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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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aus der Tasche, das ich bei Peasil gefunden hatte, und checkte die Nummern, die er angerufen hatte. Sie waren alle von der gleichen Sorte, Pizzadienste und dergleichen. Wenn er mit jemandem telefoniert hatte, der Schlimmeres im Schilde führte als beispielsweise Magpie’s Pizza, hatte er die Nummer hinterher gelöscht. Trotzdem überlegte ich, wie eine gelöschte Nummer zum Route-66-Killer führen konnte. Für einen erfahrenen Techniker, der sich mit Mobiltelefonen auskannte, enthielt das Gerät in meinen Händen möglicherweise nicht nur die Identität des wahren Mörders, sondern auch die Beweise, um mich für den Mord an Peasil zur Verantwortung zu ziehen. Ich steckte das Handy wieder ein und nahm mir vor, einen guten Hacker außerhalb des FBI zu suchen.
    Ich hatte eine ganze Stunde damit verbracht, sämtliche Nummern von Peasils Handy anzurufen, und war mehr und mehr frustriert gewesen angesichts einer Machtlosigkeit, die ich als Agent beim FBI so nicht gekannt hatte. Doch Wut und das Gefühl der Hilflosigkeit brachten mich keinen Schritt weiter, also begab ich mich gegen 10.30 Uhr zum Gebäude des Bundesgerichts, wo Floyd Lynch irgendwann im Verlauf der nächsten Stunden sein offizielles Geständnis ablegen würde.
    Es war beinahe unmöglich, einen Parkplatz zu finden, genauso schwer, wie einen Platz auf den Stufen vor dem Gebäude zu ergattern. In Tucson hatte es seit den Sechzigern keinen Serienkiller mehr gegeben. Damals hatte ein Kerl, der aussah wie Elvis und von den Medien den Spitznamen »Pied Piper« erhalten hatte, »Rattenfänger von Tucson«, Mädchen von der Highschool abgegriffen.
    Alles war versammelt, lokale und nationale Nachrichtenteams. Es war schon eigenartig, Morrison zu sehen, dazu Adams Vance, den Bundesanwalt, sowie Royal Hughes, den Pflichtverteidiger, die sich alle drei um die besten Plätze vor den Kameras drängten.
    Von meinem Platz aus konnte ich die Antworten hören, die Morrison den Reportern gab.
    »… stolz auf unsere hervorragenden lokalen und föderalen Gesetzesbeamten, einschließlich Deputy Sheriff Maxwell Coyote und Special Agent Laura Coleman, die gemeinsam den Mann gefangen genommen haben, der sich ohne Zweifel als einer der aktivsten Serienmörder dieses Jahrhunderts erweisen wird.«
    »… das ist korrekt. Die anfänglichen Vernehmungen führten sehr schnell zu einem freiwilligen Geständnis von nicht weniger als acht Morden, zurückgehend bis in das Jahr 1998. Das letzte Opfer wurde bei der Verhaftung des Täters in seinem Lastwagen gefunden.«
    Ich suchte die Menge nach Laura Coleman ab.
    Stattdessen fiel mein Blick auf Zach Robertson.
    Im ersten Moment hatte ich das gleiche irrationale Gefühl wie in Gerald Peasils Van. Mein Gehirn musste erst die Lücke zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit schließen und verarbeiten, dass Zach offensichtlich doch nicht in das Flugzeug nach Michigan gestiegen war. Er stand fast völlig verdeckt hinter einem Kameramann von Fox News Tucson.
    Er beobachtete mich.
    Zach und ich waren zu einer Zeit zusammengekommen, als die Gefühle blank lagen wie Nervenbahnen ohne schützende Haut darüber. In solchen Zeiten lernt man die Menschen kennen wie niemals sonst. Wir wussten beide, was als Nächstes geschehen würde. Ich konnte es an seinen Augen erkennen, an seinem leicht geöffneten Mund und seinem Hecheln, wie bei einem nervösen Hund.
    »… Floyd Lynch war zum Zeitpunkt des ersten Mordes sechsundzwanzig.«
    »… ja, mit Ausnahme von zwei Opfern haben wir alle identifiziert. Eine der nicht identifizierten Leichen ist Mexikanerin, die Lynch allem Anschein nach aufgesammelt hatte, nachdem sie illegal in die Vereinigten Staaten gekommen war. Die Verbrechen wurden grenzübergreifend verübt. Schon aus diesem Grund war das FBI so stark in die Ermittlungen involviert.«
    »… richtig. Sämtliche Opfer waren Frauen.«
    Ich musste so schnell wie möglich durch die Menge und zu Zach, koste es, was es wolle. Ich kämpfte gegen das Gedränge an, murmelte immer wieder » FBI , FBI «, was bei den Zivilisten seine Wirkung nicht verfehlte, bei den Journalisten und anderen Medienleuten, die ihren eroberten Platz behaupteten, allerdings wirkungslos blieb. Sie wären selbst dann keinen Zoll zur Seite gewichen, wäre ich der Papst mit einem schlimmen Anfall von Dünnschiss gewesen. Ich bahnte mir meinen Weg, so gut ich konnte, als ein Raunen durch die Menge ging. Am Fuß der Treppe hielt ein Einsatzwagen des Sheriffs. Max stieg aus, gefolgt von Floyd

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