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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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nur Augen für die Bestie und was mit ihr geschah. Nicht
einmal die Schreie Caelums schienen ihr ins Bewußtsein
zu dringen.
Und nun offenbarte sich Axis die Wahrheit: Der Zauberbann entsprang ihrem Geist! Sie setzte die Dunkle
Musik ein, bediente sich der Musik des Todestanzes, um
die Bestie zu vernichten!
»Aschure, Aschure, was tut Ihr da?« konnte er nur mit
einer Stimme ächzen, die vor Furcht ganz schrill klang.
Die Hand Sternenströmers legte sich auf seine Schulter.
Als die junge Frau ihm antwortete, sprach sie wie aus
einer großen Leere, die den Krieger an die ungeheuren
Weiten zwischen den Sternen erinnerte – so wie er sie
durch das Sternentor erblickt hatte.
»Was ich da tue? Ich setze die gleiche Energie ein, aus
der dieses Ungeheuer geschaffen wurde, um es in seinen
ursprünglichen Zustand zurückzuverwandeln. Mit der
gleichen Macht hebe ich die Zaubersprüche auf, die bei
seiner Schöpfung gesungen wurden …« Erst jetzt sah sie
Axis an, und er erkannte in ihren Augen Sterne, die durch
eine große Leere rasten.
»Wolfstern!« entfuhr es seinem Vater, und der Krieger
rief: »Nein! Nein! NEIN!«
Aber die beiden Zauberer waren ja jetzt selbst Zeuge
dessen, was Aschure hier bewirkte. Den Greifen hatte es
nicht nur zerrissen, er löste sich unter ihrem Zauber auch
in seine Bestandteile auf …
… und sie erinnerten sich an alle Beweise, die gegen
die junge Frau vorgebracht worden waren:
Aschure, wie sie anmutig und selbstsicher über den
Felssims am Außenrand des Krallenturms geschritten war
– kein normaler Mensch hätte das vermocht und wäre
schon nach wenigen Schritten abgestürzt … Aschure, wie
sie als einzige den Wolfen zu beherrschen wußte … die
Alaunt, die einst Wolfstern gehört hatten und nun nur
noch ihrem Wort gehorchten … der Ruf ihres Blutes, dem
sowohl Axis als auch Sternenströmer nicht zu widerstehen
vermochten und bei dem es sich folglich um Sonnenfliegerblut handeln mußte … die uralten ikarischen Schriftzeichen, mit denen Aschure die Ärmel von Axis’
goldenem Langhemd bestickt hatte, und die bis auf die
Zauberer kaum noch jemand entziffern konnte … ihre
verblüffende Fähigkeit, Gedankenstimmen zu vernehmen
und sich selbst auf diese Weise zu äußern … die Sternenmusik, die Axis hörte, wenn sie beide sich liebten … das
überwiegend ikarische Blut in Caelums Adern, so als habe
Aschure auch ihr Scherflein dazu beigetragen … die Narben auf ihrem Rücken, so als habe man ihr dort einstige
Ikarierflügel herausgerissen … und hatte Aschure nicht als
erste die tote Morgenstern entdeckt – das konnte doch
wohl auch heißen, daß sie selbst den Mord begangen hatte, oder … und jetzt als letzter Beweis Aschures offenkundig meisterhafte Beherrschung der Dunklen Musik …
Kein ikarischer Zauberer, ganz zu schweigen von einem
einfachen Bauernmädchen, verstand sich darauf!
»Wolfstern«, flüsterte jetzt auch der Sternenmann.
Weißglühender Zorn explodierte in ihm und fegte alle
Furcht und alles Entsetzen beiseite. Habe ich meine
Nächte damit zugebracht, Wolfstern beizuliegen?
Als der Greif in einer Wolke von Blut und Körperteilchen endgültig verging, blinzelte Aschure, und die Sterne
in ihren Augen verblaßten. Sie zitterte am ganzen Körper
und schien sich erst jetzt ihrer Umgebung bewußt zu
werden.
»Axis?« flüsterte die junge Frau. Wo kam all das Blut
her? Und warum sah der Krieger sie so merkwürdig an?
Der Greif! schoß es ihr durch den Sinn. Als ihr der
Angriff der Bestie wieder einfiel, schüttelte sie sich und
preßte Caelum an sich. Wo war der Greif abgeblieben?
Sie erinnerte sich an Schmerz, an einen eigenartigen
Druck in ihrem Kopf und … und dann war um sie herum
alles schwarz geworden. Was war mit dem Untier geschehen?
»Es ist tot«, schnarrte Axis. Die Augen Sternenströmers, der hinter ihm stand, starrten ebenso kalt auf sie
wie die seines Sohnes. »Genauso tot, wie Ihr es gleich
sein werdet, Wolfstern!«
Aschure erschrak weniger über seine Worte, obwohl
sie schon furchtbar genug klangen, als vielmehr über
seinen eisigen Tonfall. Warum haßte der Krieger sie
plötzlich? Die junge Frau glaubte, es zerrisse ihr das
Herz. Was hatte sie ihm denn getan?
Als der Krieger ihr den Knaben aus den Armen riß,
ließ Aschure sich in die segensreiche Dunkelheit der
Ohnmacht hineinfallen, in die sie sich schon in ihrer
Kindheit immer dann geflüchtet hatte, wenn Hagen zu ihr
kam, um sie zu bestrafen.
Kurz bevor

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