Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stierkampf

Der Stierkampf

Titel: Der Stierkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasushi Inoue
Vom Netzwerk:
unentbehrliche Mann seit gestern erkältet zu Bett. Tsugami wurde offensichtlich von einer Unmenge schwierigster Probleme bedrängt. Als Sakiko vorhin im Büro erschienen sei, habe er wegen des Feuerwerks telefoniert, das am Tag vor der Veranstaltung im Nakanoshima-Park abgebrannt werden solle; zunächst sei ihnen die Erlaubnis erteilt, doch dann unerwartet wieder entzogen worden. Es sei dies, hieß es, nach Kriegsende das erste Feuerwerk, es gebe äußerst strenge Vorschrifen für die Überwachung aller Sprengstoff arten; man wolle sich zwar auf Seiten der Stadt durchaus bemühen, doch könne die Genehmigung nicht verbindlich versprochen werden.
    »Aber ich kann«, sagte Tsugami mit deutlich verärgerter Miene, »auf keinen Fall darauf verzichten! Ich möchte tagsüber einige zehn Feuerwerkskörper abbrennen und nachts, wenn irgend möglich, besonders prachtvolle Dinger in den Himmel steigen lassen!«
    »Oh, das ist hübsch!«, meinte Sakiko. »Ob Osaka dabei in Flammen aufgeht, ist ja nicht so wichtig. Ich finde es jedenfalls großartig, wenn hoch über den dunklen, von Brandbomben zerstörten Stadtteilen plötzlich Chrysanthemen aufflammen!« Sie war fest entschlossen gewesen, fortan zu schweigen, aber nun waren ihr unwillkürlich diese ironischen Worte entschlüpf. Als sie »Chrysanthemen« sagte, fiel ihr ein, daß Tsugami die Feuerwerkskörper sicher in Form von Stieren abbrennen wolle. Doch als sie an seinem ernsten Gesicht sah, daß er so etwas tatsächlich zu planen schien, erschrak sie. Vor ihren Augen tauchte in aller Kühle sein Gesicht auf, das nach Erlöschen des Feuerwerks in die sich ringsum ausbreitende Dunkelheit starrte, ein Gesicht, das nur sie allein kannte.
    Dann sagte er, es warteten im Büro noch der Drucker, der Transporteur und der Vertreter einer Bestattungs-Firma auf ihn. Bei allen gäbe es Schwierigkeiten wegen der Bezahlung, sie seien heute erschienen, um sich ihr Geld zu holen, und er sehe im Augenblick keinen anderen Ausweg, als mit ihnen irgendwohin zechen zu gehen. Der Leichenbestatter trete der Zeitung etwas von dem Gasolin ab, das er für die Zwecke seines Geschäfs, also für Bestattungen, zugeteilt erhalte, außerdem müsse seine Zeitung, die in den Straßen von Osaka und Kobe zur Reklame für den Stierkampf Lautsprecherwagen umherfahren lassen wolle, sich auch hierbei der Hilfe dieser Firma bedienen. »Warum sollte es denn unstatthaf sein, wenn die für unsere Reklame nötigen Lautsprecherwagen mit Possenreißern, Revuegirls und Schallplattenmusik aus der gleichen Garage stammen wie die Leichenwagen, die zum Krematorium fahren?« Er sagte das ohne jedes Lächeln. Sakiko erkannte sehr wohl, daß er ermattet und gereizt war. Doch sie übersah auch nicht, daß es ihn, auch wenn er in bedrückter Stimmung jetzt so redete, auf eine ihm sehr eigentümliche Weise auch lockte, von vielerlei, nicht selten zweifelhafen, Geschäfen überbeansprucht zu sein.
    Anders als auf dem Hinweg stand Sakiko nun fröstelnd, so daß sich ihr weder Körper noch Herz erwärmen wollten, allein auf dem kalten Perron des Nishinomiya-Bahnhofs und wartete auf den Zug nach Osaka. Während sie sich, einen dicken Schal um den Hals geschlungen, an ein Holzgatter lehnte, fiel ihr plötzlich ein, daß Tsugami bei seinem Stierkampf-Unternehmen vielleicht scheitern würde. Der Gedanke durchfuhr sie wie ein Blitz. Sie zitterte, von dieser Vorahnung, die einer Gewißheit glich, bedrängt, am ganzen Leibe. »Oh, es wird schiefgehen! Es wird alles schiefgehen!«, flüsterte sie vor sich hin. Und unsicher, ob es in Liebe oder als ein Fluch geschah, blickte sie dem gefühllosen Tsugami nach, der sich eben von ihr verabschiedet hatte.

    Zehn Tage vor dem Beginn des Stierkampfes handelten bei der Neuen-Osaka-Abendzeitung täglich ein bis zwei Seiten von diesem Ereignis. Eine große Zeitung hätte Schwierigkeiten gehabt, für eine eigene Veranstaltung Propaganda von solchem Umfang zu betreiben, doch hierin lag der angenehme Vorteil eines kleinen Blattes, und so waren, außer wenn es sich um sehr wichtige allgemeine Nachrichten handelte, fortan fast alle Seiten mit Artikeln über dieses Tema gefüllt. Die Leitartikel und auch die beliebten in Fortsetzung erscheinenden Bildergeschichten waren mit Zeichnungen miteinander kämpfender Stiere versehen; und das boshafe Gerede der Journalisten der BZeitung »Tsugami gibt nun eine Stierzeitung heraus!« drang immer wieder an dessen Ohr. Doch Tsugami wie auch sein Chef Omoto stellten

Weitere Kostenlose Bücher