Der stille Ozean
hinter sich herschleifte, bis sie die Sammelstelle erreicht hatten. Er strich über den Schwanz und den Körper und ging dann zum Wasser, wo die Jäger hockten. »Waschen Sie sich die Hände, wenn Sie ihn angegriffen haben«, sagte einer der Männer. »Wegen der Tollwut.« Das Bachbett war voller grauer, alter Blätter, das klare Wasser floß darüber. Aber als er sich die Hände wusch, spürte er, daß es klebrig war. Der Jagdleiter war jetzt gekommen, er trug einen Klappsitz im Rucksack, die hölzernen Beine ragten heraus.
»Ich möchte den Fuchs kaufen«, sagte Ascher. »Es ist ein schöner Fuchs«, sagte der Jagdleiter. »Glauben Sie, daß er gesund ist?«
»Ja.«
»Wir können ins Geschäft kommen, wenn wir mit der Jagd fertig sind«, sagte der Mann.
Ascher wußte nicht, was ihn an dem Fuchs anzog. Schon im alten Haus hatte er den Fuchs bewundert, der aus dem Fenster vor ihm geflüchtet war. Seine Schwanzspitze war weiß. Er würde den Fuchs kaufen und das Fell gerben lassen. Er stellte sich vor, wie seine Frau mit dem roten Fuchskragen aussehen würde.
»Im letzten Winter habe ich einen geschossen, der auf einen halb zugefrorenen Mühlteich geflohen ist, aber bevor er es sich überlegt hat, in das Wasser zu springen, hat er kehrtgemacht und versucht, über das Eis zu entkommen, wo ich ihn erschossen habe«, sagte der Jäger, indem er den Fuchs aufhob und weiter hinter sich herschleifte. Kalk staubte von einer Wiese auf, und die Jäger, die Tiere mit sich trugen, gingen am schmalen Wiesenrand, auf dem der Kalk nicht so dicht lag. Noch immer schien die Sonne. Auf den Hügeln war es hell, aber hier herunten im Graben lag Schatten. Mit Sicherheit würde er den Fuchs kaufen. Er wußte, daß er Therese gefallen würde. Jemand mußte ihm das Fell abziehen, das war klar. Aber dafür würde sich bestimmt jemand finden. Ein Pfad führte zu einem steinernen, weißen Bauernhaus mit einem hölzernen Obergeschoß. Natürlich durfte er Therese nichts Trauriges erzählen, sie weinte leicht. Ascher mußte lächeln. Wenn er ihr in allen Einzelheiten erzählte, wie sie den Fuchs geschossen hatten, würde sie sicher weinen. Er mußte ihn ihr in einem Anflug oberflächlicher Freude geben. Jetzt erschien Ascher der Fuchs klein. Als er ihm im alten Haus gegenübergestanden hatte, war er ihm groß vorgekommen und – er würde es ruhig zugeben – Respekt einflößend. Aber die Jäger hatten gesagt, daß es ein schöner Fuchs war. Er hatte schwarze Barthaare, sein Fell war auf dem Bauch weich und auf dem Rücken an der Oberfläche drahtig, sein Schädel breit, die Zähne waren spitz und weiß gewesen wie Elfenbein. Der Jagdleiter blieb stehen und teilte die Jäger wieder zum Anstehen ein. Ascher blieb bei dem Jäger, der den Fuchs hinter sich herschleppte.
Er betrat den Bauernhof und wusch sich, nachdem er zuerst um Erlaubnis gefragt hatte, im Kuhstall die Hände. Der Hofhund stand hinter einem Sandhaufen und bellte. Weiter unten hörten sie die Treiber vorbeiziehen. Der Jäger ließ sich Zeit und schlenderte mit ihm die Asphaltstraße, die sie nun erreicht hatten, hinunter, am Waldrand entlang, an dem die Jäger auf Klappstühlen saßen. Auch den Alten sah Ascher mit verkniffenen Lippen, den Oberkörper nach vorne gebeugt auf seinem Klappsitz in den Wald starren. Er blickte nicht auf. Von seinem Platz sah man tief in den Wald hinein, auf das Laub und die Baumstämme. Mit den Jägern, an denen sie vorbeikamen, sprachen sie nichts. Am Ende des Waldes, wo wieder die Äcker begannen, setzten sie sich auf einen Bretterstapel. Ein Bauer fuhr an ihnen vorbei mit einer Ladung Mist, der, als er sie auf dem Acker auslegte, dampfte. Dann kam der Lieferwagen mit dem Alten im Schrittempo, hielt an und nahm den Fuchs auf, den der Jäger wie einen Gegenstand in das Auto schob. Ascher folgte nicht mehr den Jägern, sondern begleitete den Alten zum Bauernhof. Er nahm ihm das Gewehr und den Patronengurt ab, den er sich selbst um den Bauch schnallte, und der Alte hatte den Hut vom Kopf genommen. Der Graben lag weit und ohne Menschen vor ihnen. Ab und zu arbeitete ein Traktor in der Ferne. Der frisch gepflügte Acker, der sich vor ihnen ausdehnte und den er manchmal zwischen Obstbäumen oder Telegrafenmasten sah, kam ihm vor wie ein brauner Fluß. Sie gingen an der bemalten Kapelle vorbei zum Haus, wo Ascher ihm das Gewehr und den Patronengurt zurückgab. »Das ist gut so«, sagte der Alte, »sie sollen nicht sehen, wie ich beisammen bin.« Er
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