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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Es prallte von der
Wand ab und schepperte über den Boden. Abgesehen
von der Gefangenen hielten sich nur die drei Männer in
der Zelle auf. Belial hatte dafür gesorgt, daß niemand
sonst hineingelangte.
»Wollt Ihr wissen, wer sich in Wahrheit hinter dieser
schönen Fassade verbirgt, Freund? Wollt Ihr das wirklich?« Die beiden starrten sich einen Moment lang mit
funkelnden Augen an, dann wandte Axis sich ab, betrachtete seinen Zauberring und drehte ihn langsam.
Sternenströmer runzelte die Stirn. Was tat sein Sohn
denn da?
Als der Krieger wieder aufblickte, lag ein anderer
Ausdruck in seinen Augen. Er trat zu Aschure, griff in ihr
Haar und zog ihren Kopf hoch, damit er sie ansehen
konnte.
Die junge Frau stöhnte wieder, und Furcht flackerte in
ihren Augen.
»Ich werde nun den Geist des Verräters öffnen«, erklärte Axis mit so kalter Stimme, daß es Belial fröstelte.
Musik entstand in dem Raum. Harte, rauhe Töne, die
Sternenströmer zuerst für Dunkle Magie hielt, bis er begriff, daß sie eine Kombination von Feuer- und Luftmusik
darstellten. Doch klang sie dissonant. Der Zauberer erkannte durchaus, daß diese Weise einen Geist öffnete
und seine Geheimnisse offenlegte – aber er hatte sie noch
nie zuvor gehört. Ein Lied, das den Ikariern bislang unbekannt gewesen war.
»Jetzt werden wir ja sehen, welche finsteren Rätsel in
ihrer schwarzen Seele wohnen«, knurrte der Krieger mit
zugesammengebissenen Zähnen. »Damit beweise ich
Euch, Belial, daß diese … diese Kreatur den Mord an
Morgenstern begangen hat. Daß sie die Betrügerin ist, die
mich an Gorgrael verraten wollte.«
Einen Moment später fing Aschure an, furchtbar zu
schreien. Ihr Körper wand sich, als wolle er die Fesseln
sprengen, und sie kreischte immer lauter, je tiefer der
Sternenmann in ihren Geist eindrang.
»Bei den Göttern«, murmelte Belial entsetzt. Er konnte nicht länger hinsehen und mußte sich abwenden. Wenn
er sich doch nur auch die Ohren zustopfen könnte! Wenn
er doch nur den Mut aufbrächte, Axis anzugreifen, um
ihn daran zu hindern, Aschure umzubringen.
»Er durchstöbert ihren Geist«, erklärte Sternenströmer
mit ruhiger Stimme. »Durchsucht auch ihre Erinnerungen
… Sucht nach dem Schlüssel, mit dem sich das Geheimnis um ihr wahres Wesen aufschließen läßt.«
Es verging einige Zeit, und das Schreien der jungen
Frau hatte, wenn das überhaupt möglich war, noch an
Verzweiflung zugenommen. Sie zerrte mit aller Kraft an
den Fesseln, bis die Stricke heiß wurden und ihr die Haut
verbrannten. Als Belial einmal wagte, doch wieder hinzusehen, bemerkte er überall dort Blutflecken, wo die
Seile in den weißen Stoff gedrückt hatten.
»Ja!« rief der Krieger befriedigt. »Da haben wir es!«
»Was denn?« fragte der Zauberer und trat einen
Schritt näher.
»Eine Blockierung. Ein verschlossenes Tor, eine verriegelte Tür. Dahinter liegt das wahre Wesen Aschures.
Soll ich die nun aufsperren?«
»Ja, vermögt Ihr das denn?« fragte sein Vater voller
Staunen. »Aber dürfen wir das überhaupt tun?« Wenn
nun Wolfstern sprungbereit hinter dieser Tür lauerte, um
sich sofort auf sie zu stürzen? »Vielleicht sollten wir sie
doch lieber erschlagen. Das Wissen um das versperrte
Verlies in ihrem Geist reicht uns doch, oder nicht?«
»Nein«, entgegnete Axis hart. »Freund Belial will
doch einen Beweis. Nun, den soll er haben. Einen Moment, gleich hab ich’s.«
Sein Gesicht verzog sich vor Anstrengung, und die
Musik nahm an Stärke zu. Aschures Schreien brach im
selben Moment ab, und sie sah dem Krieger in die Augen, die sich so nahe vor den ihren befanden.
»Jetzt … «, flüsterte Axis rauh. Seine Hand griff ihr
immer noch ins Haar. »Nun, komm schon … gleich …
gleich … Da, bitte, die Blockade ist gelöst!«
Doch nun weiteten sich seine Augen. Entsetzt und zu
Tode erschrocken starrte er auf etwas, das Sternenströmer und Belial nicht sehen konnten.
»Ihr Götter!« flüsterte er unhörbar, und im nächsten
Moment waren er und Aschure fort.
    Er war in ihrer Macht gefangen. In der reinen Energie der
Sterne. Und dank eines letzten Funkens Mitgefühl mit
ihm ließ sie ihn nicht auf der Stelle davon zermalmen.
Doch sie sah sich gleichfalls immer noch von seinem
Zauberbann umhüllt. Und der zwang sie dazu, ihm ihre
Geheimnisse zu offenbaren. Allesamt. Selbst die, welche
sie in das Dunkel des Vergessens weggeschlossen hatte;
wären sie frei, hätte sie längst den Verstand

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