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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ran!«
    Über dem tiefen Saitenton von Wanten und Stagen hallten Stimmen; wahrscheinlich verfluchte der Dritte Offizier Kevernes unheimlich scharfe Augen – oder sein auf Sachverstand beruhendes Ahnungsvermögen.
    Draffen hatte wortlos zugesehen, wie die einzelnen Divisionen ihre vielfältigen Aufgaben ausführten. »Hoffentlich bin ich an Bord, wenn Sie mal Gelegenheit haben zu zeigen, was sie unter vollen Segeln wirklich leisten kann!« murmelte er.
    Bolitho lächelte. »Heute nacht wird es kaum dazu kommen, Sir. Wir werden die Marssegel sicherlich reffen müssen. Wenn man so eng aufgeschlossen segelt, besteht immer Kollisionsgefahr.«
    Keverne kam wieder nach achtern und faßte an den Hut.
    »Bitte die Wache unter Deck schicken zu dürfen, Sir.«
    »Genehmigt. Das hat gut geklappt, Mr. Keverne.«
    »Die
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ist auf Station, Sir«, erklang eine Stimme.
    »Recht so.« Bolitho ging nach Luv hinüber. Er blickte den Matrosen und Seesoldaten nach, die zum Niedergang eilten, unter Deck verschwanden und ihre Logis aufsuchten. Eine vollgestopfte, strudelnde Welt, wo sie zwischen den Kanonen schliefen, die sie in der Schlacht zu bedienen hatten, mit einer knappen Schulterbreite Raum für jede Hängematte. Was mochten sie wohl denken, wo es hinging? Und was sie da sollten?
    Draffen kam wieder zu Bolitho; beim Kompaß glühte sein Gesicht im Lampenschein kurz auf. Im Gleichschritt gingen sie beide an den Finknetzen auf und ab.
    »Muß ein seltsames Gefühl sein, Bolitho.«
    »Was meinen Sie, Sir?« Bolitho hatte fast vergessen, daß er bei seinem ruhelosen Auf und Ab nicht allein war.
    »So ein Schiff zu kommandieren. Eines, das Sie selbst in der Schlacht erobert haben.« Er redete schnell; offenbar hatte er über dieses Thema eingehend nachgedacht. »Ich an Ihrer Stelle wüßte nicht recht, ob ich ein Schiff, das ich selbst unter großer Gefahr erobert habe, auch verteidigen könnte.«
    »Das kommt immer auf die Umstände an, Sir«, erwiderte Bolitho stirnrunzelnd.
    »Mich interessiert das sehr. Sagen Sie, was halten Sie von der
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als Schiff, meine ich?«
    Bolitho blieb stehen und stützte sich auf die Achterdecksreling. Er fühlte das Holz unter seinen Händen erzittern, als sei dieses ganze komplexe Gebilde aus Holz und Hanf ein lebendes Wesen. »Sie ist sehr schnell für ihre Größe, Sir, und erst vier Jahre alt. Sie segelt gut, und auch der Rumpf ist gut gebaut.« Er wies nach vorn. »Anders als bei unseren eigenen Linienschiffen läuft die Plankung um den Bug, so daß es keine Schwachstelle gibt, die dem feindlichen Feuer ausgesetzt ist.«
    Draffen zeigte die Zähne. »Ihre Begeisterung gefällt mir. Wenigstens ein Trost. Und ich dachte, Sie würden ganz anders reden. Ich hätte gewettet, daß Sie sagen, der französische Schiffsbau tauge nichts.« Er lachte leise auf. »Aber da habe ich mich anscheinend geirrt.«
    »Die Franzosen sind großartige Schiffsbauer«, antwortete Bolitho gelassen. »Ihre Schiffsrümpfe sind in jeder Linie besser und schneller als unsere.«
    In spöttischer Bestürzung hob Draffen die Hände. »Aber wie können wir dann gewinnen? Wie haben wir bisher siegen können, noch dazu gegen ihre zahlenmäßige Überlegenheit?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Die Schwäche der Franzosen liegt nicht in ihren Schiffen oder im Mangel an Mut. Es ist die Führung. Zwei Drittel ihrer ausgebildeten und erfahrenen Offiziere wurden unter der Schreckensherrschaft abgeschlachtet. Und so lange sie durch unsere Blockade in ihren Häfen eingeschlossen sind, werden sie sich auch nichts zutrauen.« Er merkte recht gut, daß Draffen ihn nur ausholen wollte, aber er sprach weiter. »Jedesmal, wenn sie ausbrechen und unsere Geschwader in ein Gefecht verwickeln, lernen sie ein bißchen mehr, bekommen ein bißchen mehr Selbstvertrauen, auch wenn ihnen der Sieg versagt bleibt. Die Blockade ist meiner Meinung nach nicht mehr das richtige Mittel. Sie schädigt Unschuldige genauso wie diejenigen, gegen die sie gerichtet ist. Klare, entschiedene Aktionen, das ist die Lösung. Den Feind treffen, wo und wie immer wir können! Der Umfang solcher Aktionen ist dabei relativ unwichtig.«
    Eben wies der Wachoffizier mit schneidend böser Flüsterstimme einen Übeltäter zurecht, den der Bootsmannsmaat nach achtern gebracht hatte.
    Bolitho ging weiter, Draffen im Gleichschritt neben ihm. »Aber schließlich wird eine entscheidende Konfrontation der beiden großen Flotten stattfinden.«
    »Zweifellos, Sir.

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