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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Lauf neben dem Kopf nach vorn gerichtet, und wartete.
    Plötzlich peitschte ein weiterer Schuss aus einer anderen Richtung.
    Heilige Scheiße.
    Ich saß in einer Zwickmühle, denn ich wurde von zwei Seiten unter Feuer genommen. Dann wurde mir bewusst – zumindest sagte ich mir, dass es so war, weil es mich beruhigte –, dass der Schuss vom Pima Pistol Club gekommen war, der südlich von meiner derzeitigen Position direkt an den Park grenzte. Wie um meine Vermutung zu bestätigen, hallte ein weiterer Schuss, der unverkennbar von einer Pistole stammte und nicht von einem Gewehr.
    Meine Bauchlage ließ nicht zu, dass ich irgendetwas sehen konnte, was mir vielleicht weiterhalf, also rollte ich mich unter der Bank hindurch auf die andere Seite, erhob mich auf die Knie und spähte zwischen den Brettern der Rückenlehne hindurch. Jetzt, wo ich wusste, wonach ich suchte, musste ich lediglich den Bereich unter Beobachtung halten, wo ich den Schützen gesehen hatte. Unter den zahllosen Reflexionen der Sonne in den Pfützen und Tümpeln suchte ich nach dem einen Funkeln, das sich zur Seite bewegte wie ein langsamer Meteorit zwischen Fixsternen am Himmel. Anfangs war nichts zu sehen, doch dann bemerkte ich ein kurzes Blinken, als die Waffe sich beim Gehen hob und senkte. Der Schütze war ein Stück den Berg hinuntergestiegen, um näher an mich heranzukommen.
    Das Blinken verharrte, und er feuerte erneut, hatte diesmal aber keine Chance, mich zu treffen. Die zweite Kugel schlug noch ein Stück weiter entfernt ein als die erste.
    Wenn das der gleiche Kerl war, der mir Peasil auf den Hals gehetzt hatte, und wenn er den Job jetzt selbst in die Hand nahm, mochte er ein Killer sein – ein professioneller Scharfschütze war er bestimmt nicht, sonst hätte er nicht auf diese Weise eine Kugel verschwendet. Und wenn er schon den Fehler gemacht hatte, sein Zielfernrohr nicht abzudecken, um sich nicht vorzeitig zu verraten, würde er möglicherweise noch weitere Fehler begehen. Vielleicht würde er die Distanz oder die Flugbahn falsch einschätzen, die zunehmende Erwärmung des Laufs und die Senkung des Projektils, selbst wenn er mit einem Steyr HS .50 gefeuert hatte, einem fantastischen Präzisionsgewehr, selbst in der Hand eines Amateurs.
    Ich suchte das Gelände erneut ab und schätzte die Entfernung, aus der die Schüsse abgefeuert worden waren. Der Angreifer hatte das Überraschungsmoment eingebüßt, aber er würde nicht einfach aufgeben – ein Beweis entweder von Dummheit oder Entschlossenheit, und beides machte ihn gefährlich. Ich konnte hier liegen bleiben und warten, dass er näher kam, um herauszufinden, wer der Schütze war, und die Sache beenden. Doch ich war ohne jede Chance, was die Feuerkraft anging, und je näher er kam, desto größer war das Risiko für mich und die Hunde.
    »Bleibt hier!«, flüsterte ich den beiden zu. Dann kroch ich in der Deckung hinter dem Gestrüpp am Rand der Mesa entlang, bis ich die Felsentreppe sehen konnte, die auf der anderen Seite nach unten führte. Wenn er mir den Weg abschneiden wollte, kam er vielleicht hier hoch. Besser, ich schnappte mir die Hunde und rannte den Weg zurück, den ich gekommen war, selbst wenn es weiter war. Sobald ich die ersten Stufen hinter mir hatte, war ich aus seinem Schussfeld. Von da an war es nur noch eine Frage, wer schneller am Parkplatz war, er oder ich, aber darüber würde ich mir später Gedanken machen.
    Ich schaute zum Himmel. Mit ein bisschen Glück würde das Unwetter jeden Moment losbrechen und den Schützen einfach aus dem Berg spülen. Doch im Augenblick arbeitete das Wetter gegen mich. Die Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben – ich konnte den Gegner nicht mehr anhand der Spiegelung seines Zielfernrohrs ausmachen.
    Ich schätzte die Entfernung. Wenn ich mich irrte, und der Schütze kannte sich doch mit seiner Waffe aus, hatte er mich binnen zwei Sekunden im Visier, und ich war erledigt. Doch selbst wenn er schon nachgeladen hatte und schussbereit war, musste er mich erst wieder anvisieren, sobald ich mich ein wenig bewegte. Ein aufgeschrecktes Ziel ist ein schwieriger zu treffendes Ziel.
    Ich kehrte zur Bank zurück und spähte zwischen den Holzplanken hindurch, während ich mich fragte, wo er steckte. Das Gute daran war, dass er meine genaue Position ebenfalls nicht kannte. Ich musste ihn irgendwie dazu bringen, dass er reagierte. Ich band die beiden Hundeleinen los. »Auf geht’s«, sagte ich zu den Möpsen und wollte mich erheben,

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