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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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die Sache nicht offiziell ist. Dass er Ihnen lediglich einen Gefallen tun will. Um mit Ihnen zu reden und Ihnen zu sagen …«
    »Ich weiß, was er mir sagen will. Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Nur dass Sie sich mit Leuten treffen, die eventuell Probleme verursachen könnten.« Macy sah über den Tisch zu der in einen Mantel gehüllten, fuchsgesichtigen Person hinüber, die neben Ursula saß. »Nichts für ungut. Das waren seine Worte, nicht meine.«
    Fuchsgesicht antwortete nicht, aber einen unheimlichen Moment lang schienen die bernsteinfarbenen Augen der Maske Macy zu verschlingen. Die Maske war auf beunruhigende Weise realistisch; jedes einzelne Haar der Schnauze (weiß an der Unterseite und rotbraun an der Oberseite), jedes Schnurrbarthaar wirkte perfekt. Die schwarzen Lefzen waren leicht geöffnet und ließen scharfe weiße Zähne erahnen.
    Ursula sagte: »Mr. Ifrahim hat Ihnen also erzählt, dass ich mich mit verschiedenen Leuten treffe. Hat er sonst noch etwas gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass dadurch das ganze Projekt gefährdet sein könnte.«
    »Glauben Sie ihm?«
    »Ich traue ihm nicht.«
    »Ihnen ist sicher klar, dass Sie verhaftet werden könnten, weil Sie in meine Privatsphäre eingedrungen sind«, sagte Ursula. »Das ist eines der wenigen Dinge, die hier unten tatsächlich verboten sind. Ich könnte Sie in alle möglichen
Schwierigkeiten bringen, Miz Minnot. Und wenn ich das täte, würden Mr. Ifrahim und Mr. Twain Ihnen wohl nicht aus der Klemme helfen.«
    »Das wäre nur fair«, sagte Macy und spürte, wie ihre Stirn und ihre Wangen trotz der eisigen Luft warm wurden, »weil es meine Idee gewesen ist hierherzukommen und nicht ihre. Ich dachte, wir könnten hier offen miteinander sprechen. Aber wenn Sie mir lediglich drohen wollen, gut, dann gehe ich eben wieder.«
    »Und was werden Sie Ihren Freunden sagen?«
    »Sie sind nicht meine Freunde. Ich werde ihnen sagen, dass Sie mit mir nicht über das reden wollten, was Sie hier unten tun. Dass sie selbst zu Ihnen gehen müssen, wenn sie mehr in Erfahrung bringen wollen.«
    »Glauben Sie, dass sie sich damit zufriedengeben werden?«
    »Ich bezweifle es. Aber wenn sie mich bitten, noch mehr für sie zu tun, dann werde ich ihnen sagen, dass ich vielleicht erst einmal mit Mr. Peixoto darüber sprechen müsste. Die ganze Sache offenlegen.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    Wie sie so mit geradem Rücken dasaß, in einen schwarzen Pelzmantel gekleidet, das glänzende blonde Haar gekämmt und fein säuberlich zu zwei Partien gescheitelt, die auf beiden Seiten ihr Gesicht einrahmten, sah Ursula Freye überhaupt nicht so aus, als sei sie von Trauer oder Wahnsinn befallen. Sie wirkte kühl und vollkommen beherrscht. Sie war mindestens doppelt so alt wie Macy, aber ihre Haut war faltenlos und so glatt wie Porzellan, abgesehen von leichten Ringen unter den Augen. Der Blick ihrer blauen Augen war scharf und lebendig. Auf der Erde hätte sie dafür sorgen können, dass Macy wegen Ungehorsam ausgepeitscht oder ins Gefängnis geworfen wurde. Oder sogar beides. Aber sie
befanden sich nicht auf der Erde, sondern im Herzen einer Zone, wo die üblichen Regeln nicht mehr galten, und Macy fühlte sich dadurch ermutigt.
    »Was immer Sie hier tun, ist Ihre Angelegenheit«, sagte sie. »Und solange es in der Zone bleibt, gibt es für mich keinen Grund, Mr. Peixoto oder sonst jemandem davon zu erzählen. Aber wenn es Auswirkungen auf das Projekt hat, dann betrifft es uns alle.«
    »Sind Sie jemals verliebt gewesen, Miz Minnot?«
    Macy zögerte nur einen Moment lang. Sie hatte beschlossen, aufrichtig zu sein, und solange sie Ursula dazu bringen konnte weiterzusprechen, könnte sie vielleicht doch noch etwas in Erfahrung bringen. »Es gab da mal einen Jungen. Eine Zeit lang dachten wir, wir seien ineinander verliebt.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hatte es satt, auf der Straße zu leben, und wollte mich dem R & S-Korps anschließen. Jax hingegen wollte Pittsburgh nicht verlassen. Er war dort aufgewachsen. Er kannte nichts anderes. Also …«
    »Sind Sie Ihrer Wege gegangen und haben ihn zurückgelassen.«
    Macy zuckte die Achseln. »So in etwa.«
    Sie erinnerte sich daran, wie sie und Jax sich den halben Sommer lang darüber gestritten hatten. Schließlich hatte Jax ihr gesagt, dass sie machen sollte, was sie wolle, solange sie nur nicht mehr darüber reden müssten. Am nächsten Tag hatte sie sich angemeldet. Als sie zwei Wochen später zur Grundausbildung abgereist war,

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