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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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aufgelegt.«
    »Wirkte sie wütend oder aufgebracht?«
    »Nicht besonders, aber Sylvie ist eine Schauspielerin. Das behalte ich immer im Hinterkopf, wenn ich Schauspieler behandle.«
    »War es normal in ihrem Fall, dass sie sich verstellte, auch gegenüber guten Freunden, der Sie ja einer vorgeben zu sein?«
    »Wir waren gute Freunde«, sagte er nachdenklich. Er überkreuzte lässig die Beine, stützte die Ellbogen auf den Armlehnen ab und legte die Fingerspitzen aneinander. Ich vermutete, das war wohl eine seiner Lieblingspositionen, den nachdenklichen Psychiater zu mimen. Wahrscheinlich gab er sich in diesen Situationen seinen Tagträumen hin, welche Spielzeuge er sich als Nächstes anschaffen könnte, und die Patienten hatten das Nachsehen. Er fuhr fort: »Wenn sie keine Lust hatte, über ihre Probleme zu sprechen, versteckte sie sich gern hinter einer Fassade. Das machen wir alle. Auch Sie, nehme ich an.«
    Darauf reagierte ich nicht. Mir doch egal, wenn es stimmte.
    »Sie kommen mir bekannt vor«, sagte er plötzlich, und ich versuchte wieder, nicht darauf einzugehen, nur dieses Mal mit größeren Schwierigkeiten.
    »Ich habe Sie schon mal gesehen. Sicher. Das hab ich mir sofort gedacht, gleich als ich Sie sah.«
    »Vielleicht hab ich Ihnen einen Strafzettel für zu schnelles Fahren verpasst.«
    »Daran, von Ihnen gestoppt worden zu sein, Detective, würde ich mich bestimmt erinnern.« Um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, krallten sich seine Blicke geradezu an mir fest. Wieder lag dieses erotische Knistern in der Luft, was beiden von uns, glaube ich, eindeutig bewusst war. »Wir sind uns schon einmal begegnet, ich bin mir sicher. Ich habe eine besondere Gabe, mir Gesichter zu merken.«
    Ich hatte genug von diesem Thema. »Sie irren sich. Wir sind uns nie begegnet. Kann sich jemand für die Zeit Ihrer Rückkehr von Ms Borders Bungalow am Tatabend verbürgen?«
    Black schüttelte den Kopf. »Ich würde mein Hauspersonal nie länger als bis fünf Uhr in Anspruch nehmen, es sei denn bei besonderen Anlässen. Die meisten von ihnen haben Familie, und darauf muss man Rücksicht nehmen. Haben Sie Mann und Kinder, die zu Hause auf Sie warten, Detective Morgan?«
    »Hat Sie denn jemand gesehen auf dem Weg von Sylvies Bungalow nach Hause? Jemand von den Gästen oder vom Personal?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Wissen Sie, wo sich Ihr schwarzer Porsche zurzeit befindet?«
    Zum ersten Mal zeigte er sich sichtlich erstaunt. Die Reaktion schien echt. »Ich bin davon ausgegangen, er würde noch bei Sylvies Bungalow stehen.«
    Ich nutzte seine Verunsicherung. »Seit wann kennen Sie Ms Border?«
    Er zögerte und sprach dann so bedächtig, dass ich wusste, er verbarg etwas. »Sie war seit einigen Jahren meine Patientin, aber ich kenne sie schon länger. Schon sehr lange.«
    Ich spürte, dass ich endlich an etwas dran war, also biss ich mich fest wie ein Bluthund. »Wie kam es dazu, Dr. Black?«
    »Vor dem Durchbruch in ihrer Karriere als Soap-Star hat sie in New York als Model gejobbt. Meine Ex-Frau hat uns miteinander bekannt gemacht.«
    »Ihre Ex-Frau ist das Supermodel namens Jude. Ist das richtig, Dr. Black?«
    »Ihre Hausaufgaben haben Sie gemacht. Ja, das ist richtig, aber wir sind schon seit Jahren geschieden.«
    Ich notierte mir das. Ich näherte mich ihm jetzt aus einem anderen Blickwinkel. »Hat Ms Border Sie geliebt?«
    Seine faszinierenden blauen Augen reagierten, aber ich konnte nichts daraus schließen. Ich hasse es von ganzem Herzen, Psychiater zu vernehmen. Ich hasse überhaupt alle Psychiater. Sie waren darauf trainiert, Fragen und Bemerkungen ungerührt hinzunehmen. Sie waren Dynamit im Zeugenstand, und Nicholas Black beherrschte diese Kunst besonders gut.
    »Wie schon gesagt, Verhältnisse mit Patienten sind tabu für mich. Absolut. Noch deutlicher kann ich nicht werden.«
    »Nicht einmal ein rein emotionales Verhältnis?«
    »Wie Sie, Detective, habe ich mich darauf getrimmt, Emotionen außen vor zu lassen.« Er beobachtete mich wieder, und ich versuchte, nicht herumzuzappeln. »Haben Sie mal in New York gelebt, Detective?«
    Oh ja, genau. Dazu würde es noch kommen, dass ich seine Fragen beantwortete. »Was für eine Art Mensch war Ms Border?«
    »Im Grunde genommen war sie ein guter Kerl. Sie hatte das eine oder andere Problem, darunter auch ein gewisser Hang zu Drogen, der ihr Schwierigkeiten machte, aber mit meiner Hilfe war sie auf dem besten Weg, davon loszukommen.«
    »Welche

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