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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Poate, still zu sein, und erwiderte: »Dann ist zu hoffen, daß diese Leute Ihnen helfen werden, Sir Hugo, denn für alle anderen Engländer sind Sie ein verdammenswerter Lügner, Betrüger und…« Er biß vor Schmerz und Wut die Zähne zusammen »… Ein Schweinehund, der zusehen konnte, wie ein Mann erst gefoltert und dann ermordet wurde – der Kriegsgefangene Witrand, der unter dem Schutz des Königs stand!«
    Jetzt blitzte ein Funken Angst in Draffens Augen auf. Aber er entgegnete grob: »Selbst wenn das wahr wäre – Witrand besaß keinen Kombattandenstatus und stand nicht unter Kriegsrecht. Als Offizier in Zivil war er als Spion zu betrachten.«
    Doch er kniff betroffen die Lippen zusammen, als Bolitho antwortete: »Das jedoch wußten nur der Admiral und ich, Sir Hugo. Wenn Sie ihn nicht bereits kannten – was meiner Ansicht nach der Fall ist, denn Sie versuchten nicht, an Bord der
Euryalu
s

mit ihm zu sprechen –, dann müssen Sie gehört haben, daß er unter der Folter seine Identität preisgab. So oder so sind Sie gebrandmarkt!« Er spürte, wie seine Wunde unter dem Verband blutete, aber er konnte sich nicht beherrschen. »Hinrichtungen ekeln mich an, aber ich würde weiß Gott einen Monatssold dafür geben, Sie in Tyburn am Galgen tanzen zu sehen!«
    Draffen musterte ihn verächtlich. »Schicken Sie die Leute hier raus!«
    »Kein Schachern, Sir Hugo. Sie haben genug Tod und Leiden verursacht.«
    »Na schön. Dann werde ich eben vor allen sprechen.« Er stützte die Hände in die Hüften und sagte gelassen: »Ich habe, wie Sie bemerkten, mächtige Freunde in London. Die können Ihnen das Leben in Zukunft sehr schwermachen und Ihnen jede Hoffnung auf Beförderung vereiteln.«
    Angewidert wandte Bolitho den Kopf ab. »Ist das alles?«
    Draffen zuckte zusammen und antwortete dann grob: »Sie haben doch einen Neffen in der Flotte? Den Bastard Ihres verstorbenen Br uders?«
    Bolitho blieb ganz unbeweglich. Er hörte Poates Füße auf dem Steinboden scharren und Calvert erschrocken auffahren.
    »Was würde der dazu sagen«, sprach Draffen weiter, »wenn er hörte, daß sein Vater, der Kaperkapitän, meine Sklavenschiffe passieren ließ? Daß er durch meine Schmiergelder reich geworden ist?«
    Bolitho wandte sich ihm wieder zu und sagte ganz ruhig: »Das ist eine Lüge.«
    »Die Leute werden es schon glauben. Und vor allen Dingen wird es mit der Laufbahn Ihres Neffen vorbei sein – nicht wahr?«
    Bolitho blinzelte, weil sich seine Augen vor Schmerzen trübten. Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden – er durfte nicht!
    »Hätte ich bisher irgendwelches Verständnis oder Mitgefühl für Sie empfunden, Sir Hugo, es wäre jetzt damit vorbei. Kein Mann verdient das, der das Leben eines jungen Menschen zerstören will, der bisher nur Not und Elend erfahren hat. Bringen Sie ihn weg, Mr. Poate!«
    Gelassen erwiderte Draffen: »Sie haben mich vieler Vergehen beschuldigt. Was andere auch dazu sagen mögen – Sie werden mir Satisfaktion geben, sobald Sie wieder gesund sind!«
    »Wie Sie wünschen. Sie werden mich durchaus dazu bereit finden. « Bolitho sank in den Sessel, und Draffen wurde hinausgebracht. Später war sie wieder bei ihm und führte ihn unter Vorwürfen zu seinem Bett.
    »Ich kann noch nicht schreiben«, sagte er, »darf ich Ihnen diktieren? Ich muß dem Admiral sofort einen Bericht schicken.«
    Sie musterte ihn neugierig. »Stimmt das, was er von Ihrem Bruder sagte?«
    »Zum Teil. Nicht alles «
    Die Tür flog wieder auf, und Poate stürmte herein. »Sir! Leutnant Calvert muß verrückt geworden sein!«
    Bolitho faßte die Stuhllehne fester. »Was ist passiert?«
    »Er hat Draffen auf die Plattform des Turmes gebracht und uns die Falltür vor der Nase zugeworfen. Als ich ihn aufforderte, sie wieder zu öffnen, gab er keine Antwort.« Poate schien es kaum fassen zu können.
    »Hören Sie!«
    Alle sahen zu Allday hin, der sich aus dem Fenster beugte. Über dem sanften Brausen von See und Wind hörte man das alarmierende Klirren von Stahl auf Stahl.
    Es hielt nicht lange an. Calvert erschien in der Tür, zwei Degen unterm Arm. Er sah außerordentlich gefaßt aus, beinahe melancholisch.
    »Ich melde mich zum Arrest«, sagte er. »Sir Hugo ist tot.« Leise erwiderte Bolitho: »
Mich

hatte er gefordert, Calvert.«
    Doch der schüttelte den Kopf. »Sie vergessen, Sir – vorher hatte er mich ›junger Laffe‹ genannt.« Er wandte sich ab, schien Poate und die anderen, die sich an der Tür drängten,

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