lesen konnte, war der Wolf aufgesprungen. Mit einem Fluch schlug er ihm das Blatt aus der Hand und riss es in Stücke. Die Fetzen flogen

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