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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schmerz in seiner Schulter verstärkte sich. Er konnte sich nur schwer auf das konzentrieren, was Gillmor sagte, und noch schwerer wurde es ihm, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    »Ich gehe jetzt, Sir«, sagte Gillmor. »Sobald wir etwas hören…« Er verschwand, ehe Bolitho protestieren konnte.
    »Ein guter Offizier.« Sie setzte sich auf sein Bett und wischte ihm mit einem kühlen Tuch die Stirn ab. »Als ich so alt war wie er, hatte ich auch ein Schiff wie die
Coquette
.

In der Südsee. Das war eine ganz andere Welt.« Es fiel ihm immer schwerer, sich daran zu erinnern. »Drei Fuß lange Eidechsen und Schildkröten, so groß, daß ein Mann auf ihnen reiten konnte. Unberührt von der Zivilisation…«
    »Ruhen Sie, Captain.« Ihre Stimme verklang, und Bolitho sank in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
    Ein paar Stunden später erwachte er mit heftigem Schüttelfrost. Obwohl die Läden des Fensters geschlossen waren, wußte er, daß es Nacht war; und als er den Kopf zur Seite drehte, hörte er Allday sagen: »Er ist aufgewacht, Ma’am.«
    Hinter einem Wandschirm kam eine kleine Laterne hervor, und zwei Gesichter beugten sich über ihn.
    »Mein Gott«, flüsterte Allday, »ich muß Mr. Angus rufen!«
    »Warten Sie noch.« Sie beugte sich so tief über ihn, daß ihre Haare sein Gesicht berührten. »Holen Sie ihn noch nicht. Sie wissen doch, wie diese Chirurgen sind. Die denken immer gleich an Messer und Säge. Schlächter sind das«, zischte sie wütend.
    »Aber sehen Sie ihn doch bloß an!« Allday war ganz verzweifelt.
    »Wir müssen was tun!«
    Bolitho konnte nicht sprechen. Er war sehr schwach, aber zum erstenmal hatte er wieder Gefühl in der rechten Hand. Auch sein Arm schmerzte und war steif, aber er konnte ihn fühlen. Diese aufregende Entdeckung verstärkte noch das Fieber und den Schweiß, und er konnte nicht verhindern, daß ihm die Zähne klapperten.
    Ruhig und bestimmt sagte sie: »Gehen Sie nach nebenan, Allday. Ich weiß, was ich zu tun habe.«
    Die Tür öffnete und schloß sich, und Bolitho hatte die vage Vorstellung, daß Allday, geduckt wie ein Hund, dahinter hockte. Dann hörte er Seide rascheln, und kurz bevor die Laterne verschwand, sah er ihren Körper hell vor der dunklen Wand schimmern; lose hing ihr Haar über die nackten Schultern. Seine Bettdecke wurde angehoben, und lautlos glitt sie neben ihn, Brust und Schenkel dicht an seinen Körper gepreßt, seinen Kopf in ihrem Arm.
    Die Nacht verstrich; zwischen tiefem Schlaf und verrückten Träumen hörte er, daß sie leise und sanft zu ihm sprach, wie eine Mutter zu ihrem kranken Kind; der Klang war beruhigender als die Worte selbst. Die Wärme ihres Körpers hüllte ihn ein wie ein warmer Mantel, vertrieb die Eiseskälte und brachte seine rasenden Gedanken zur Ruhe.
    Als er dann wieder die Augen öffnete, sah er Streifen hellen Sonnenlichts durch die Läden scheinen; ein paar Sekunden lang dachte er, auch das wäre nur wieder ein Traum gewesen. Allday saß halb schlafend im Stuhl; und neben dem Fenster sah er ein Stück von ihrem gelben Kleid – sie ruhte dort in einem hochlehnigen Sessel.
    Kate stand auf und murmelte: »Nun sehen Sie schon viel besser aus.« Dabei lächelte sie ihm verstohlen zu, und da wußte er, daß es kein Traum gewesen war. »Wie fühlen Sie sich?« Fast unbewußt lächelte er ebenfalls. »Hungrig.« Allday sprang auf. »Ein Wunder!«
    Draußen kamen Schritte über den Steinfußboden: Keverne und dahinter Calvert. Kevernes düstere Miene erhellte sich etwas, als er Bolitho sah.
    »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, Sir«, sagte er. Bolitho stützte sich auf den Ellbogen. »Was ist passiert?«
    Resigniert hob der Leutnant die Schultern. »Wir sichteten zwei französische Vierundsiebziger und segelten hinterher. Es wurde dunkel, aber Sir Lucius bestand darauf, wir sollten dranbleiben, und zwar –«, es klang bitter –, »in geschlossener Formation.«
    »Weiter!« Er konnte es sich genau vorstellen: die Schiffe versuchten, unter vollen Segeln eng beieinander zu bleiben; dazu der Wind, die schwere See, die verzweifelten Versuche, die Hecklichter im Auge zu behalten… »Gleich nach Sonnenaufgang sichteten wir den Feind wieder. Der Admiral gab Befehl, daß die
Zeus

allein wenden sollte, aber durch die enge Formation wurde das Signal falsch abgelesen. Die
Tanai
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geriet dazwischen, und wir kollidierten mit ihrem Heck. Wir verloren das Bugspriet, und obendrein brach noch die Bramstenge weg. Als wir uns

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