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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Betracht, wenn es sich wirklich um die Rückreise handelte.
    Gewiß konnte man schmerzlich bedauern, daß diese Gegend am obern Orinoco so völlig menschenleer war. Wie vortheilhaft wäre es gewesen, bei Indianerfamilien etwa nöthige Erkundigungen einziehen zu können. Sie hätten jedenfalls über den einzuhaltenden Weg, über die Mission von Santa-Juana und deren genaue Lage im Nordosten des Flusses werthvolle Auskunft gegeben.
    Jacques Helloch hätte dabei wohl auch erfahren, ob Alfaniz mit seiner Quivasbande in der Umgebung des rechten Ufers aufgetaucht wäre, denn wenn Jorres sich ihr hatte anschließen können, hauste sie unzweifelhaft in dem benachbarten Gebiete.
    Ueberdies hätte man gewiß einen jener Indianer als Führer durch den dichten Wald anwerben können, der nur unbestimmte Pfade, die von vorübertrabenden Raubthieren oder von Indianern herrühren mochten, erkennen ließ.
    Als Helloch gegen Valdez den Wunsch aussprach, daß er hier gern auf Indianer stieße, unterbrach ihn dieser mit den Worten:
    »Möglicherweise treffen wir ein bis zwei Büchsenschuß weit vom Lager auf einzelne Hütten von Guaharibos.
    – Haben Sie Gründe, das zu glauben?
    – Wenigstens einen, Herr Helloch, denn als ich am Waldessaume, etwa zweihundert Schritt vom Ufer, entlang ging, hab’ ich Asche von einer Feuerstätte gefunden.
    – Erloschen gefunden?…
    – Ja, doch die Asche war noch warm.
    – Möchten Sie sich nicht getäuscht haben, Valdez! Doch wenn es Guaharibos hier in der Nähe giebt, warum sollten sie nicht neugierig auf die Piroguen zugelaufen sein?
    – Zugelaufen, Herr Helloch!… Nehmen Sie lieber an, sie wären spornstreichs entflohen.
    – Ja, warum denn? Wär’ es für sie nicht ein glücklicher Zufall gewesen, mit Reisenden in Verkehr zu treten, wo sie mit ihnen hätten nützliche Tauschgeschäfte machen können?
    – Es sind Memmen, die armen Kerle! Ihre erste Sorge wäre es nur gewesen, sich im Walde zu verstecken und erst wieder hervorzukommen, wenn sie glaubten, das ohne jede Gefahr wagen zu können.
    – Nun gut, Valdez, wenn sie selbst auch entflohen sind, haben doch ihre Strohhütten nicht die Flucht ergriffen, und vielleicht entdecken wir eine solche tiefer im Walde.
    – Darüber ist leicht Gewißheit zu erhalten, meinte Valdez, wenn wir nur bis zwei-oder dreihundert Schritt vom Waldessaume aus eindringen. Die Indianer pflegen sich nie sehr fern vom Flusse zu halten. Giebt es in der Umgebung überhaupt einen Sitio oder eine Einzelhütte, so werden wir keine halbe Stunde zu gehen haben, um darüber aufgeklärt zu werden.
    – Dann, Valdez, ziehen wir also auf Entdeckung aus. Da der Ausflug aber doch längere Zeit in Anspruch nehmen könnte, wollen wir erst frühstücken; nachher geht’s fort.«
    Unter Leitung der beiden Schiffer wurde das Lager schnell eingerichtet. Obgleich größere Vorräthe an Salzfleisch, Conserven, Maniocmehl u. dgl. vorhanden waren, beschloß man doch, diesen Proviant für die spätere Rückreise aufzubewahren, um dann nicht vielleicht völlig entblößt zu sein. Valdez und seine beiden Leute beluden sich mit einigen Säcken. Traf man Indianer in der Nachbarschaft, so sollten diese mit zu Hilfe genommen werden, und die Lockspeise einiger Piaster würde sie leicht zu Trägern und zu Führern machen.
    Uebrigens mußte auch die Jagd Jacques Helloch und seinen Reisegefährten, ebenso wie den im Lager am Pic Maunoir zurückbleibenden Mannschaften, mehr als das Nothwendige liefern. Wir wissen, daß die Ernährungsfrage nie von besondrer Bedeutung war, wenn man so wildreiche Landstriche bereiste. Schon der Saum des Waldes lieferte dafür einen Beweis.
    Hier flatterten Wildenten, Hoccos und Pavas umher, hier sprangen Affen von einem Baum zum andern und trabten Bisam-und Wasserschweine hinter dem Gebüsch dahin, während das Wasser des Rio Torrida von Fischen geradezu wimmelte.
    Während des Essens gab Jacques Helloch den Entschluß kund, den er in Uebereinstimmung mit Valdez gefaßt hatte. Beide wollten im Umkreis eines Kilometers zur Aufsuchung von Guaharibo-Indianern ausziehen, die hier in den Ilanos des obern Orinoco wohnen mochten.
    »Ich möchte Sie so gern begleiten, rief Jean.
    – Wenn ich Dir’s erlaube, mein Herr Neffe! erklärte der Sergeant Martial. Ich bin aber der Ansicht, Du schonst Deine Beine für die Wanderung. Ruhe getrost diesen Tag noch aus… auf ärztliche Verordnung!«
    Ein so großes Vergnügen auch Jacques Helloch bei dem kurzen Ausfluge die

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