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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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gestern gewesen, und musste mich am Türrahmen abstützen. Der Schmerz nagte an mir, aber Black fragte unablässig weiter.
    »Claire hat mir schon erzählt, dass sie einige Menschen verloren hat, aber ich dachte, sie hätte ihren Sohn und den Exmann gemeint.«
    Booker gab einen leisen Pfeifton von sich. »Ja, wie soll das ein Mensch verkraften. Wie auch immer, danach lebte sie bei wechselnden Pflegeeltern, bis sie die Highschool in Pensacola abschloss und ein Stipendium für die Louisiana State University bekam.«
    »Sie hat gesagt, dass sie auf der LSU war. In dem Punkt hat sie also nicht gelogen.«
    »Tatsächlich? Jetzt rat mal! Annies Mitbewohnerin von damals ist auch gestorben. Sie hieß Katie Olsen. Sie ist nachts im Studentenwohnheim auf der Treppe ausgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. Auch das ein Unfall, wie es hieß.«
    Ich machte die Augen zu und ballte die Fäuste. Ich hatte Höllenqualen mit diesen Erinnerungen durchlebt, und nun warf John Booker die intimsten Details aus meinem Leben durch die Gegend wie eine Handvoll Konfetti. Trotzdem jedoch hörte ich weiter zu und hoffte insgeheim, er hätte etwas gänzlich Neues in Erfahrung gebracht, das ich unbedingt wissen musste.
    »Also, Nick, jetzt lass dir den Rest auch noch erzählen und dann sag mir mal, das wäre alles Zufall. Annie hat die Uni nach Katie Olsens Tod verlassen und ging westwärts nach Orange County, wo die Mutter ihres Onkels Tim lebte, eine gewisse Margaret Owens. Margaret war frisch verwitwet und hatte auch den Tod von Tim und Kathy noch nicht verwunden. Sie nahm Annie gerne bei sich auf. Das war die Zeit, als Annie auf die Polizeiakademie ging, ihren Abschluss als mit die Beste ihrer Klasse machte, ihren Dienst bei der Polizei von L.A. aufnahm, einen Typen namens Todd Blue heiratete und einen Sohn bekam, den sie Zachary nannte. Alles in dieser Reihenfolge.«
    Das stimmte alles. Aber das Schlimmste sollte noch kommen, und ich war mir nicht sicher, ob ich es ertragen würde, es mir so kalt und gefühllos vorgetragen anzuhören. Aber vielleicht war ich überhaupt nur in der Lage, es mir so anzuhören, ohne jegliche Emotionen, Schmerzen, Schuld und Reue. Ich stand da wie versteinert.
    »Es gab also in dieser Zeit keine Unfälle mehr?«
    »Du meinst Tote? Nicht über einen Zeitraum von fast zehn Jahren, dann kam es zum großen Knall in L.A. Aber das kennst du ja bereits alles.«
    »Ich weiß nicht genau, wie es abgelaufen ist, nur dass es Tote gab. Claire spricht ungern darüber, und ich wollte sie nicht drängen.«
    Booker sagte: »Ich habe mich mit einem Freund unterhalten, der bei der Polizei von L.A. arbeitet. Er sagte, der Typ von dem du erzählt hast, du hättest ihn neulich getroffen, Harve? Er war Annies Kollege. Ihr Mann war krankhaft eifersüchtig auf Harve und warf den beiden vor, sie hätten eine Affäre. Er war der Meinung, sie seien zusammen gesehen worden. Natürlich waren sie beruflich ständig zusammen, aber so viel ich weiß, hatten sie nichts miteinander. Trotzdem hatte Annie von Blues Besitzdenken irgendwann die Nase voll und zog zusammen mit Zachary zurück zu Tims Mutter. Margaret kümmerte sich um den Jungen, wenn Annie im Dienst war.«
    »Sie hat also bei der Mutter ihres Onkels gelebt, mit der sie nicht wirklich blutsverwandt war?«
    Ich holte tief Luft und zwang mich, ruhig zu bleiben.
    »Richtig. Ich nehme an, sie hatte sonst gar keine Familie mehr gehabt. Eines Nachts dann drehte ihr Mann durch. Niemand weiß genau, was ihn dazu gebracht hat, aber er schlug Margaret Owens in ihrem Bett mit einem Baseballschläger tot und verließ mit Zachary das Haus. Er entdeckte Annie und Harve auf Streife, eröffnete das Feuer und traf beide, ehe sie in Deckung gehen konnten. Als Harve ein Schuss ins Kreuz traf, knallte Annie Blue ab. Sie wusste nicht, dass sich ihr Kind mit im Auto befand. Die Kugel durchlug den Körper ihres Mannes und traf den kleinen Jungen auf seinem Kindersitz.«
    »Oh mein Gott.«
    Ja, Black, oh mein Gott. Genau so ist es passiert. Und ich habe es Tausende von Male immer wieder von Neuem durchlebt wie eine Art Wach-Albtraum. Auch jetzt befand ich mich in einem Albtraum.
    »Ich sag dir eins, Nick, diese Frau war fertig mit der Welt, nach dem, was da passiert ist. Dann fiel sie auch noch den Medien zum Opfer, wurde pausenlos gejagt, bis sie schließlich ihre Sachen packte und die Stadt Hals über Kopf verließ. Ein Jahr lang wusste niemand, wo sie war, und auch ich tappte im Dunkeln, bis sie

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