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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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wäre noch am Leben. Ich hätte sie schützen können. Jimmy Smith ist rund um die Uhr an meiner Seite. Wenn ich ihn ihr nur mitgegeben hätte. Ich habe ihr gesagt, sie sollte sich lieber einen Bodyguard nehmen, aber sie meinte nur, da unten mit Black würde sie keinen brauchen.« Er sah mich an, als wäre ich an allem schuld.
    Ich nickte trotzdem. »Ich würde mir auch wünschen, sie wäre lieber bei Ihnen in L. A. geblieben. Sie war eine tolle Frau.«
    »Und sie war auch gut, wirklich gut, müssen Sie wissen. Eine von ganzem Herzen gute Frau. Ich bin nicht gut, verstehen Sie? Ich habe einen Scheißruf, aber sie war gut für mich. Sie hat mir geholfen, mein Temperament im Zaum zuhalten.«
    »Sie neigen zu Wutausbrüchen, Mr Serna?«
    »Ja, das ist doch allgemein bekannt. Haben Sie es nicht gewusst?«
    »Haben Sie bei ihr auch mal die Beherrschung verloren?«
    »Sicher, öfter sogar.« Er sah mich an; seine Augen waren jetzt nicht mehr feucht. Sie blickten mich flehentlich an und versuchten, an meine Gefühle zu appellieren. Ich meinte mich zu erinnern, eine ähnliche Szene in seinem letzten Film gesehen zu haben. Kurz bevor er einer Polizistin einen Schuss zwischen die Augen verpasste. »Aber ich habe ihr nie auch nur ein Haar gekrümmt. Das hätte ich nicht übers Herz gebracht. Ich habe sie geliebt. Ich bin schier verrückt geworden, wenn ich sie mal länger nicht gesehen habe. Sie hat einen besseren Menschen aus mir gemacht. Ich bin ein Taugenichts, aber sie hat mich gebessert.«
    »Was können Sie mir über ihre Beziehung zu Dr. Black sagen?«
    Er runzelte die Stirn und rieb sich das Kinn. Es war unrasiert, aber vielleicht waren das ja schon »Trojaner«-Stoppeln. »Ich bin davon ausgegangen, die beiden haben eine Affäre. Wer wäre schon nicht gerne mit ihr zusammen, wer nicht? Aber sie hat es strikt verneint. Er sei ihr Arzt und ihr Freund, und sie würde ihn gern mögen, und er würde ihr helfen und damit basta. Ein reines Arzt-Patienten-Verhältnis, und jetzt, da ich ihn kennengelernt habe und wir ein wenig Zeit miteinander verbracht haben, glaub ich das auch. Allerdings hab ich das nicht geglaubt, als sie in seine Anlage zu ihren Therapiesitzungen aufgebrochen ist. Ich habe permanent dort angerufen. Manchmal bin ich fast wahnsinnig geworden, wenn ich daran dachte, was sie da jetzt wohl mit Black machen würde. Er ist bekannt für seine Vorliebe für schöne Frauen. Das weiß jeder.«
    Auch mir war das nicht entgangen. Ich musste sofort an die dralle Rothaarige denken. »Sie hatten also nicht wirklich einen Grund anzunehmen, zwischen den beiden wäre mehr?«
    »Nein. Sie hat immer gesagt, er sei nur ein Freund.«
    »Kennen Sie jemanden, der ihr gegenüber feindselig war?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich hab da schon so viel drüber nachgedacht und mir schier das Hirn zermartert. Die Menschen haben sie gemocht. Sie hatte so ein gutes Herz. Können Sie sich vorstellen, was sie gemacht hat? Letzten Winter, als wir in New York waren, hat sie alle Wintersachen, Mäntel, Jacken, Kopfbedeckungen und so weiter, aufgekauft und an die Obdachlosen verteilt. Zur Sicherheit hat sie Jimmy Smith und mich mitgenommen. Sie ist regelrecht aufgegangen in ihrer Aufgabe. Sie hat in meiner Küche Schinkensandwichs gemacht, einen ganzen Korb voll, und sie mitgenommen. Sie ist wirklich ein Engel.« Er erkannte, dass er eigentlich in der Vergangenheitsform hätte sprechen müssen, worauf seine Augen etwas feucht wurden.
    Ich hakte weiter nach, und es stellte sich heraus, dass er just am Tatabend mit einem ganzen Team bei Dreharbeiten beschäftigt gewesen war. Natürlich würde ich das sicherheitshalber überprüfen, aber das Alibi war doch ziemlich wasserdicht. Darauf sagte er noch, er sei im Lauf der nächsten Wochen für Innenaufnahmen zu den »Trojanern« in Los Angeles beschäftigt und stünde dort jederzeit für weitere Fragen zur Verfügung. Unser Gespräch schien ihn etwas beruhigt zu haben, und ich übergab ihn, traurig und tränenlos, in Mathias’ Obhut.
    Was Sylvies Eltern betraf, wartete ich erst einmal, bis ein Großteil der Trauergäste gegangen war, ehe ich mich ihnen näherte. Sie waren scheinbar sympathische Leute, trotz ihrer mörderischen und blutigen Geschäfte, und beide waren sie schwer betroffen vom Tod ihrer Tochter. Sie war ihr einziges Kind.
    »Sylvie war so ein liebes Kind«, sagte Gloria mit sanfter Stimme. »Immer für uns da, wenn wir sie gebraucht haben. Wir haben regelmäßig telefoniert, und sie hat

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