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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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erste Augenblick des Erwachens, des Bewußtwerdens der Kontaktplatte in seiner Stirn, war Geschmack, Gefühl, Duft und Licht zugleich; er war die wilde Ekstase sexueller Erfüllung und die erschreckende Freude an waghalsigem Sport; all die Dinge, die er in seinem Leben gekannt hatte, waren hier zu einer ins Unerträgliche vervielfachten Wirkung vereint.
    Die Zeit stand still für ihn.
    Er trieb hilflos in einem aufgewühlten Meer des Empfindens.
    Äonen später wurde er sich seiner Umwelt langsam wieder bewußt. Er war in seinen Körper zurückgekehrt. Die Wogen der Ekstase waren zurückgewichen und hatten ihn zerschlagen und ausgelaugt zurückgelassen.
    Er öffnete die Augen und sah einen Technikorps-Krankenhelfer, der sich eben von seinem Bett entfernte und die Drähte des Kontaktpultes noch in der Hand hielt.
    Man hatte ihn von den Freuden der Maschine getrennt.
    Gann atmete zitternd ein und versöhnte sich mit der Tatsache, wieder ein Mensch sein zu müssen. In der Vereinigung mit der Maschine konnte er sein Schicksal akzeptieren. Keine andere Belohnung konnte auch nur halb so gewaltig sein – kein anderes Ziel so wichtig ...
    Verwirrt wurde er sich der Tatsache bewußt, daß etwas nicht stimmte. Das Gesicht des Technikorps-Mannes war angstvoll verzerrt. Von draußen waren erregte Stimmen zu hören, und eine dieser Stimmen war ihm sehr gut bekannt.
    Gann richtete sich auf und sprang aus dem Bett. Die Tür sprang auf und Maschinengeneral Wheeler platzte herein.
    »Gann!« brüllte er. »Sternengott! Teufel! Was haben Sie gemacht?«
    »Gemacht? Ich? Nichts, General. Ich bin nicht der Sternengott, das schwöre ich Ihnen!«
    »Schurke!« heulte Wheeler. »Lügen Sie mich nicht an! Was haben Sie der Maschine angetan?«
    Gann wollte etwas erwidern, wollte sich verteidigen. Doch der General gab ihm keine Gelegenheit: »Lügner!« wütete er. »Sternengott! Sie haben uns alle vernichtet! Geben Sie es doch zu! Geben Sie doch zu, daß Sie es waren, der die Maschine in den Wahnsinn getrieben hat!«

12.
     
     
    Das System lief Amok.
    Das Entsetzen griff unaufhaltsam um sich – auf der Erde, auf den Welten des Asteroidengürtels, in den klimatisierten Höhlen des Merkur, in den lichtlosen Tiefen Plutos, in den sich langsam drehenden Festungen der Raumbarriere.
    Einander widersprechende Impulse ließen zwei Sub-Bahn-Züge mehrere tausend Kilometer unter der Erdoberfläche kollidieren. Sechshundert Menschen starben.
    Auf der Venus enthielt ein Technicaptain angeblich routinemäßige Programmierungsanweisungen von der Maschine, die er gehorsam eintippte. Das Ergebnis war, daß vierzigtausend Hektar Land, die man dem Planeten in harter Arbeit abgerungen hatte, von einer öligen Flüssigkeit überschwemmt wurden und für lange Jahre wieder verloren waren.
    Ein »goldener Mann« erschien auf der Bühne des großen Auditoriums in Peking, wo der Vize-Planer Asiens eine Ansprache halten wollte. Die Erscheinung verschwand sofort wieder, und an ihre Stelle traten zwanzig flammende Pyropoden, die den Saal in ein Totenfeld verwandelten. Der Vize-Planer, der wie üblich ein wenig zu spät kam, blieb verschont.
    In kurzen, harten Worten gab General Wheeler eine Schilderung der Katastrophen, die das System in schneller Folge heimsuchten.
    »Der Sternengott! Er wurde in den Gewölben der Maschine gesehen! Und jetzt ist die Maschine verrückt geworden! Ihre Befehle stimmen nicht mehr. Ihren Angaben kann man nicht mehr trauen! Gann, wenn Sie der Sternengott sind ...«
    Das war zuviel für Boysie Gann. Er richtete sich auf, und seine Stimme übertönte sogar noch das metallische Organ Wheelers: »General! Ein für allemal: Ich bin nicht der Sternengott! Seien Sie doch kein Narr!«
    Plötzlich schien das maschinenhafte Gesicht Wheelers in sich zusammenzufallen. Seine Stimme klang sehr menschlich, als er nach kurzem Schweigen sagte: »Nein. Vielleicht sind Sie es wirklich nicht. Aber was, im Namen des Systems, geht hier vor?«
    Gann rief aufgebracht: »Ich nahm an, daß Sie mir das sagen wollten! Was bedeutet überhaupt Ihre Erwähnung des Sternengottes, der sich angeblich in den Gewölben der Maschine aufgehalten hat?«
    »Nichts weiter, Gann. Die Wächter haben berichtet, daß sich dort unten jemand eingeschlichen hätte. Eine Abteilung wurde hinuntergeschickt, und sie sahen ihn. Er machte sich an den Handkontrollen zu schaffen und verstellte Hebel, löschte Bänder, löste Verbindungen.
    Die Maschine ist wahnsinnig geworden, Gann! Und das

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