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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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ihnen der Erste Hüter zu warten und verschwand selbst wie vorher der Roboter zwischen den Bäumen. Kurz darauf trat der Oberste Hüter hervor. Er war annähernd vier Meter hoch, ansonsten glich er dem Ersten Hüter wie ein Kartoffelgespenst dem anderen.

    „Die scheinen hier statt in Häusern unter Bäumen zu leben“, meinte As, „und haben sich womöglich auch nicht aus dem Tierreich, sondern aus dem Pflanzenreich entwickelt: aus Schlingpflanzen oder Fadenwurzeln. Aussehen tun sie gerade so.“
    Der Oberste Hüter stand jetzt vor den beiden Geomanen. Er betrachtete sie einige Zeit, dann sagte er: „Ich bin der Oberste Hüter. Ihr werdet, wie ihr bereits erfahren habt, für eure Schuld büßen. Vorher wollen wir euch jedoch erforschen. Das obliegt dem Zweiten Hüter. Dort bekommt ihr auch zu essen.“
    Der Oberste Hüter zog sich in sein Wäldchen zurück, und der Erste Hüter forderte die Geomanen auf, ihm zu folgen.
    „Wenn ich recht vermute“, meinte As, „geht es jetzt zum dritten Wäldchen.“ „Jedenfalls sind wir gerettet“, erklärte Eto. „Wirklich?“ rief As. „Und was sollte diese Kartoffelgespenster davon abbringen, uns das Leben zu nehmen?“
    „Sie wollen uns erforschen“, erklärte Eto, „also sind sie neugierig. Wer neugierig ist, läßt mit sich reden.“
    „Darauf sollten wir uns nicht verlassen“, meinte As. „Ihr tätet besser, Euer Stöckchen in Anwendung zu bringen. Ich werde bei nächster Gelegenheit meinen Automaten befragen, der kommt bestimmt auf das richtige Rezept.“
    Eto erklärte sich damit einverstanden. Immerhin konnte es nicht schaden, die Kombination für den Notfall bereit zu haben, denn nur in diesem Falle wollte Eto das Stöckchen in Anwendung bringen.
    Indessen waren sie am dritten Wäldchen angelangt. Der Erste Hüter ließ die beiden davor stehen, kam aber bald zurück, um sie zum Zweiten Hüter zu führen.
    Das Wäldchen hatte kaum mehr als dreißig Meter im Durchmesser. In seiner Mitte befand sich eine Lichtung, auf der ein kleiner, runder Säulentempel stand. Der Zweite Hüter, der nicht anders als die beiden anderen aussah, trat aus dem Tempel und sagte: „Ich werde euch erforschen. Setzt euch nieder.“
    Eto und As machten es sich auf dem Boden bequem. Der Erste Hüter ging, nachdem er versprochen hatte, etwas Essen zu schicken, davon. Der Zweite Hüter aber setzte sich im Schneidersitz vor sein Tempelchen und begann damit, die beiden Geomanen zu erforschen.

    „Ihr seid sehr kurz und dick“, stellte er fest.
    „Ich vielleicht“, gestand As, „der Großmeister hingegen ist ziemlich lang und dünn.“
    „Ihr seid beide sehr kurz und dick“, beharrte das Kartoffelgespenst, „vielleicht seid ihr gar keine richtigen Menschen. So kurze und dicke Menschen kann ich mir gar nicht denken.“
    „Weshalb“, schaltete sich Eto in das Gespräch ein, „baut ihr dann eure Roboter kurz und dick? Roboter baut man doch gewöhnlich nach den Maßen des Menschen.“
    „Die Roboter“, erklärte der Hüter, „stammen aus einer Zeit, an die wir uns nicht erinnern können. Und da wir, wenn wir welche nötig haben, die neuen genau nach den Maßen der alten bauen, sind die Roboter bis heute unverändert geblieben. Bei uns bleibt überhaupt alles unverändert. Das ist unser oberstes Gesetz. Es gibt kein Werden und es gibt kein Vergehen, es gibt nur das unveränderliche Sein. Dem entspricht auch unsere Art zu denken. Wir versenken uns ganz in uns selbst und üben uns in der Innenschau. Diese Innenschau zu hüten, ist mein Amt.“
    „Da hast du einen ruhigen Posten“, meinte As, „jedenfalls bringt er dich nicht in Schweiß.“
    Nach diesen Worten legte er sich auf den Rücken, schloß die Augen und öffnete sie erst wieder, als ein Roboter das versprochene Essen brachte. Es bestand aus Früchten und einer weißen Flüssigkeit, die nach Ziegenmilch schmeckte, jedoch einen starken Beigeschmack von Maschinenöl hatte, was den Verdacht bestärkte, daß in diesem Planeten so ziemlich alles künstlich war, selbst die Ziegen.
    Nachdem sich die Geomanen gesättigt hatten, sagte Eto: „Wir danken für das Mahl, es war trotz eines ungewöhnlichen Beigeschmacks recht appetitlich. Mit der Innenschau hingegen verhält es sich genau umgekehrt. Da sie von allem Werden und Vergehen absieht, sieht sie schließlich nur sich selbst. Eine Innenschau der Innenschau aber ist äußerst unappetitlich.“
    „Das ist es!“ rief der Hüter, sprang auf und schlenkerte mit sämtlichen

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