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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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herab – eine perfekte Demonstration von Galileis berühmtem Gesetz. Ein Triebwerk brannte noch, während es herabstürzte, ein Becher voll loderndem Treibstoff, der auf einem Hügelkamm aufkam, aufflammte und einen Ring aus Geröll aufspritzen ließ. Dann fielen überall Trümmer zu Boden, ein stetiges Niederprasseln, gefolgt von kurzen und merkwürdig stillen Explosionen. Macy rollte sich seitwärts an Sada vorbei und fiel über den Rand der Felsspalte.
    Sie schwebte eine kurze Strecke nach unten und kam auf einem steilen Abhang auf. Der Aufprall erschütterte ihren ganzen Körper im Innern des Druckanzugs. Sie benutzte ihre in Handschuhen steckenden Finger dazu, um ihre Geschwindigkeit zu verringern, während sie bis zum Grund des Spalts hinabglitt. Schreie und Rufe ertönten auf dem Kurzstreckenkanal, und sie schaltete ihn aus. In der plötzlichen Stille wurde sie sich ihres rasselnden Atems bewusst und dem Rauschen des Pulses in ihren Ohren.
    Obwohl die oberen Ränder des Spaltes in Sonnenlicht getaucht waren, war es an seinem Grund stockfinster, weil es hier keine Luft gab, die das Licht hätte brechen können. Die Dunkelheit bot Macy jedoch keinen Schutz, weil die Geister mit Infrarotsicht ausgestattet waren und Macys Anzug nicht vollkommen isoliert war. Und sie wusste, dass seine kleine Blase aus Luft und Wärme sie nicht ewig am Leben erhalten konnte. Die Batterien verfügten zwar über jede Menge Energie, aber in weniger als fünf Stunden würde sie ihren Luftvorrat aufgebraucht haben. Wenn sie fliehen wollte, würde sie sich auf der Stelle in Bewegung setzen müssen.
    Sie riskierte es, kurz die Anzuglampe auf der niedrigsten Stufe einzuschalten, und sah den Grund des Spalts vor sich,
der sich zwischen vorgewölbten Wänden dahinschlängelte. Sie ging so weit wie möglich vorwärts und tastete sich im Dunkeln bis zur Wand des Spalts vor. In der niedrigen Schwerkraft war es nicht weiter schwierig, an der Wand hinaufzuklettern. Sie hielt sich am Rand des Spalts fest und blinzelte in das schwache Sonnenlicht. Um sie herum war alles so still wie auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie.
    Als sie sich über den Rand hinaufzog, trat jemand aus dem tiefen Schatten eines großen Felsbrockens in zwanzig Metern Entfernung, richtete mit einer Hand eine Armbrust auf sie und tippte sich mit der anderen gegen den Helm.
    Macy schaltete die Funkverbindung ein.
    »Du kommst mit uns«, sagte Sada.
    »Es hat wohl keinen Zweck, wenn ich dich darum bitte, so zu tun, als hättest du mich nicht gefunden.«
    »Dreh dich um und geh in westliche Richtung«, sagte Sada. »Das Raupenkettenfahrzeug hat sich in Bewegung gesetzt. Wir müssen es einholen, bevor andere Leute hierherkommen, um nachzusehen, was geschehen ist.«
    »Ich verstehe ja, dass Loc Ifrahim euch nützlich sein kann, Sada. Aber ich bin nichts Besonderes. Und mit dem Tod eurer Freundin hatte ich nichts zu tun.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Aber wir wurden trotzdem darum gebeten, dich nach Paris zu bringen.«
    »Ihr könnt euch eine Menge Mühe und Ärger ersparen, indem ihr Marisa Bassi gleich sagt, dass ich ihm nicht helfen werde.«
    »Das wirst du ihm schon bald selbst sagen können«, erwiderte Sada.

› 5
    Der Spion war dazu ausgebildet worden, mit allen möglichen Schwierigkeiten zu rechnen und ihnen entsprechend zu begegnen – von routinemäßigen Ausweiskontrollen bis hin zu einem Verhör durch den Feind. Doch am Ende seiner Reise, die ihn um halb Dione geführt hatte, von der Stelle im Ödland bei Padua Linea, wo er mit der Kapsel gelandet war, bis nach Paris, stieg er einfach von dem Roboterschlepper, von dem er sich hatte mitnehmen lassen, und ging durch das geschäftige Treiben auf dem Güterbahnhof zur nächsten Luftschleuse. Er betätigte den Mechanismus, zog seinen Druckanzug aus und verstaute ihn in seiner Tragetasche, schlang sich die Tasche über die Schulter und trat auf die ruhige Straße im Industriegebiet hinaus.
    Als er die KI des sozialen Dienstes anrief, akzeptierte diese problemlos, dass er Ken Shintaro war, zweiundzwanzig Jahre alt, geboren in Rainbow Bridge, Kallisto, und gegenwärtig auf einem Wanderjahr, das ihn gerade erst ins Saturnsystem geführt hatte. Wenn sie mit fünfzehn die Volljährigkeit erreichten, reisten viele junge Außenweltler erst einmal ein oder zwei Jahre durch das System. Sie ließen sich von den Schiffen mitnehmen, die zwischen den verschiedenen Monden verkehrten – traditionellerweise waren die Schiffe auf

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