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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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unter falschem Namen gerade rechtzeitig im Sheriff’s Department von Canton erschien, um den Mordfall Sylvie zu übernehmen. Den Rest der Geschichte kennst du.«
    Black sagte kein einziges Wort, also fuhr Booker fort. »Niemand hat so viel Pech im Leben. Man muss nicht unbedingt Doktor der Psychologie sein, um zu wissen, dass etwas faul sein muss, wenn der Tod einem Menschen anhängt wie ein nächtlicher Schatten. Ich bin kein Klapsdoktor, aber für meinen Geschmack bringt sie mir doch ein bisschen zu viel Tod und Unheil über ihre Mitmenschen. Hältst du sie eventuell für geistesgestört?«
    Black zögerte, und mir wurde fast schlecht. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, gespannt darauf, was er antworten würde.
    »Sie hat schon Probleme, aber sie ist niemals ein Serienmörder.«
    »Nun, ich jedenfalls an deiner Stelle würde die Finger von der Dame lassen und sie aus der Ferne beobachten.«
    »Sie könnte im Dienst jemanden töten – den Fall hatten wir ja schon –, wäre aber niemals zu einem kaltblütigen Mord imstande.«
    Booker schwieg vielsagend. Dann sagte er: »Na dann, du bist der Psychiater, Nick, nicht ich.«
    »Welchen Hintergrund hat die Mutter? Regina Baker?«
    »Nach ihrem Verschwinden hieß es in den Zeitungen, sie stamme aus einem kleinen Dorf, aus Hartsville, Missouri, gar nicht weit von hier. Mrs Barrow erinnert sich noch an eine Dame von dort, eine gewisse Helen Wakefield. Helen kam nach Reginas Verschwinden nach Poplar Bluff und kümmerte sich um Annie, bis Kathy und Tim sie abholten.«
    Black studierte wieder die Karte. »Mit dem Heli bin ich in weniger als fünfzehn Minuten in Hartsville. Wie war noch mal der Name?«
    »Helen Wakefield. Sie steht nicht im Telefonbuch, aber sie lebt auf einer Farm an einem Bach namens Walls Ford in der Nähe des Gasconade-Flusses. Das Kaff ist furchtbar klein. Wahrscheinlich kann dir jeder sagen, wo sie wohnt.«
    »Ich fahr da hin. Und du ermittelst bitte, wo Claire sich in dem Jahr aufgehalten hat, in dem sie untergetaucht war. In Farmington, ungefähr eine Stunde nördlich von Poplar Bluff, gibt es eine staatliche Psychiatrie. Versuch rauszukriegen, ob sie sich vielleicht dort behandeln ließ. Sie hasst Psychiater. Vielleicht ist das der Grund.«
    Genug gelauscht. An der Stelle beschloss ich, dass keiner von den beiden meine Tante Helen belästigen würde. Ich gab mich zu erkennen. »Genau, ich hasse Psychiater, in der Tat, und jetzt habe ich noch einen weiteren guten Grund, sie zu hassen.«
    Beide Männer drehten sich um wie von der Tarantel gestochen. Ich beobachtete Black, der immerhin eine gehörige Portion Schuldbewusstsein zur Schau stellte.
    »Hallo, Claire. Ich hab dich gar nicht gesehen. Wie lange bist du denn schon auf?«
    »Lange genug, um zu wissen, dass du mich heimlich hast ausspionieren lassen und dass mich dein raffinierter Freund Booker für eine durchgeknallte Mörderin hält, die ihre ganze Familie auf dem Gewissen hat. Wer weiß, vielleicht bin ich das ja auch. Vielleicht will ich im Moment euch beide kaltmachen. Vielleicht würde ich es ja auch tun, wenn ich nur meine Pistole hätte. Und vielleicht würdet ihr es ja auch beide verdienen.«
    »Lass mich alles erklären.«
    »Oh, wunderbar, Black, gegen eine Erklärung ist nichts einzuwenden. Aber Booker hat doch schon so gut wie jedes abgründige Detail aus meinem Leben vorgebracht. Wahrscheinlich soll ich Ihnen dafür dankbar sein, Booker. Jetzt ist alles raus, und ich muss mich nicht mehr auf die Couch legen und mich analysieren lassen. Sie können ja an meiner Stelle die Sitzungen bei Black absolvieren und mir dann später sagen, ob ich eine Macke habe oder nicht.«
    »Ich glaube, ich verzieh mich dann lieber mal und lass euch beide allein«, sagte Booker zu Black.
    »Sie sind doch immerhin so diskret, Booker. Na das wundert mich aber. Dass Sie überhaupt wissen, was dieses Wort bedeutet. Und warum wollen Sie jetzt schon gehen? Der Spaß fängt doch erst an. Vielleicht können Sie ja dabei zusehen, wie mich Doktorchen in eine Zwangsjacke steckt und mich medikamentös ruhig stellt.«
    »Claire, hör bitte auf.« Black hielt seinen Blick weiter auf mich geheftet, als Booker den Raum über eine andere Tür verließ. Die Bombe zünden und dann das Weite suchen, das Familienmotto der Bookers.
    Ich war so zornig, dass ich kaum atmen konnte, aber ich hatte mich im Griff. Ich warf keine Gegenstände durch die Luft, und ich hatte auch keinen der beiden tätlich angegriffen. »Unglaublich,

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