Der Stierkampf
Lippen gekommen, aber er unterdrückte das und sagte ruhig:
»Nach fünf Tagen, Chef, wird eine Million Yen hereinrollen!«
Pro Tag rechnete man mit 30 000 Besuchern, das waren an drei Veranstaltungstagen etwa 00 000 Menschen. Es gab 5 000 »Ringside«-Karten zu je
50 Yen, 20 000 Innenfeld-Karten zu 40 Yen, die
übrigen 75 000 Karten für das Außenfeld und die hintere Seite des Innenfelds kosteten je 30 Yen. Als Gesamtertrag aus dem Kartenverkauf waren also 3,3 Millionen Yen zu erwarten; zog man Million für die Ausgaben ab, blieb noch immer ein Reingewinn von 2,3 Millionen Yen, Teilte man diesen mit Tashiro, so kam, nach Tsugamis Schätzung, immerhin eine Million für die Zeitung herein. Ursprünglich war es – wie man sowohl innerhalb wie außerhalb der Zeitung glaubte – Tsugami gewesen, der die manchmal allzu großzügigen und gern improvisierenden Geschäfsmethoden seines Chefs Omoto zugehe, aber von einem gewissen Zeitpunkt ab hatte sich dies ins Gegenteil verkehrt. Die beiden Männer wußten das selber am besten. Tsugami erkannte in dem of recht vagen und beinahe zur Verschwendung neigenden Omoto zu seiner Überraschung plötzlich den Hang zu übertriebener Vorsicht und zu pedantisch ausgetüfelter Berechnung, und Omoto glaubte – mit der Intuition, die man gelegentlich einem langjährigen Bekannten gegenüber hat, in dem sehr gewissenhafen, manchmal recht schwierigen und fast hart wirkenden jungen Journalisten, den er im übrigen für außerordentlich klug und geschickt hielt, eine nicht recht vertrauenswürdige Leidenschaf entdeckt zu haben, die der unbezähmbaren Gier eines Irren glich.
Am nächsten Morgen fuhr Tsugami mit der frühesten Vorortbahn zum Sannomiya-Bahnhof. Der Güterzug war zwei Stunden eher als Tashiro erwartet hatte, nämlich schon um vier Uhr morgens, eingetroffen, die ganze Fracht wurde eben in der Halle ausgeladen. Es war ein kalter Morgen, der Boden fest gefroren. Die zweiundzwanzig Stiere, von deren siebenhundertfünfzig Kilo schweren, gewaltigen Körpern Dampf aufstieg, waren, von den Treibern begleitet, an dem Holzzaun des Bahnhofsgeländes angebunden. Aus der Gruppe von Männern, die neben dem Lagerhaus ein Holzfeuer angemacht hatten, kam Tashiro fröstelnd, das Kinn in seinem Ledermantel vergraben, herbei. Er rief Tsugami irgend etwas zu und fragte ihn dann:
»Na, was sagen Sie dazu? Sind das nicht herrlich kräfige Tiere!«
Und er fügte, mit dem Kinn auf sie weisend, hinzu:
»Das sind andere Stiere, als die, die sich in Kobe und Osaka von Speiseresten nähren müssen!« Er unterließ jede Begrüßung und wirkte, beide Hände in den Taschen vergraben und die Zigarette im Mund, triumphierend ganz wie ein sehr selbstsicherer Vergnügungsmanager.
»Das war bestimmt eine Riesenarbeit!«, meinte Tsugami.
»Weil wir genügend Güterwagen zur Verfügung hatten, ist aber alles gutgegangen. Die Fahrt hierher dauerte freilich so lange, daß ich total erschöpf bin! Wir waren immer wieder zu übernachten gezwungen! Es ist heute der fünfe Tag, seit wir in W aufrachen!«
Er sagte das mit einem Gesicht, dem nicht die geringste Müdigkeit anzusehen war.
»Der Zug der Stiere durch die Straßen wird also hundertprozentig stattfinden!«, begann er gleich wieder von Geschäfen zu reden. Nach dem Programm brachen die Sumō-Stiere an diesem Morgen um acht Uhr von Sannomiya auf und zogen durch ganz Kobe bis zu ihren Ställen in Nishinomiya. Am nächsten Tag sollten sie von Nishinomiya nach Osaka, dort ebenfalls durch die Straßen ziehen und schließlich nach Nishinomiya zurückkehren. Tsugami war vor allem der körperlichen Kondition der Tiere wegen besorgt, die lange Zeit in den Waggons hin und her geschüttelt worden waren, doch Tashiro sah hierin kein Problem:
»Gerade weil sie so lange stehen mußten, tut es ihnen jetzt gut, wenn man sie in Bewegung bringt!«
Er blickte, um sich über die Wetterlage zu orientieren, zum Himmel auf, sah dann auf seine Armbanduhr, erklärte, er müsse jetzt schnell noch den Bahnhofsvorsteher begrüßen und begab sich mit den tiefe Befriedigung verratenden Schritten eines Kompaniechefs, der seine ausrückende Truppe eben inspiziert hat, auf die andere Seite. Tsugami wollte gerade zu den Stierzüchtern, die er von seinem Besuch in der Stadt W flüchtig kannte, da zog ihn N, ein Reporter seiner Zeitung, der den Transport bis hierher begleitet hatte, zur Seite.
»Da, schauen Sie einmal hin!«, flüsterte er Tsugami zu und blinzelte
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