Der Stierkampf
sich taub und waren fest entschlossen, die Zeitung bis zum Veranstaltungstag um jeden Preis als eine »Stierzeitung« erscheinen zu lassen. Nachdem eine Sammlung Stierkampf-Lieder durch ein Preisausschreiben ausgewählt und veröffentlicht worden war, gab die Zeitung als nächstes die Namen der auftretenden zweiundzwanzig Stiere bekannt. Und als am gleichen Tag ein junger Journalist zu bedenken gab, ob man nicht – mochte dies auch ein wenig penetrant erscheinen – das Erraten der siegreichen Stiere prämiieren solle, griff Tsugami dies auf der Stelle auf. In solchen Situationen schien Tsugami, eine Zigarette im Mund, zunächst vag ins Leere zu starren, aber schon im nächsten Augenblick rief er dem Partner gellend laut seine Antwort so schnell zu, daß dieser kaum zum Überlegen kam. In diesen Momenten schien er eher einer übernatürlichen Eingebung als seinem Verstand zu folgen. Je mehr mit dem herannahenden Stierkampf die auf ihn eindrängenden Aufgaben zunahmen, desto wortloser und aktiver wurde er.
Die von dem jungen Journalisten T außerhalb der Zeitungsspalten geführte Reklame entfaltete sich glänzend. An wichtigen Plätzen wie den Endstationen Ueda, Naniwa, Joroku und den Bahnhöfen der U-Bahn erregten riesige Plakate, auf denen zwei mit den Hörnern ineinander verklammerte Stiere abgebildet waren, die Aufmerksamkeit der Fahrgäste. Kleinere Plakate von gleicher Art waren in allen Reklamekästchen der Vorortzüge und Busse befestigt. Und die durch ein Preisausschreiben prämiierten »Stier-Sumō-Lieder«, die in einem Theater im Shinseibashi-Viertel bekanntgegeben und dort auch zum ersten Mal gesungen worden waren, wurden nun durch die Lautsprecher der Tag für Tag herumfahrenden Lautsprecherwagen in die vorwinterlichen Häuschen hineingeschmettert. Von diesen Wagen gab es in Osaka drei, in Kobe zwei, und auf allen fuhr je eine Revuetänzerin mit.
Die Kosten, einschließlich der Aufwendungen für den Bau des »Kampfrings« und der Stierställe, überstiegen die Erwartungen weit: die Neue-Osaka-Abendzeitung hatte sich wahrlich eine allzu schwere Last aufgeladen. Vor allem schlug die Finanzabteilung Alarm. Sie ordnete Einsparungen bei Geschäfsreisen, Abendeinladungen, eine Kürzung verschiedener anderer Ausgaben sowie den Stopp der Vorauszahlungen an, die, um dem Mangel an Taschengeld der Angestellten vorübergehend abzuhelfen, bisher stillschweigend und halb offiziell anerkannt worden waren; sogar die am Fünfzehnten jeden Monats fälligen Zahlungen für geleistete Nachtarbeit wurden bis zum Monatsende verschoben. Als dieser Aufschub am Schwarzen Brett angeschlagen wurde, nahm der Leiter der Gesellschafs-Abteilung Tsugami scharf ins Gebet:
»Herr Tsugami, wir kommen, falls die Ausgaben noch weiter ansteigen, wirklich in die unangenehmste Bedrängnis! Viele unserer Leute haben sich auf die Auszahlung der Nachtarbeitsvergütung am Fünfzehnten fest verlassen, sie rechnen damit!« Vier Tage vor der Veranstaltung erhielt Tsugami von Tashiro ein Telegramm:
»Morgen früh sechs Uhr Ankunft Stiere Sannomiya.«
Die Ställe für die zweiundzwanzig Stiere waren auf einem von Brandbomben zerstörten Wohngelände vor dem Bahnhof Nishinomiya inzwischen fertig geworden, und auch für die Unterkunf ihrer Eigentümer sowie der Stiertreiber – insgesamt über hundert Personen – war in Hotels und Gasthöfen nahe der Stadt Nishinomiya gesorgt worden.
Am Abend tranken Omoto und Tsugami in Omotos Stammbar an der Neuen Umeda-Straße Whisky zusammen.
»Jedenfalls werden die Stiere bald da sein …«, sagte Tsugami.
Dem Gesicht der beiden Männer war deutlich Erleichterung anzusehen.
»Ja, sie können nun unmöglich mitsamt den Güterwagen unterwegs verschwinden! Aber es hat doch alles ungeheuer viel Geld verschlungen!« Es klang ein wenig Unzufriedenheit daraus, aber Tsugami tat, als merkte er nichts, und er achtete auch nicht weiter darauf.
»Geschäfliche Unternehmungen sollen heutzutage, wie es heißt, meist das Fünffache der veranschlagten Kosten verursachen! Falls sie, wie bei uns, nur dreimal so hoch sind, können wir zufrieden sein!«
»Hm, allzuviel wird ja nun auch nicht mehr nötig sein …«
»Dieser Meinung bin ich auch. Im übrigen wird sich schon ein Ausweg rinden …«
»So reden Sie, weil Sie Journalist sind, aber 00 000 bis 200 000 Yen lassen sich nicht aus dem Boden stampfen!«
Tsugami wäre beinahe ein ironisches ›Schlimmstenfalls, Chef, besitzen ja Sie diese Summe‹ über die
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