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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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244.)
     
    Die Frau war eine eigentlich noch halbwilde Indianerin, die offenbar tief unter ihrem Mann stand.
    Letzterer, der auf sein Besitzthum etwas stolz zu sein schien, plauderte ausführlich über seinen Betrieb und seine Zukunft und drückte dabei auch sein lebhaftes Bedauern aus, daß seine Gäste den Rancho nicht in dessen ganzer Ausdehnung besichtigen könnten.
    Das sollte indeß nur aufgeschoben sein, denn er erwartete, daß die Piroguen bei der Rückfahrt hier etwas länger liegen bleiben würden.
    Maniockuchen, vorzügliche Ananasfrüchte, Tafia, den der Baré aus seinem Zuckerrohr selbst bereitete, Cigaretten aus Tabak eigner Ernte, bestehend aus zusammengerollten Tabakblättern mit einer Tabariumhüllung, alles das wurde freundlichst angeboten und ebenso angenommen.
    Nur Jean allein lehnte trotz des Drängens des Indianers die Cigaretten ab und kostete von dem Tafia nicht mehr, als daß er sich mit einigen Tropfen die Lippen benetzte. Das war recht klug und weise von ihm, denn der Liqueur brannte wie höllisches Feuer. Wenn Jacques Helloch und der Sergeant Martial dabei auch keine Miene verzogen, so konnte Germain Paterne dagegen gleich beim ersten Schluck eine Grimasse nicht unterdrücken, um die ihn die Affenwelt des Orinoco beneidet hätte – was dem Indianer eine angenehme Genugthuung zu bereiten schien.
     

    Am östlichen Horizonte zeigten sich die Umrisse eines Berges. (S. 250.)
     
    Die Gäste zogen sich gegen zehn Uhr zurück, und der Baré, dem einige seiner Feldarbeiter folgten, begleitete sie nach den Falcas, deren Mannschaften schon in tiefem Schlafe lagen.
    Als sich die Gesellschaft eben trennen wollte, konnte der Indianer es nicht unterlassen, im Hinblick auf Jorres zu sagen:
    »Und ich bleibe doch dabei, den Spanier in der Umgebung des Rancho schon früher einmal gesehen zu haben!
    – Warum sollte er das aber nicht zugestehen? fragte Jean.
    – Es wird sich nur um eine auffallende Aehnlichkeit handel, mein braver Indianer!« begnügte sich Jacques Helloch zu erwidern.
Drittes Capitel.
Zweitägiger Aufenthalt in Danaco.
    Schon seit achtundvierzig Stunden zeigten sich am östlichen Horizont die Umrisse eines Berges, den die beiden Schiffer Valdez und Parchal für den Cerro Yapacana erklärten. Sie fügten dem auch hinzu, daß dieser Berg von Geistern bewohnt sei, die alljährlich, im Februar und März, auf seinem Gipfel ein mächtiges Feuer auflodern ließen, dessen Widerschein die ganze Gegend erhellt und bis zum Himmel hinanreicht.
    Am Abend des 11. October hatten die Piroguen die Stelle erreicht, von wo aus jener vier Kilometer lange, anderthalb Kilometer breite und etwa zwölfhundert Meter hohe Cerro sich am besten überblicken läßt.
    In den drei Tagen nach der Abreise von Carida war die von einer beständigen Brise unterstützte Fahrt der Falcas ziemlich schnell und unbehindert verlaufen. Die Reisenden waren dabei an der Insel Luna vorübergekommen und den von dicht mit Palmenhainen bedeckten Ufern eingefaßten Strom hinausgefahren, ohne jede andre Schwierigkeit, als die der Passage eines unbedeutenden Raudal, das die »Teufelsbarre« genannt wird – obwohl sich der Teufel hier keineswegs quer vor den Weg gelegt hat.
    Der Cerro von Yapacana steigt aus der Ebene empor, die sich an der rechten Seite des Orinoco hinzieht. Wie bereits Chaffanjon bemerkt hat, zeigt er sich in der Gestalt eines riesenhaften Sarkophags.
    »Das erklärt es ja, bemerkte Germain Paterne, daß allerlei Feld-und Waldgeister, Gespenster, Hexen und andre Fabelwesen mythologischen Ursprungs sich mit Vorliebe dahin zurückziehen.«
    Am linken Ufer, gegenüber dem Cerro und oberhalb der Insel Mavilla, befand sich die Niederlassung eines venezuolanischen Handelscommissars, eines Mestizen, namens Manuel Assomption. Der Mann lebte hier mit seiner Gattin, ebenfalls einer Mestizin, und mehreren Kindern – im Ganzen eine recht interessante Familie.
    Als die Falcas vor Danaco anhielten, was erst in der Dunkelheit erfolgte, war die Fahrt durch eine der »Gallinetta« zugestoßene Havarie etwas verzögert gewesen. Trotz seiner Gewandtheit hatte Valdez es nicht verhindern können daß seine von einem Wasserwirbel erfaßte Pirogue an einen Felsblock anprallte. Durch den Stoß war ein zum Glück nur kleines Leck entstanden, das schon mit einer mäßigen Menge trocknen Grases wenigstens nothdürftig geschlossen werden konnte. Für die weitere Reise mußte die beschädigte Stelle freilich gründlich ausgebessert werden, und

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