Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
stürzten, war sein einziger Gedanke nur noch der, Sie zu retten.«
    »Unsinn.«
    »Kann sein. Aus der Aufnahme geht jedenfalls sonnenklar hervor, dass er mit dem Wachmann zusammen ankam.«
    »Vielleicht steckt ja der Wachmann mit ihm unter einer Decke? Haben Sie daran noch nie gedacht, Charlie? Immerhin arbeitet er für ihn, nicht wahr? Oder vielleicht hat er diese zwei Ganoven angeheuert und alles von vornherein so arrangiert, dass er in der letzten Minute auftaucht und die Situation rettet. Als Held des Tages gewissermaßen. Lassen Sie es sich gesagt sein, Black hat die Finger hier mit im Spiel. Ich habe doch gehört, wie er mit ihnen gesprochen hat, um Himmels willen.«
    »Gehen Sie nach Hause, Claire, und ruhen Sie sich aus. Diesen Mal haben Sie den Falschen erwischt.«
    »Zur Hölle mit Ihnen, Charlie.«
    »Das will ich mal überhört haben. Sie sind müde und durcheinander. Gehen Sie nach Hause und denken drüber nach. Dann unterhalten wir uns weiter.«
    Am liebsten hätte ich ihn abgeknallt. Das Verlangen war so stark, dass ich mich richtig beherrschen musste, um nicht nach der Waffe zu greifen. Beim Weggehen sah ich gerade noch, wie Black und Booker von einer schwarzen Stretchlimousine abgeholt wurden. Das würde Black mir büßen. Das würde er mir büßen, und wenn ich selbst dabei draufginge.

16
    Es war Mitternacht, als ich durchnässt und schmutzig und rasend vor Zorn nach Hause kam. Dottie erwartete mich mit einem Topf selbst gemachter Hühnersuppe auf der Veranda. Ich liebte Dottie wie eine Schwester, aber nach Gesellschaft war mir in dem Moment nicht zumute. Das Einzige, worauf ich eigentlich Lust hatte, war, jemanden mit blanken Händen zu ermorden. Für Dottie bestand jedoch keine Gefahr. Dafür liebte ich ihre Suppe zu sehr.
    »Harve und ich haben es über Polizeifunk gehört«, sagte sie, indem sie aufsprang und sorgenvoll die Hände rang. »Oh mein Gott, wie du aussiehst. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Na ja, es ging mir schon mal besser.« In Wahrheit war ich mir überhaupt nicht sicher. Ich war noch immer wackelig auf den Beinen und über und über mit Schlamm besudelt. Aufgebracht ging ich in die Küche. Dottie folgte mir. »War Black das?«
    »Ja, aber es glaubt mir keiner.«
    »Ich glaub dir.«
    Auf Dottie war immer Verlass, und dafür war ich ihr dankbar, wirklich. Sie war eine gute Freundin, aber nun wollte ich allein sein. Ich musste nachdenken und meine verhärteten Muskeln entspannen. Dieser Whirlpool wär’s jetzt gewesen. »Danke, Dot. Nett von dir, mir die Suppe zu bringen, aber ich hab keinen Hunger. Ich bin hundemüde und, ehrlich gesagt, so was von angepisst, dass eh nicht viel mit mir anzufangen sein wird.« Sie nickte verständnisvoll. »Ich helf’ dir noch beim Ausziehen. Du wirst sehn, es geht dir besser, wenn du die schmutzigen Klamotten los bist.«
    Ich ließ sie machen und stellte mich dann so lange unter die heiße Dusche, bis Dottie ins Bad zurückkam, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder überfallen worden war. Ich trocknete mich ab, schlüpfte in ein übergroßes T-Shirt und in eine rote Leggings und machte es mir mit meinem Lieblingskissen auf meinem alten Kunstledersessel bequem. Dottie sah mich an, als wäre ich eine Bombe, die in jedem Moment hochgehen könnte. Ich ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken und schloss die Augen. Der alte Sessel hatte für mich eine ähnliche Bedeutung wie eine Kuscheldecke für ein kleines Kind. Ich hatte ihn schon so lange, mein Körper passte sich ihm optimal an, und er vermittelte mir das Gefühl, ein vertrauter Mensch aus Kindheitstagen würde mich in Händen wiegen.
    Dottie ging in die Küche und rührte die Suppe um, die munter auf meinem Herd vor sich hinköchelte. »Ich dreh die Platte ganz klein, aber du musst sie trotzdem im Auge behalten. Ich hab auch noch einen Grog mitgebracht. Der wird dich entspannen. Du brauchst einfach was, damit du nach der ganzen Aufregung schlafen kannst.« Ich öffnete die Augen, als sie um den Tresen herumging, der meine Miniküche von meinem Wohnzimmer trennte. Sie trug eine abgeschnittene Jeans und eine weite türkisfarbene Bluse. Ihre Haare hatte sie mit einer roten Spange hochgebunden. Sie war barfuß wie immer. Sie reichte mir einen großen weißen Kaffeebecher und sagte: »Ich weiß, dass du jetzt nicht gleich darüber sprechen willst, aber ich bin da, wenn du mich brauchst. Du brauchst nur mit der Tischglocke zu läuten, und ich bin sofort da. Manchmal hilft es ja, nur zu

Weitere Kostenlose Bücher